Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Serie: Wenn die Stöcke fliegen

Serie

Wenn die Stöcke fliegen

    • |
    Wenn die Stöcke fliegen
    Wenn die Stöcke fliegen

    Eigentlich ist es Aufgabe der Sportredakteure, über Sportarten zu berichten – und zwar als Beobachter. Doch in dieser Serie wollen wir den Blickwinkel einmal ändern – und berichten als „blutiger Anfänger“. Dabei stellt sich immer wieder heraus: Nichts ist so einfach, wie es aussieht. LT-Redakteurin Margit Messelhäuser versuchte sich beim Stockschießen.

    Penzing Maria Ruile meinte es gut: „Keine Sorge, bei unserem jährlichen Dorfpokalschießen fliegen die Stöcke noch mehr herum.“ Auch wenn es mich tröstete – so wirklich glauben konnte ich es kaum. Stockschießen – kennt man auf jeden Fall von den Hobby-Teams, die sich auf zugefrorenen Seen treffen. Angenehmer ist die Sache noch im Sommer, wenn man garantiert keine kalten Finger bekommt. Die Penzinger Stockschützen machten es möglich und boten gleich ein Training mit echten Spezialisten an, immerhin haben sie zahlreiche Nationalmannschaftsmitglieder in ihren Reihen.

    Rechtzeitig loslassen

    Hinstellen, ein bisschen schwingen, loslassen und dann sollte es doch funktionieren – tut es aber nicht. Und schon mit einfach hinstellen ist es nicht getan. „Wenn man Rechtshänder ist, hat man den linken Fuß ganz leicht vorgestellt und macht mit links auch den Schritt nach vorne“, erklärt Matthias Peischer. Wichtig auch: Der Rücken sollte gerade sein, und beim letzten Schwungholen nach hinten etwas mehr ausholen.

    Matthias Peischer macht es vor, und es sieht so leicht aus wie bei den Herrschaften auf dem See. Der Stock hat ein gutes Gewicht, etwa vier Kilogramm. Also erst mal ein bisschen schwingen, noch ein Mal nach hinten, dann mit links einen Schritt vor, etwas in die Knie und loslassen: Der Stock fliegt etwa einen Meter knapp über dem Boden dahin, landet, überschlägt sich einmal und rollt noch ein bisschen. Wie peinlich, doch Matthias Peischer nimmt’s gelassen: Du hast ihn zu spät losgelassen, das passiert schon mal.“ Ja, aber nur einem Anfänger. Diesmal macht es mir Florian Lechle vor, und auch bei ihm gleitet der Stock genau ins Haus und bleibt bei der Daube, dem Ziel liegen.

    Wenigstens die Richtung

    Immerhin bleibt mein Stock beim zweiten Versuch auf der Lauffläche und nähert sich sogar etwas dem „Haus“, in dessen Mitte die Daube platziert ist. Weitere Versuche folgen, und langsam nimmt die Zahl der „Stockwürfe“ ab. Inzwischen kommen auch immer mehr Aktive zum Training, und es wird über Platten und vieles mehr gefachsimpelt. Denn selbst wenn man die Technik einmal drin hat, gibt es beim Stockschießen noch viel zu beachten: Die Platten, die aufgeschraubt werden können, haben unterschiedlichen Widerstand. Das bedeutet zum einen, dass sie nur mit mehr Schwung ins Ziel gebracht – dann aber auch schwerer wieder herausgeschossen werden können.

    Das alles interessiert mich nur am Rande – zwar beeindrucken mich die Taschen mit den Platten, doch erst mal kann mein Ziel nur sein, die gut 24 Meter bis zur Daube irgendwie zu überwinden. Tatsächlich gelingt es ein paar Mal, und „jetzt machen wir doch gleich ein Spiel“, schlägt Stephan Ruile vor. Alle Bedenken meinerseits werden abgewiegelt – es gehe doch darum, Spaß zu haben.

    Zusammen mit Stephan Ruile, Maria Ruile und Matthias Peischer spiele ich gegen Verena Ruile, Kathrin Weh, Michael Wurmser und Florian Lechle. Dass meine Mannschaft mit mir automatisch schon als Verlierer feststeht, scheint niemanden zu stören. Im Gegenteil: Immer wieder wird mir Mut gemacht, und „fliegt“ mal wieder ein Stock, darf ich wiederholen. Landete dagegen einer tatsächlich im Haus, hat es sich Florian Lechle zur Aufgabe gemacht, mich um ein kleines Erfolgserlebnis zu bringen: Mit großer Präzision und zielsicher bugsiert er meinen Stock immer wieder aus dem Haus heraus – selbst die Drohung, dass seine Bilder in Zukunft in der Zeitung immer kleiner ausfallen werden, lässt ihn nicht einen Moment zögern.

    Klar war unsere Niederlage nach dem ersten Spiel – aber es machte Lust auf gleich noch eines. Auch diese Niederlage war für mich leicht zu verschmerzen und erst die dunklen Wolken am Himmel machten dem Schnuppertraining ein Ende. Ist man erst einmal auf den Geschmack gekommen, kommt der Ehrgeiz, denn irgendwann muss man den Stock doch nicht nur ein Mal bis ins Haus bringen, sondern vielleicht auch noch da hin, wo man ihn haben möchte.

    Über das Haus hinaus

    Immerhin, ein persönliches Ziel habe ich – wenn auch unfreiwillig – doch noch erreicht. „Verhungerte“ der Stock anfangs noch nach ein paar Metern, so schoss er tatsächlich auch zwei Mal über das Haus hinaus. Leider beim Spiel, und somit konnte eigentlich nur ich mich über den „Erfolg“ freuen, denn das war natürlich ein ungültiger Versuch.

    Wer Stockschießen selbst mal ausprobieren möchte, ist in Penzing jederzeit willkommen. „Stockschießen kann man von 9 bis 90“, sagt Michael Wurmser. Am besten einfach mal vorbeikommen: Das Training ist immer mittwochs und freitags ab 19 Uhr.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden