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Serie: Der irre Blick

Serie

Der irre Blick

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    Die Schusstechnik sieht schon ganz gut aus – im Trainingsspiel konnte Dominic Wimmer sogar einen Assist verbuchen.
    Die Schusstechnik sieht schon ganz gut aus – im Trainingsspiel konnte Dominic Wimmer sogar einen Assist verbuchen.

    Eine Übungseinheit mit der „Mannschaft des Jahres“, dem Floorball-Team der Red Hocks Kaufering stand den LT-Redakteuren Dominic Wimmer und Margit Messelhäuser bevor. Als „bloody beginners“ hatten sie ihren Spaß bei dem schnellen Spiel – und die Kauferinger „Profis“ sicher auch.

    Kaufering Zu zweit eine Sportart auszuprobieren war auch für uns etwas Neues. Der Vorteil: Wir konnten uns als Spieler und Torwart versuchen. Da das Laufen nicht unbedingt meins ist, entschied ich mich für die Torhüter-Position, während Dominic Wimmer ins Feld ging.

    Der Spieler Bis die erleuchtende Erkenntnis kommt, dauert es nur zwei Minuten: Der kleine weiße Ball mit den Luftlöchern und ich werden heute definitiv keine Freunde. Beim Aufwärmen versuche ich, den Ball aufs Tor zu bringen, doch der Schlenzer wird jedes Mal zum Lupfer und so saust der Ball zum Teil bis zu zwei Meter hoch übers Tor. Und die Ballbeherrschung wird nicht gerade sicherer, als die ersten Übungen auf dem Programm stehen. Ein ums andere Mal schicke ich meinen Partner Tobias Hutter beim Passlauf zu steil oder der Ball rutscht unterm Schläger durch. Mit zunehmender Trainingsdauer bekomme ich mehr Gefühl für Ball und Schläger, nachdem mir Rasso Schorer den wertvollen Tipp gibt: „Hände am Schläger weiter auseinander.“ Wir sind ja auch nicht beim Golfen, sondern beim Floorball.

    Nach rund eineinhalb Stunden steht ein Trainingsmatch auf dem Programm. Ich bin als Flügelspieler eingeteilt und beackere die Außenbahn. Schnelligkeit ist gefragt, um bei Angriffen des eigenen Teams Lücken beim Gegner zu finden und als Anspielstation zu dienen, oder bei Vorstößen der anderen Mannschaft deren Aufbauspiel zu behindern. Nach wenigen Minuten und einigen Sprints von der eigenen Torlinie bis zum gegnerischen Kasten ist Schluss – Wechsel. In jeder Pause auf der Bank gibt es von Trainer Christoph Huber einen „Crashkurs“ in Taktik und Regeln. Dabei wird mir klar, dass ich in fast jedem Zweikampf eigentlich ein Foul begangen habe, indem ich den Schläger zu hoch gehalten habe oder versucht habe, durch die Beine meines Gegenspielers ihm den Ball abzuluchsen. Aus Rücksicht auf mich als Anfänger ist die Pfeife meist stumm geblieben.

    Die Schnelligkeit dieses Spiels ist beeindruckend: Binnen weniger Stationen taucht der Ball vor des Gegners Tor auf und dann wird es brenzlig. Das Erfolgserlebnis des Abends schlechthin habe ich, als ich einen Ball schnell zu Maxi Falkenberger weiterleite und er ein Tor schießt.

    Der Torwart

    Schon das Anziehen war für mich interessant. Dicke Knieschoner hatte Red-Hocks-Keeper Tobias Dahme mitgebracht, dazu noch eine Schutzweste und eine Hose mit Polster. Komplettiert wurde alles mit einem Helm und Gitter – die Handschuhe waren ohne jede Polsterung, was mich doch etwas verunsicherte. Nach den zwei Stunden Training war aber klar, dass nicht die Handschuhe der Schwachpunkt bei meiner Ausrüstung waren – die Knieschoner schienen immer dünner zu werden und irgendwann gar nicht mehr vorhanden zu sein...

    Was der Eishockey-Torwart nämlich in der Hocke macht, macht der Floorball-Keeper auf den Knien. Man rutscht (zumindest versuchte ich es) heraus, um den Winkel zu verkürzen und rutscht von einem Pfosten zum anderen – in meinem Fall zwar meist zu langsam, aber anstrengend war es trotzdem. Schließlich war man komplett angespannt: Vielleicht erwischt man einen Ball ja mit der Hand oder dem Arm oder man bekommt den Fuß noch schnell heraus, um die Ecke zuzumachen. Nach nur fünf Minuten jedenfalls hätte das Laufen nicht anstrengender sein können.

    Spieler nahmen Rücksicht

    Dabei nahmen die Spieler alle Rücksicht: Die Schüsse kamen dosiert und hin und wieder gönnten sie mir auch ein Erfolgserlebnis – wenn sie mich anschossen – meist landeten die Bälle aber hinter mir im Tor. Vor allem, da es gar nicht so einfach war, die Übungen so schnell zu verstehen: Wer passt nun zu wem und wer schießt – oder vielleicht doch der andere? Besondere Wirkung zeigte dann eine geniale Übung von Trainer Christoph Huber. Er stellte etwa 10 Meter vor dem Tor eine Weichbodenmatte hochkant auf, hinter dieser tauchten die Spieler entweder links oder rechts (ganz wie sie wollten) auf und schossen sofort aufs Tor. Verwirrend für mich und meist viel zu schnell kamen die Bälle auf mich zugeflogen, was Tobias Dahme zu einem süffisanten Kommentar veranlasste: „Margit, heute hast du aber einen irren Blick drauf.“ Und er hatte recht – doch was will man von einem Anfänger erwarten, wenn ihm die Bälle nur so um die Ohren sausten.

    Den Abschluss des Trainings machte ein Spiel, bei dem mir endgültig die Grenzen aufgezeigt wurden: Den schnellen Pässen konnte ich zwar noch mit den Augen folgen, aber das war es dann auch. Also versuchte ich das Beste draus zu machen und ging immer abwechselnd bei der Mannschaft ins Tor, die gerade zurücklag...

    Bei diesem Training hatten jedenfalls alle Spieler ihre Erfolgserlebnisse und auch mir blieb es noch tagelang in Erinnerung: Noch Tage danach schmerzte fast jede Bewegung, aber für das geniale Erlebnis nimmt man den Muskelkater gerne in Kauf.

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