Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Eishockey: EV Landsberg: Das bittere Ende einer Ära

Eishockey

EV Landsberg: Das bittere Ende einer Ära

    • |
    Im 5. Spiel setzt sich der EV Landsberg 2000 in den Play-offs gegen Hannover durch, wird Oberligameister und steigt in die 2. Bundesliga auf. Von links: Patrick Strauch, Matthias Hitzelberger und Andreas Guggenmos mit dem Pokal.
    Im 5. Spiel setzt sich der EV Landsberg 2000 in den Play-offs gegen Hannover durch, wird Oberligameister und steigt in die 2. Bundesliga auf. Von links: Patrick Strauch, Matthias Hitzelberger und Andreas Guggenmos mit dem Pokal.

    Auf drei Eckdaten lässt sich die Geschichte des EV Landsberg beschränken: Die Gründung der Eishockey-Abteilung – damals noch beim TSV Landsberg – und dann des Eislauf-Vereins Landsberg, beides im Jahr 1955, die Neugründung des EV Landsberg 2000 im Jahr 2000 und nun die Insolvenz des EV Landsberg im Jahr 2011. Ob die Geschichte irgendwann wieder einmal fortgesetzt werden kann – die Zukunft wird es zeigen. Zeit ist es aber für einen – sicherlich nicht vollständigen – Rückblick.

    1955 – 1979

    Bereits bei der ersten Versammlung von Eishockey-Interessierten am 11. Februar 1955 signalisierte die Stadt Landsberg, die Bestrebungen zu unterstützen. Später stellte die Stadt am Hindenburgring ein Grundstück auf Erbpacht zur Verfügung, wo das Natureisstadion entstand, der Spatenstich erfolgte am 4. Juni. Vom TSV Landsberg trennte sich die Eishockey-Abteilung bereits wieder nach wenigen Monaten und gründete am 18. November 1955 den Eislauf-Verein Landsberg. Noch im Dezember dieses Jahres trug man das erste Freundschaftsspiel gegen Nymphenburg aus, das die Landsberger 10:1 gewannen.

    Den höchsten Sieg – der noch immer rekordverdächtig ist – fuhren die Landsberger in einem Freundschaftsspiel gegen Inning ein: 37:1 lautete das Endergebnis. Verständlich, dass niemand mehr gegen Landsberg spielen wollte, und so wurde der EVL in der Punktrunde gleich in der Kreisklasse eingeteilt (1956/57). Auch hier setzte man sich souverän durch.

    Eishockey in Landsberg wurde schnell populär: Im Schnitt kamen über 1000 Zuschauer, erinnerte sich EVL-Chronist Karl Margraf anlässlich des Jubiläums 2005. Dabei durften diese nicht nur zusehen und anfeuern: Bei Schneefall mussten sie in den Drittelpausen zur Schippe greifen und das Eis freiräumen. Rekordverdächtige 8000 Zuschauer wurden in Landsberg sogar bei einem Länderspiel zwischen Deutschland und Italien gezählt (1957). Zuvor hatten die Landsberger ihr Stadion mit einer Kunsteisfläche versehen.

    Außerdem wurden die Stehwälle und Sitzplatztribüne sowie das Vereinsheim ausgebaut: Rund 34000 freiwillige Arbeitsstunden hatten die Mitglieder eingebracht.

    Aufstieg in die Oberliga 1959, Stehend von links: Trainer Kuhn, Ponitz, Wölfl, Nietsche, Hintermeier, Ertl, Berndt, Holzhoi, Frech, Sax, Dr. John. Unten von links: Brunnthaler, Engelniederhammer, Wierl, Parockinger
    Icon Galerie
    144 Bilder

    Auch international trat der EVL in dieser Zeit auf: 1959 belegte der EVL im damaligen Jugoslawien bei einem Turnier, an dem auch die Bulgarische Nationalmannschaft, der jugoslawische Meister HC Jesenice und Laibach teilnahmen, den 2. Platz. In diesem Jahr war der EVL auch in die Oberliga, die zweithöchste Liga aufgestiegen.

    Vorläufiger Höhepunkt war die Saison 1965/66: Der EV Landsberg sicherte sich mit 29:11 Punkten und 92:62 Toren die Meisterschaft in der Oberliga. Da man aber punktgleich mit dem Berliner SC war, fand ein Entscheidungsspiel statt, und das verloren die Landsberger nach einer 5:0-Führung nach dem ersten Drittel noch mit 6:8. Die Mannschaft erlitt einen Aderlass, und stieg bald in die Regionalliga ab. Aber bereits in der nächsten Saison spielte Landsberg wieder in der Oberliga. Dort hielten sich die Landsberger bis 1975, und in dieser Zeit ging mit Reinhold Bauer auch der erste A-Nationalspieler aus den Reihen des EV Landsberg hervor.

    Nach einem weiteren einjährigen Abstecher in die Oberliga (1975/76) etablierte sich der EVL in der zweiten Klasse.

    1979 – 2000

    Der nächste Umzug stand nicht sportlich, sondern örtlich bevor: Die neue Heimat des EV Landsberg wurde das Landsberger Sportzentrum, das nun fertiggestellt war. Nicht mehr von der Witterung abhängig, wurden nun in der Eishalle die Spiele des EVL verfolgt.

    In dieser Zeit kamen die ersten finanziellen Probleme, dabei zahlte sich die von Anfang an forcierte Jugendarbeit beim EVL aus, denn man konnte immer wieder mit jungen Eigengewächsen den Kader füllen. Doch es kam auch die Zeit der Kontingentspieler: Namen wie Arthur Rutland, Tim Dudeck, Walter Chapman, Jim Johannson oder Dwayne Robinson sind heute noch vielen ein Begriff. Und natürlich das „Traum-Duo“: Igor Pavlov und Oleg Znarok. Die beiden begeisterten das Landsberger Publikum und trugen ihren Anteil dazu bei, dass der EV Landsberg nach einem Jahr in der Oberliga wieder in die zweite Bundesliga aufstieg. In diese Zeit fielen auch die Derbys gegen den Augsburger EV, in der die erlaubte Zuschauerzahl in der Eishalle inoffiziell mehrmals überschritten wurde.

    Unvergessen auch die Zeit in der Hacker-Pschorr-Liga, die den Fans zahlreiche hochklassige Partien bot. Doch Ende der 90er-Jahre machten sich die finanziellen Probleme beim EV Landsberg bemerkbar. Dem 14. Platz in der Hacker-Pschorr-Liga folgte der 11. Platz in der 1. Liga Süd und mit Rang 10 in der Regionalliga Süd in der Saison 1999/2000 war die Geschichte des EV Landsberg erst einmal beendet: Die Schulden hatten überhand genommen, und noch während der alte Verein aufgelöst wurde, arbeitete man bereits an der Gründung des neuen.

    Die „Ära Kästele“ sorgte überregional für Schlagzeilen und schadete dem Verein auf lange Sicht – viele Eishockey-Fans standen dem Verein seit damals bedeutend kritischer und misstrauischer gegenüber.

    2000 – 2011

    Obwohl man einen schlagkräftigen Kader zur Verfügung hatte, musste der neu gegründete EV Landsberg 2000 in der untersten Liga, der Bezirksliga, beginnen. Zunächst war der Vorsitzende des EVL, Thomas Gross, auch Vorstand beim neuen EVL 2000, doch er reichte bald seinen Rücktritt ein. Seine Stellvertreter Friedhelm Schneider und Eugen Imhof leiteten die Geschäfte – und das mit großem Erfolg. Weitere Gründungsmitglieder des neuen Vereins waren unter anderem Uwe Köhn und Hans-Jürgen Böttcher.

    Dass die damalige Mannschaft nicht in die Bezirksliga gehörte, zeigte sich schnell: Die Frage war eigentlich nur, wie hoch man gewinnen würde. Ebenso zügig durchlief man auch die Landesliga, sodass der EVL bereits in der dritten Saison wieder in der Bayernliga angekommen war. Inzwischen hatte man mit Engelbert Schmid auch wieder einen ersten Vorstand gefunden, der allerdings nach rund einem Jahr (2003) aus gesundheitlichen Gründen sein Amt wieder abgeben musste. Auf ihn folgte der Landsberger Jurist Patrick Freutsmiedl.

    In dieser Liga gelang der Durchmarsch nicht mehr ganz so schnell: Zunächst scheiterte man an München (2003) im Rennen um den Aufstieg, anschließend schied man gegen Rosenheim im Play-off-Finale (2004) aus. Doch in der Saison 2004/05 war es endlich so weit: Der EV Landsberg 2000 stieg in die Oberliga auf.

    Zwischenzeitlich hatte Ronald Kelm-Kläger den Vorsitz des Vereins übernommen. Der langjährige Sponsor des Vereins (Beissbarth) wurde von den Mitgliedern bei nur drei Enthaltungen (einschließlich ihm selbst) gewählt. Seine Stellvertreter waren Patrick Freutsmiedl und Helmut Seibold. „Wir haben die Verpflichtung, im Hinblick auf das Jubiläumsjahr, aber auch mit Respekt vor den Gründern des Vereins, Besonderes zu leisten“, sagte Kelm-Kläger damals in seiner Antrittsrede.

    Tatsächlich gelang in diesem Jubiläumsjahr auch der Aufstieg in die Oberliga. Doch es gab noch mehr Anlässe zum Feiern: Zum Festakt im Sportzentrum kam damals unter anderem auch der damalige DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken. Auch das Prominentenspiel mit vielen ehemaligen Ausländern war sehr gut besucht – ebenso die Eiskunstlaufgala.

    Weniger konnte man mit einem weiteren Erfolg rechnen: Unter dem neuen Trainer Larry Mitchell mauserte sich der Oberliga-Aufsteiger EV Landsberg 2000 zu einem Aufstiegsfavoriten. Mitchell hatte bei der Besetzung der Ausländer-Positionen ein sehr gutes Händchen bewiesen, und so stand der EVL 2000 im Frühjahr 2006 sogar im Play-off-Halbfinale gegen die Hannover Indians. Mit 6:1/1:3/2:4/3:0 und im entscheidenden 5. Spiel nach Penaltyschießen – Jayson Meyer verwandelte den entscheidenden Penalty – setzte sich der EVL 2000 durch und war damit Oberligameister und in die 2. Bundesliga aufgestiegen.

    Auf dem Hauptplatz ließ sich die Mannschaft, deren Kapitän damals Christoph Hicks war, ausgiebig feiern. Im Hintergrund indes liefen die Überlegungen, ob die 2. Bundesliga finanziell machbar ist. Nach der Euphorie blieb der Vorstandschaft aber eigentlich keine andere Wahl als der Aufstieg. Im ersten Jahr klappte es auch noch ganz gut. Larry Mitchell blieb Trainer und belegte mit seinem Team den respektablen 10. Platz.

    Doch in der zweiten Saison (2007/08) kam der Zusammenbruch. Bereits zu Beginn gab es zahlreiche schlechte Nachrichten: Ligen-Sponsor Asstel hatte sich zurückgezogen, stattdessen mussten von den Vereinen Fernsehgelder bezahlt werden. Bereits die Bürgschaft für die 2. Liga bedeutete für die Landsberger ein Problem. Ende 2007 war dann der Anfang vom Ende nicht mehr aufzuhalten: Im Oktober mussten die Spieler teilweise länger auf ihr Gehalt warten und im November entschloss sich die Vorstandschaft, über die finanzielle Situation des Vereins keine Auskunft mehr zu erteilen.

    Alles war umsonst: Noch im Dezember trennte man sich von Trainer Larry Mitchell, kurz darauf erhielt Doug Andress als erster Spieler seine Freigabe. Danach packten unter anderem Adam Mitchell, Alexander Wedl, Jon Smyth und David Wrigley ihre Sachen zusammen. Auch auf der Trainerbank tat sich einiges. Nach Mitchell übernahm kurz Wedl bis zu seinem Weggang, dann kam Stefan Ihsen, der von Fred Ledlin abgelöst wurde, und dieser wiederum fand in seinem Vorgänger Stefan Ihsen seinen Nachfolger, den dann wiederum Sergej Svetlov bis Saisonende ersetzte.

    Was die Fans in dieser Zeit erleben mussten, daran erinnert man sich nicht mehr gern: Einer 2:12-Niederlage in Landshut folgte gar ein 3:17 zu Hause gegen Essen. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch Keeper Dennis Endras den Verein bereits verlassen. Aufgefüllt worden war mit Landsberger Junioren, die zwar alles gaben, aber in der Bundesliga einfach chancenlos waren. Am Ende belegten die Landsberger den letzten Platz und stiegen in die Oberliga ab.

    Bedenklicher als der Abstieg war jedoch die finanzielle Situation: Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung informierte Kelm-Kläger die Mitglieder. Demnach sei nach der Saison mit Verbindlichkeiten in Höhe von rund 100000 Euro zu rechnen. Zudem deutete er bereits an, dass er nicht mehr kandidieren würde. Für diesen Posten hatte sich Jürgen Beck selbst ins Gespräch gebracht, dann aber wieder zurückgezogen.

    Vonseiten der Fans hatte es einige Aktionen gegeben, um dem Verein unter die Arme zu greifen: Erinnert sei an die „Aktion volles Haus“ oder die „Baustein-Aktion“. Nach der misslungenen Saison versuchte die Aktion „Flagge zeigen“ einen Neuanfang zu provozieren – doch auch diese Initiative verpuffte bald wieder. Bei der Mitgliederversammlung im Mai 2008 wurde bekannt, dass der Verein in der vergangenen Saison ein Minus von 132000 Euro erwirtschaftet hatte und zu diesem Zeitpunkt 367000 Euro Schulden hatte. Zum Nachfolger von Ronald Kelm-Kläger, der sich nicht mehr zur Wahl stellte, wurde im Mai 2008 Oliver Jaser gewählt, seine Stellvertreter waren Karin Federl und Jochen Mörz.

    Noch unter der Leitung von Kelm-Kläger waren alle Versuche, die erste Mannschaft in eine GmbH auszugliedern, gescheitert, auch der Versuch von Jaser, für die Saison 2009/2010 eine AG zu gründen, scheiterte – vielmehr musste er aus beruflichen Gründen bereits im November 2008 sein Amt wieder abgeben: Seine Stellvertreter Karin Federl, Jochen Mörz und Franz Fischer lenkten bis zur nächsten Mitgliederversammlung die Geschicke. Auch sportlich lief es in dieser Saison nicht wirklich rund: Nachdem man Günther Preuß als Geschäftsstellenleiter und Trainer engagiert hatte, kam bald die Trennung: Der Saisonstart missglückte gründlich, und Franz-Xaver Ibelherr kehrte nach Landsberg zurück. Trotzdem blieb man auf dem letzten Tabellenplatz. Erst zum Ende der Saison konnte man sich auf Platz 7 hocharbeiten.

    Nach dieser Saison konnte man keinen neuen ersten Vorsitzenden finden: Karin Federl blieb Stellvertreterin, ihr zur Seite standen Jochen Mörz und neu für Anton Fischer: Hans-Jürgen Böttcher. Auch einen neuen Trainer gab es wieder: Norbert Zabel. Bezüglich der Finanzen teilte der damalige Schatzmeister Stefan Spingler mit, dass der aktuelle Schuldenstand rund 327000 Euro betrage.

    Bereits im Juni 2009 teilte Karin Federl mit, dass sie wegen des immensen Zeitaufwands zurücktrete – nun blieben noch Mörz und Böttcher übrig. Im November wurde Böttcher zum neuen ersten Vorsitzenden gewählt, seine Stellvertreter waren Jochen Mörz und Josef Keller. Auch diese Saison brachte den Fans nur wenig Freude: Nach einem guten Start gab es einige blamable Niederlagen, sodass Zabel bereits im November das Handtuch warf – auf ihn folgte Marian Hurtik. Allerdings blieb auch Hurtik nicht bis zum letzten Spiel, da stand Jochen Mörz zum Schluss an der Bande.

    In der vergangenen Saison sollte nun alles besser werden – doch die Schulden holten den Verein am Ende ein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden