Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Sport-Porträt: Ein Leichtgewicht unter Raubeinen

Sport-Porträt

Ein Leichtgewicht unter Raubeinen

    • |
    Fritz Hebenstiel in Aktion: Der 22-Jährige spielt bei den Starnberg Argonauts American Football.
    Fritz Hebenstiel in Aktion: Der 22-Jährige spielt bei den Starnberg Argonauts American Football. Foto: Foto: Christian Heinrich

    Dießen Seine Mutter kommt schon gar nicht mehr mit dem Kochen hinterher. Sechs Mahlzeiten verdrückt Fritz Hebenstiel aus Dießen pro Tag, doch an dem 22-Jährigen befindet sich nichts außer Haut und Knochen. Gerade einmal 73 Kilogramm bringt er auf die Waage – bei einer Körpergröße von 1,90 Metern macht der Schlaks mit diesem Gewicht sogar Germanys Next Top-Models Konkurrenz. Dabei ist der Dießener alles andere als ein zickiges Weichei. Bei den Starnberg Argonauts betreibt Hebenstiel eine der härtesten Sportarten auf diesem Planeten. Für den Football-Regionalligisten (Dritte Liga) versucht er, hinter der Verteidigungslinie die flinken gegnerischen Angreifer zu stoppen.

    „Du musst mehr essen“, bekommt der Abwehrakteur ständig von seinen Kollegen aus der Defense Line vorgehalten. Natürlich bemüht er sich nach Kräften, diese Forderung zu erfüllen, aber irgendwie will nichts an ihm hängenbleiben. Das ist vielleicht ganz gut so, denn sonst wäre Hebenstiel zu langsam, um seinen Job ordentlich zu erfüllen. Im sogenannten Backfield fungiert er als schnelle Eingreiftruppe, sollte ein Gegner das Bollwerk aus Abwehrspielern vor ihm überwinden. Wobei schnell für ihn relativ ist. „Im deutschen Football findest du für jeden was, auch für jemanden wie mich“, gibt er sich bescheiden.

    Freunde fürs Leben im Team gefunden

    Zwar sind die Argonauts äußerst sozial eingestellt, doch eine ABM-Stelle nimmt der Recke deshalb nicht ein. Wenn die Trainer ihren gesamten Kader beisammen haben, können sie auf fast 60 Akteure zurückgreifen. Da rutscht niemand aus lauter Barmherzigkeit ins Stammteam. Hebenstiel hat sich seinen Platz erkämpft, weil er nicht nur schnell auf den Beinen, sondern auch schnell im Kopf ist, um die Spielzüge des Gegners zu lesen.

    Vor ungefähr sechs Jahren zog er nach Starnberg, um dort American Football zu spielen. „Ich habe mir gedacht, du suchst dir einen Sport, wo das Team viel zählt“, lautete seine Maxime. Darüber hinaus fand er bei den Argonauten auch Freunde fürs Leben. „Ich mag die Leute hier, ich bin gerne mit ihnen zusammen.“

    Da wundert es nicht, dass er so gut wie nie eine Trainingseinheit verpasst. So viel Ehrgeiz und Disziplin sind bei den Argonauten eher rar gesät, weshalb sich Hebenstiel bald unter den Raubeinen der Verteidigung behauptete. In dieser Saison half er den Starnbergern, den dritten Tabellenplatz zu festigen. Der entsprach zwar nicht ganz der Vorgabe der Vereinsführung, die den Titel gefordert hatte, doch für den Dießener bedeutete dies schon einen gewissen Erfolg. „Football ist für mich Spaß“, stellt er klar, „ich brauche nicht aufzusteigen.“

    Auf diesen Spaß wird er in der nächsten Zeit allerdings verzichten müssen. Im Herbst beginnt er in Heilbronn ein Studium der Robotik und Automation. Die Distanz nach Hause ist zu groß, um regelmäßig das Training zu besuchen, weshalb seine Mannschaft die nächsten vier Jahre ohne ihn auskommen muss. „Es ist wie ein kleiner Abschied“, gab er nach dem Saisonfinale gegen die Allgäu Comets wehmütig zu. Die Heimspiele der Argonauten will er sich künftig trotzdem nicht entgehen lassen. Schließlich wollen seine Teamgefährten wissen, ob aus dem Leichtgewicht langsam ein schwerer Junge wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden