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Sport-Porträt: Gleich Respekt verschaffen

Sport-Porträt

Gleich Respekt verschaffen

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    Seit etwa drei Jahren ist Annett Strissel in der Echinger Stockschützenmannschaft – und tritt jetzt in der 1. Bundesliga Süd an.
    Seit etwa drei Jahren ist Annett Strissel in der Echinger Stockschützenmannschaft – und tritt jetzt in der 1. Bundesliga Süd an. Foto: Foto: Ernst Hofmann

    Eching Aufgewachsen ist Annett Strissel in der Nähe von Görlitz, an der Grenze zu Polen. Stockschießen oder Eisstockschießen im Winter kannte sie in ihrer Heimat nicht. Für die mittlerweile 36-Jährige war das damals kein Thema und auch keine Sportart. Doch längst ist alles anders: Annett ist, auch wenn sie lediglich 1,58 Meter misst, eine feste Größe im überaus erfolgreichen Team der Stockschützinnen des FSV Eching. Zusammen mit den Schwestern Lisbeth Hirschmiller und Irmgard „Irmi“ Mühlhauser sowie Sibylle Roming – diese Moarschaft hat noch drei gut zielende Damen in der „Hinterhand“ – gelang vor Kurzem der Aufstieg in die Bundesliga Süd.

    Durchgeführt wurden die Wettbewerbe in Miesbach (Vorrunde) und in Regen (Rückrunde). 24 Damenmannschaften traten an – fünf sind aufgestiegen, darunter auch Eching. Das ganze Dorf war, wie berichtete, auf den Beinen, und bereitete den treffsicheren Damen einen „Großen Bahnhof“.

    Mit dem Sprung in die höchste deutsche Spielklasse rechneten wohl nur die allergrößten Optimisten. Denn das Frauen-Quartett aus Eching hatte sich zuvor lediglich zwei Jahre in der 2. Bundesliga „aufgehalten“. Mit 36 ist Annett, die beim Ambulanten Pflegedienst als Krankenschwester arbeitet, die Jüngste. Vor etwa drei Jahren hatte sie den Eisstock erstmals in die Hand genommen – nachdem die „anderen Mädels“ aus der Elitetruppe sie dazu animiert hatten. Von der für sie neuen Sportart wurde die Mutter von zwei Söhnen schnell „infiziert“, erinnert sie sich. Bei Wettkämpfen schiebt sie seither in aller Regel an, sie „macht das Maß“, wie Eingeweihte sagen: Dies mit einer gebrauchten, eingeschossenen gelben Scheibe.

    Noch ein Ritual übt die ehrgeizige Stockschützin aus, um auf dem glitzernden Eis „Maß-Arbeit“ zu leisten: Bevor sie schießt, greift sich Annett an die rechte Schuhsohle; diese ist vom Laufen auf dem Eis etwas feucht. Dann schnappt sie sich mit der etwas angefeuchteten Hand den Eisstock und holt aus. Grund für dieses Prozedere, das ihr irgendwann jemand in die Ohren geflüstert hat: „Da habe ich den Eisstock besser und sicherer im Griff.“

    Ziel als „Anschieberin“ des Teams sei es, sich beim gegnerischen Team sofort Respekt zu verschaffen, erläutert Annett Strissel. Mit ihrem Mann Marcel (35) steht sie einer sehr sportlichen Familie vor: Sohn Niklas (10) spielt Fußball in der E-Jugend des FC Greifenberg, Sohn Eric (13) hat’s mit Volleyball (die Mama übrigens auch), und der Papa schnürt bei der AH des FSV Eching die Fußballstiefel.

    Zurück zum Stockschießen: „Als Neuling in der 1. Bundesliga geht es für uns darum, den Klassenerhalt zu schaffen“, gibt sich Strissel keinen Illusionen hin. Voraussetzung sei eine einheitliche Leistung der Mannschaft auf hohem Niveau, denn „Ausreißer“ könnten nicht mehr gutgemacht werden. Wichtig bei dieser Mannschafts-Sportart sei punktgenaue Konzentration und ein fester Zusammenhalt, so die ehemalige Leichtathletin. Für ihre Kolleginnen und sie sei das kein Problem.

    Es gibt jedoch etwas beim Stockschießen, das Annett nicht leiden mag: „Wenn zuschauende Männer bei Wettkämpfen meinen, sich bei den Damen einmischen zu müssen.“ Neben Beruf und Sport verbleibt natürlich noch Zeit für die Familie: Da gehen alle zusammen gerne zum Wandern, zum Beispiel zur Partnachklamm, oder man versucht sich an einer Kletterwand in der Nähe von Augsburg.

    Top-Thema bleibt jedoch die Sportart Nummer 1 von Annett Strissel: Und diese, das Stockschießen, will sie so lange ausüben, wie es ihr Spaß macht.

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