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Kaufering: Die Eisschwimmer von Kaufering mögen’s kalt – eiskalt

Kaufering

Die Eisschwimmer von Kaufering mögen’s kalt – eiskalt

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    Adrian Götzger (links) und Carsten von Pritzbuer machen sich auf den Weg in den Lech in Höhe des Kauferinger Lechtalbads. 
    Adrian Götzger (links) und Carsten von Pritzbuer machen sich auf den Weg in den Lech in Höhe des Kauferinger Lechtalbads.  Foto: Thorsten Jordan

    Fünf Grad Lufttemperatur und 2,5 Grad Wassertemperatur – bei diesen Bedingungen ziehen Adrian Götzger und Carsten von Pritzbuer im eisigen Lech ihre Bahnen. Bekleidet nur mit Badehose und Badekappe – gesichert mit einer Schwimmboje an einem Gurt um den Bauch – gehen sie ihrem Hobby nach und ziehen die neugierigen Blicke der dick eingepackten Spaziergänger in Kaufering auf sich.

    Während Adrian, 20 Jahre alt und von Beruf Werkzeugmechaniker, 200 Meter in vier Bahnen zurücklegt, treibt es den 57-jährigen Steinmetz Carsten von Pritzbuer diesmal schon nach 100 Metern aus dem Wasser. Zusammen mit Florian Wölfl und Gabi Haßenpflug sind sie das Eisschwimmer-Team des VfL Kaufering, das bei nationalen und internationalen Wettkämpfen immer wieder zu finden ist.

    Es gibt sogar Meisterschaften im Eisschwimmen

    Adrian Götzger ist erst im vergangenen Jahr zu der Truppe gestoßen. „Weil der Sommer so viel Gelegenheit geboten hat, im Lech schwimmen zu gehen, wollte ich einfach ausprobieren, bis wie weit in den Herbst hinein ich noch ins Wasser gehen kann“, erinnert er sich zurück. Und es ging noch lange. Im gleichen Maß, wie sich die Außen- und auch die Wassertemperaturen immer weiter in den einstelligen Bereich bewegten, wuchs in Adrian die Leidenschaft fürs Eisschwimmen. Dann lernte er Carsten von Pritzbuer kennen und dem ersten Wettkampf stand nichts mehr im Weg.

    „Es macht einfach Spaß“, antwortet Adrian auf die Frage, warum er sich das antue. Klar sei es auch von der Tagesform abhängig, ob der Schritt ins kalte Wasser leicht falle oder nicht. „Es braucht immer eine gute mentale Vorbereitung“, erläutert der 20-Jährige. Schon auf dem Weg zum Lech befinde er sich geistig in einem Tunnel, sagt Adrian. Und von Pritzbuer ergänzt: „Man muss ruhig bleiben, auch wenn einem der Körper signalisiert, es ist gefährlich, was du da tust.“ Panische Bewegungen und hektisches Atmen seien völlig unangebracht, so von Pritzbuer, der seit drei Jahren Eisschwimmer ist.

    Nach 100 Metern spürt man seine Hände oft nicht mehr

    Angefangen habe bei ihm die Freude am Eisschwimmen an einem schönen Dezembertag, den er nutzte, um entlang der Pitzlinger Staustufe zu laufen. „Irgendwie hatte ich auf einmal den Wunsch, mich nach dem Laufen im Wasser abzukühlen“, erinnert er sich. Sein erster Kontakt mit dem eiskalten Wasser sei toll gewesen. Von da an habe ihn die Leidenschaft gepackt und das regelmäßige Training begann. Nur wenige Minuten nach ihrem Schwimmtraining stehen die beiden am Ufer, eingewickelt in Bademantel und Jacke, mit einer Tasse heißem Tee in der Hand und zittern. „Das ist wichtig, damit wärmt sich der Körper langsam wieder auf“, erläutert Adrian und fügt an: „Heute war es echt angenehm warm im Wasser.“ Immerhin zieht er seine Bahnen auch, wenn die Wassertemperatur bei knapp unter einem Grad liegt.

    Am Kälteempfinden ändert sich nichts

    „Ab etwa 100 Metern spürt man manchmal seine Hände nicht mehr“, sagt Carsten von Pritzbuer. Dann „funktioniere“ einfach nur noch der Bewegungsablauf. So lange, bis man wieder aus dem Wasser herauskommt. Es liegt nahe, zu denken, eine heiße Dusche, etwa im nahegelegenen Lechtalbad in Kaufering, täte den beiden Eisschwimmern nach ihrem Training gut – ein großer Fehler. „Es gilt, den Körper langsam wieder zu erwärmen“, erläutert von Pitzbuer. Nur mit einer warmen Jacke bekleidet steht er auch Minuten nach dem Schwimmen noch am Lechufer, bevor er schließlich in Trainingshose und Schuhe schlüpft. Adrian Götzger helfen beim Aufwärmen kleine Handwärmer, die er sich in die Socken steckt. Und eine Wärmflasche am Bauch. Das „Kältezittern“, wie es im Fachjargon heißt, kann länger als eine halbe Stunde andauern. Das sei ein Zeichen dafür, dass der Körper sich langsam wieder erwärmt. Andernfalls strömt aus Händen und Füßen kaltes Blut zu schnell in Richtung Herz. Das könne gefährlich werden.

    Sportliche sind beide

    Übrigens: Das „normale“ Kälteempfinden hat sich bei den beiden nicht verändert. „Mich friert es bei dem Wetter in diesem Winter immer, wenn ich aus dem Haus gehe“, sagt Götzger. Dass man als Eisschwimmer körperlich fit und vor allem gesund sein muss, versteht sich von selbst. Und fit sind die beiden auf jeden Fall. Adrian Götzger liebt es, in seiner Freizeit unterschiedlichen, teils extremen Sportarten nachzugehen. Das wären zum Beispiel Gleitschirmfliegen, Triathlon, Skitouren-Gehen, Trail-Run oder Tanzen. Und auch Carsten von Pitzbuer hält es nicht auf der heimischen Couch. Laufen bis hin zu Ultraläufen, Schwimmen, Mountainbiken oder Skitouren-Gehen gehören zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.

    Das Wasser muss unter fünf Grad kalt sein

    Vom Eisschwimmen spricht man im Übrigen erst dann, wenn die Wassertemperatur unter fünf Grad Celsius liegt. Eisschwimmer dürfen nicht mehr als herkömmliche Badebekleidung, also Badehose oder Badeanzug, tragen und sich auch nicht mit Gel oder anderen Cremes gegen die Kälte schützen. Außerdem tragen die Schwimmer eine Rettungsboje mit sich. „Wenn man mal einen Krampf hat, dann kann man sich mit der Boje an Land treiben lassen“, erläutert Adrian.

    In wenigen Tagen steht für die beiden der nächste Eisschwimm-Wettkampf an. Am 9. Februar geht es an den Bodensee nach Radolfzell. Bis dahin und darüber hinaus heißt es für die Eisschwimmer weiter trainieren. Und bis die Wassertemperatur im Lech wieder über die Fünf-Grad-Marke steigt, wird es sicher noch eine Weile dauern.

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