Seit einigen Wochen wirbelt ein neuer Spieler in der Offensive der Footballer des Landsberg X-Press, der die Blicke der Fans auf sich zieht. Die Rede ist vom 29-jährigen US-Boy Dwayne Milton, der eine ganz besondere Position auf dem Spielfeld bekleidet: Running Back.
Im American Football sind Running Backs häufig zentrale Figuren in der Offensive. Als Ballträger oder Rusher bekannt, bilden sie das Herzstück des Angriffsspiels, jedoch beschränkt sich ihre Rolle nicht nur auf das Laufspiel. Als Passempfänger müssen Running Backs präzise Laufwege beherrschen und den Ball zuverlässig fangen. Ihre Fähigkeit, in verschiedenen Spielszenarien zu agieren, macht sie zu einer wertvollen Option für den Quarterback. Zusätzlich übernehmen Running Backs oft die Aufgabe des Aufpassers und schützen den Quarterback vor heranstürmenden Verteidigern. Das alles erledigt Dwayne Milton beim X-Press bislang tadellos.
Zweimal wird Dwayne Milton in die Auswahl berufen
„Ich spiele Football seit meiner Zeit im Kindergarten“, erzählt Dwayne Milton, der in Chicago, Illinois, geboren und aufgewachsen ist. „In der Grundschule und Highschool ging es damit weiter und ich wollte auch nie etwas anderes machen. Leider habe ich kein Stipendium für ein College bekommen, also bin ich mit 18 Jahren für sechs Jahre zur Armee gegangen.“ Weil er bei der Nationalgarde war, konnte er nebenbei die Uni besuchen und weiterhin Football spielen. Seine beste Zeit hatte er als Running Back für die Saint Francis University. Er schaffte es zweimal in die All American Auswahl der National Association of Intercollegiate Athletics (NAIA), die man als Nationalmannschaft der Studenten bezeichnen könnte. Es folgten weitere zwei Jahre als Coach für die Running Backs der East Rockford Highschool.
Mit 26 Jahren erhielt er einen Anruf aus Deutschland, der sein Leben verändern sollte. Der Coach der Ingolstadt Dukes überredete ihn, für sein Team aufzulaufen. Dwayne Milton mischte nun die Zweite Football Liga (GFL2) auf und hatte erheblichen Anteil am Gewinn der deutschen Meisterschaft 2022. Weil die Dukes ihr Spielsystem umstellten, wechselte er 2023 zu den Fursty Razorbacks nach Fürstenfeldbruck, die ebenfalls in der GFL2 spielen. Er dominierte nahezu alle Statistiken in dieser Liga, lief im Durchschnitt 190 Yards pro Spiel, machte 23 Touchdowns und gewann die Vizemeisterschaft. Unterdessen stiegen die Dukes in die GFL1 auf und versprachen dem Shooting Star einen neuen Vertrag. Doch der Plan ging nicht auf, den Dukes fehlte das nötige Kleingeld für die Liga und sie zogen sich aus dem Spielbetrieb zurück. Dwayne Milton stand Anfang 2024 zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt ohne Verein da, denn die meisten Clubs hatten ihre Plätze bereits vergeben.
In Landsberg findet er eine überraschende Situation vor
„Viele Mannschaften wollten mich haben, aber ich hatte den Dukes zugesagt“, erinnert sich Milton. „Auf einmal war ich Anfang März praktisch arbeitslos. Aber zum Glück kannte ich einen gewissen Gabriel Chambers, den Headcoach von Landsberg. Als der mich fragte, ob ich hier spielen will, sagte ich sofort zu.“ Ein Glücksfall für alle Beteiligten war außerdem der Umstand, dass Milton ohnehin einen Urlaub in Bayern geplant hatte. Er hatte das Flugticket nach Deutschland bereits in der Tasche und stand wenige Tage später beim Landsberg X-Press auf dem Trainingsgelände. „Ich wusste, dass Landsberg die Meisterschaft gewonnen hatte, und dachte, ich würde mit dieser Mannschaft spielen, aber nun hat sich die Situation hier ein wenig geändert“, sagt Milton und lacht herzlich. Er spielt damit auf die Tatsache an, dass sich die X-Men im Umbruch befinden. Aber der 29-Jährige nimmt die Herausforderung an: „Ich hasse es, zu verlieren, und wir werden hart trainieren und den Umschwung schaffen. Ich sehe bereits große Fortschritte.“
Gemeinsam mit Quarterback Brad Jones sorgt er in der Offensive für frischen Schwung und hat bereits einige Touchdowns erzielt. Die Integration ins Team stellte für ihn kein Problem dar: „Ich bin ein Typ, der mit jedem gut zurechtkommt und die Jungs hier sind alle gut drauf und wollen an sich arbeiten. Ich mag Menschen, die Ziele im Leben haben – auch abseits des Platzes. Mir geht es hier gut und ich genieße die Zeit.“ Land und Leute hat er bereits kennen- und schätzen gelernt. Er nutzt ein Deutschlandticket, um mit Bus und Bahn die nähere Umgebung zu erkunden: „Ich liebe euer Land und versuche, die Sprache zu lernen. Mein Lieblingsessen ist Schweinebraten mit Nudeln. Generell sind die Speisen hier viel frischer und gesünder als in den USA. Außerdem habe ich ein neues Hobby entdeckt“, sagt er schelmisch grinsend. „Ich stricke. Ein paar Mützen habe ich schon gemacht. Ansonsten bin ich gerne allein auf Erkundungstour, um die Menschen und mich selbst besser zu verstehen.“ Dwayne Milton scheint ein Glücksfall für den Landsberg X-Press zu sein.