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Fußball: „Es wird ein Abenteuer“

Fußball

„Es wird ein Abenteuer“

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    Thomas Doll hat Spaß an seinem neuen Job. Den muss er auch haben, denn statt eines Bundesligisten trainiert der ehemalige Nationalspieler nun den Rekordmeister im rund 4000 Kilometer entfernten Saudi-Arabien, den dortigen Rekordmeister Al-Hilal.
    Thomas Doll hat Spaß an seinem neuen Job. Den muss er auch haben, denn statt eines Bundesligisten trainiert der ehemalige Nationalspieler nun den Rekordmeister im rund 4000 Kilometer entfernten Saudi-Arabien, den dortigen Rekordmeister Al-Hilal. Foto: Foto: Axel Schmidt

    Mindelheim Die Tribüne im Mindelheimer Julius-Strohmayer-Stadion ist nahezu menschenleer. Nur eine Handvoll Zuschauer will sich das Spiel ansehen. Ein Spiel, das immerhin die U23 eines Bundesligisten und ein echter Rekordmeister und Champions-League-Teilnehmer bestreiten. Die U23, das ist der 1. FC Kaiserslautern II, der Rekordmeister kommt aus Saudi-Arabien, heißt Al-Hilal und spielt in der arabischen Champions League. Und Al-Hilal hat einen neuen Trainer - Thomas Doll. Der frühere Bundesligaprofi und -trainer hat vor Kurzem einen Zweijahresvertrag bei dem Hauptstadtverein aus Riad unterschrieben. Nun sitzt er in Mindelheim auf der Tribüne, „weil man von dort eine bessere Sicht hat“, wie er sagt. Kurz vor dem Spiel hat der 47-fache Nationalspieler Zeit für ein Interview.

    Herr Doll, wie kommt man als Trainer nach Saudi-Arabien?

    Thomas Doll: Das läuft ähnlich wie bei den Spielern auch: Mein Berater hatte mich angerufen und von dem Angebot erzählt.

    Danach ging ja alles recht schnell.

    Doll: Am Montag vor einer Woche habe ich mich in Paris mit dem Vereinspräsidenten (Abdulrahman Bin Musa’ad, Anm. d. Red.), der gleichzeitig ein Sohn des Prinzen des Landes ist, getroffen. Wir hatten ein gutes Gespräch und am Dienstag danach bekam ich am Abend den Anruf, dass alles klar ist. Den Vertrag habe ich am Freitag in Paris unterschrieben. Am Samstag vor einer Woche traf ich mich in München mit meinem Trainerstab und es ging nach Bad Wörishofen ins Trainingslager.

    Binnen fünf Tagen ist die Entscheidung also für den Job in Saudi-Arabien gefallen. Hatten Sie überhaupt schon einmal Zeit, sich mit dem Verein und den dortigen Bedingungen zu beschäftigen?

    Doll: Nein, wir wissen nicht genau, was uns erwartet. Die Trainingsbedingungen sind sicher sehr gut, immerhin ist Al-Hilal ein Topverein des Kontinents. Ein Klub, der etwas bewegen und in der asiatischen Champions League weit kommen will. Es ist ein Abenteuer, aber auch eine Riesenherausforderung.

    Thomas Doll muss das Interview kurz unterbrechen, weil einer der arabischen Betreuer eine Frage hat: „Wer ist denn heute der Kapitän?“, fragt er Doll auf Englisch. Der antwortet mit einer Gegenfrage: „Wer war denn im letzten Jahr Kapitän?“ „Yasser“, lautet die Antwort, Doll nickt: „Okay“ Damit ist die Kapitänsfrage zumindest für dieses Testspiel gegen den Regionalligisten aus der Pfalz geklärt, das Interview kann fortgesetzt werden.

    Sie nennen Ihr Engagement in Saudi-Arabien ein Abenteuer. Es gibt Umstände, die Sie in dieser Form wohl noch nicht kennen. Stichwort Ramadan.

    Doll: Das stimmt, damit müssen wir umgehen können. Allerdings betrifft der Ramadan ja auch die anderen Vereine. Wir werden vermutlich spät abends trainieren, um auf den veränderten Stoffwechsel der Spieler eingehen zu können. Darüber haben wir uns im Trainerteam aber schon ausgetauscht und alles organisiert. Das klappt schon.

    Ihr Trainerteam kennen Sie ja schon, das haben Sie sich selbst zusammengestellt. Kennen Sie denn auch schon alle Spieler?

    Doll: Nein, zumal ja auch noch nicht alle da sind. Vier Nationalspieler stoßen erst im August dazu, die haben noch Urlaub. Aber ansonsten habe ich ein durchaus gutes Spielermaterial. Einen Schweden, einen Südkoreaner, zwei marokkanische Nationalspieler, die unter Eric Gerets spielen.

    Glauben Sie, dass diese Spieler Sie auch kennen?

    Doll: Naja, sie werden sich sicherlich informiert haben, wer der neue Trainer ist. Aber es ist nicht wichtig, ob sie wissen, wie viele Länderspiele ich gemacht habe. Vor allem junge Spieler wollen so etwas doch gar nicht hören. Wenn ich ehrlich bin, wollte ich das auch nicht. Es geht doch darum, dass die Spieler sehen, dass wir als Trainerteam etwas drauf haben und sie weiterbringen können. Da spielt es keine Rolle, ob ich 50 Länderspiele auf dem Buckel habe oder nicht.

    Werden Sie den Spielern denn etwas Neues beibringen können?

    Doll: Wir versuchen es. Der Trainingsablauf wird sich ändern, wir werden mehr in Gruppen trainieren. Mal ohne Stürmer, mal ohne Defensive. Es soll auch Spaß machen.

    Wie sind Sie denn mit den Bedingungen in Bad Wörishofen zufrieden?

    Doll: Ich bin sehr zufrieden. Es ist alles perfekt organisiert, die Leute, egal, ob im Hotel oder vom Sportverein, bemühen sich sehr. Am Montag hatten wir kurzfristig gleich noch einen Laktattest machen können. Das war wichtig, um die Fitness der Spieler einschätzen zu können. Nur beim Trainingsmaterial mussten wir etwas improvisieren, da bin ich andere Materialien gewohnt.

    Sie sind noch bis zum 5. August in Bad Wörishofen. Wann geht es für Sie zum ersten Mal nach Riad?

    Doll: Am 8. August fliege ich nach Saudi-Arabien. Dann habe ich noch vier Wochen Zeit, um mit der Mannschaft vor Ort zu arbeiten. Am 9. September beginnt dann die Liga.

    Die Mannschaften haben bereits den Rasen betreten, der Anpfiff ertönt. Thomas Doll beantwortet die letzte Frage, dann bittet er höflich darum, das Spiel ungestört mit seinen Trainerkollegen beobachten zu dürfen. Eine Minute später kassiert sein Team das 0:1 nach einem Eckball. Zwölf Minuten später sorgt ein kapitaler Abwehrfehler für das 2:0 des 1. FC Kaiserslautern. Erst ein Torwartfehler bringt Al-Hilal wieder heran. In der zweiten Halbzeit, die wie die erste nur 30 Minuten dauert, gleichen die Araber noch aus, das Spiel endet 2:2. Ob Thomas Doll zufrieden ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft? „Ja, doch. Für das erste Spiel war es in Ordnung. Lautern ist schon weiter im Training, das merkt man. Meine Mannschaft hatte schwere Beine wegen des harten Trainings, trotzdem haben sich alle bewegt.“

    Testspiel Al-Hilal trifft am morgigen Donnerstag ab 17 Uhr auf dem Gelände des SV Fuchstal in einem Testspiel auf den griechischen Erstligisten Aris Saloniki, der sich derzeit in Tirol im Trainingslager befindet.

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