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Porträt: Ein Rennfahrer ohne Führerschein

Porträt

Ein Rennfahrer ohne Führerschein

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    Marcel Schrötter
    Marcel Schrötter

    Marcel Schrötter aus Pflugdorf und der Engländer Danny Web fahren in der neuen Saison für den indischen Mischkonzern Mahindra. Bei über 30 Grad Hitze wurden die beiden mit ihrem Team vor Kurzem in Mumbai der Öffentlichkeit vorgestellt. Wieder zurück in der Heimat, trainiert der junge Motorrad-Rennfahrer schon zielstrebig für seine zweite vor ihm liegende WM-Saison in der 125er-Klasse.

    Derzeit noch nicht auf der neuen Maschine, die 70 Kilo leicht ist und mit 55 PS maximal einen Speed von um die 250 Stundenkilometer hergibt. Marcel läuft derzeit, jeden Tag um die zehn Kilometer. Mit leichten Gewichten trainiert er die Muskeln, spielt im Winter Eishockey bei der EA Schongau und spult in der Sportschule Fürstenfeldbruck ein speziell auf ihn eingestelltes Programm ab. Der jetzt 18-Jährige, der vor Kurzem Geburtstag feierte, weiß genau, dass ihn bei seiner zweiten Weltmeisterschafts-Saison eine starke Konkurrenz erwartet.

    Weit über 30 Fahrer aus vieler Herren Länder haben wieder gemeldet. Schrötter wird die Startnummer 77 tragen. 2010 war es die Nummer 78. Sie brachte ihm Glück. Als Neuling kam er in der 125er-Klasse nach 17 Rennen in der Gesamtwertung auf Platz 18. 2011, so sein Ziel, soll es ein gutes Stück weiter nach vorne gehen. Bereits vom 18. bis 20. März werden die „heißen Öfen“ im Wüstenstaat Katar zum ersten Lauf auf die Strecke geschickt. Und dann tourt der Renn-Zirkus bis November wieder rund um die Welt. Mit Schrötter ist es ein etwa zehnköpfiges Team, das von den Mechanikern bis zum Koch reicht, der im Zelt am Fahrerlager dafür sorgt, dass es allen gut geht. Sieht Marcel vor seinen Starts, zum Beispiel in Indonesien oder Australien, nur die Rennstrecke und sonst nichts? „In der Regel kommen wir mit dem Flieger spätestens an einem Mittwoch an. „Qualifying ist am Freitag und Samstag, das Rennen am Sonntag“, berichtet der junge Mann aus Pflugdorf, der über den M-Zug an der Hauptschule Fuchstal die Mittlere Reife erworben hat.

    Schon als Zweijähriger wollte er ans Lenkrad

    Für Land und Leute steht nicht viel Zeit zur Verfügung, so Schrötter. Denn es drehe sich fast alles um das Rennen. Zunächst geht es im Qualifying um die besten Startplätze. Gestartet wird in Viererreihen: „Angst sollte man nicht haben, denn sonst bist du nicht schnell“, sagt der große Fan des neunfachen italienischen Motorrad-Weltmeisters Valentino Rossi. Angst haben war jedoch noch nie das Ding von Marcel Schrötter. Denn schon als zweijähriger Dreikäsehoch wollte er selbst ans Lenkrad. Doch das gab sein älterer Bruder nicht einfach aus der Hand. Die Rede ist von einem Mini-Cross mit Seitenwagen, in dem Marcel saß. Meistens nur so lange, bis er rausflog: zur Gaudi des Großen und zum Ärger des Kleinen. Der konnte noch nicht mal mit dem Fahrrad mit Stützrädern fahren. Der kleine Marcel war vom Rausfliegen so genervt, dass er in nur wenigen Stunden das Radeln erlernte. Nun durfte er den Mini-Cross fahren. Dies war vielleicht der erste Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Rennfahrerkarriere.

    Jedenfalls hat der WM-Pilot, der am 10. Februar in Spanien das Training mit der neuen Maschine aufnimmt, in den vergangenen Jahren einige Titel und eine Reihe vorderer Plätze nach Hause gefahren. So war er zum Beispiel Deutscher Meister 2002 auf dem Pocket-Bike und Vizemeister 2006 in der 125-ccm-Klasse beim ADAC-Junioren-Cup. Richtig zur Sache ging es bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) in den Jahren 2007 bis 2009: Nach einem 5. Platz holte sich Schrötter zwei Mal die Deutsche Meisterschaft. Und in 2009 auch die Europameisterschaft. Einer seiner größten Förderer ist sein Vater, ein ehemaliger Rennfahrer, der ihn schon als Zweijährigen zu Motorradrennen mitnahm. Da blieb es nicht aus, dass auch die Mama von der Rennleidenschaft angesteckt wurde. Sie fährt ihn immer wieder zu diesem oder jenem Termin.

    Jede Saison neue Lizenz für 1000 Euro

    Warum? Marcel hat noch keinen Führerschein. Den macht er gerade. Noch im Februar soll es soweit sein. Um Rennen ohne Führerschein fahren zu können, ist für jede Saison eine neue Lizenz zu beantragen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf fast 1000 Euro. Im Übrigen übernimmt Marcel Schrötter die Ausgaben für die Flugreisen in Europa. Flüge nach Übersee werden bezahlt. Zur Kasse gebeten wird der Rennfahrer aus dem Landkreis Landsberg, wenn er sich mal nicht an den Vertrag hält. Zum Beispiel in Sachen Werbung auf Maschine und Motorrad-Dress. Ein solcher Verstoß, der noch nicht vorgekommen ist, könnte schnell Tausende kosten.

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