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Eishockey: Das Ergebnis interessiert keinen

Eishockey

Das Ergebnis interessiert keinen

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    Das Ergebnis interessiert keinen
    Das Ergebnis interessiert keinen

    Jeder kennt es, egal in welcher Sportart: Wenn der Schiedsrichter ein Foul pfeift, reagiert der Spieler erst mal mit Unverständnis, beginnt zu diskutieren und ist sich keiner Schuld bewusst. Eine ganz andere Erfahrung machte Jannik Reuß: „Als ich dem Spieler gesagt hatte, dass ich ihn rausstelle, wenn er das nächste Mal seinen Gegner boxt, sagte er zu mir: ,Tut mir leid’“. Es war aber auch ein besonderer Spieler und ein besonderes Spiel: Zum ersten Mal hat der HC Landsberg zu einem U7-Turnier im Eishockey eingeladen.

    Erst am Morgen vor dem Turnier hatte Kevin seine Ausrüstung bekommen – gegen München erzielte er gleich sein erstes Tor. „Für die meisten Spieler hier ist es das erste Turnier überhaupt“, sagt Thomas Blaschta, im HCL-Vorstand für den Nachwuchs zuständig. Das merkt man: Da fährt so mancher erst mal an der Bande entlang und interessiert sich mehr dafür, wer da alles zuschaut, als wo gerade die Scheibe ist. „Die Kinder sollen hier einfach Spaß haben. Mit diesem Turnier wollen wir die Kinder mit dem Eishockey-Virus infizieren, damit sie uns möglichst lange bleiben“, betont Blaschta.

    Tatsächlich interessiert niemanden das Ergebnis, es wird nicht angezeigt und nicht mal intern notiert. „Wir müssen es auch nicht an den Verband weitermelden“, sagt Blaschta, also wird einfach gespielt. Wobei: Anschließend, in der Kabine, fragen die Kleinen dann doch nach. Gut, dass Landsbergs Torhüter David aufgepasst hat: „Wir haben 2:0 gewonnen“, verkündet er stolz seinen Teamkameraden.

    Das haben die Mädchen und Buben schon wieder vergessen, als es zum zweiten Spiel aufs Eis geht. Ergebnis? Egal. Das betont auch Maximilian Merkel, der die Mannschaft für das Turnier als Trainer übernommen hat. „Wichtig ist nur, dass die Kinder Spaß haben“ – und mit dieser Vorgabe schickt er das Team auch wieder aufs Eis. Merkel ist wie Jannik Reuß Spieler der Juniorenmannschaft, beide hatten aber auch schon ihre Einsätze im Bayernliga-Team.

    Bis zur U13 versteht sich der HC Landsberg als Breitensportverein. Den Kindern werden die Grundtechniken beigebracht, vor allem aber sollen sie Spaß haben. Erst ab der U15 spielt der Leistungsgedanke eine Rolle. Das ist auch schriftlich festgelegt im Ausbildungskonzept, das den Eltern aller Neulinge überreicht wird. Und mit diesem erhalten sie auch einen Wertekodex, der unterschrieben werden muss – der Verein hat sich diesen selbst auferlegt. Zustande gekommen sei er durch die nötige Satzungsänderung nach den Neuwahlen, sagt HCL-Präsident Frank Kurz.

    „Es gehört dazu, dass ein Trainer einem Spieler sagt, wenn er schlecht gespielt hat“, erläutert Kurz, aber „es geht nicht, dass er den Spieler anschreit oder ihn wegen eines Fehlers auf der Bank sitzen lässt“. Dieser Wertekodex gilt schließlich für alle: Spieler, von der U7 bis zur Bayernliga-Mannschaft, Eltern, Betreuer, Vorstand und Trainer. So sollen sich die Coaches als „Eishockey-Lehrer“ verstehen, sagt Kurz, die Kinder korrigieren, aber mit den richtigen Worten. „Das Wichtigste ist Achtsamkeit und Menschlichkeit, der Mensch muss im Vordergrund stehen“, sagt Kurz, ohne dass dabei die sportlichen Aspekte vernachlässigt werden.

    Dies will man auch den Eltern nahelegen: „Ich ermutige mein Kind zur Teamarbeit und urteile nicht über die Leistung der Spieler und Trainer“, steht beispielsweise in dem Papier. Oder auch, dass der Konsum von Alkohol, Nikotin und Drogen in Gegenwart von Kindern und Jugendlichen unerwünscht sei. „Manche hatten sich schon beschwert, dass wir ihnen das Rauchen verbieten wollen“, sagt Blaschta, dabei gehe es doch nur darum, nicht vor den Kindern zu rauchen, „man kann ja um die Ecke gehen.“

    Armin Bäsche, Mannschaftsführer bei der U7 des HCL und Vater eines Spielers, bezeichnet das Papier als „sensationell. Man merkt, dass es kein Papiertiger ist, sondern auch umgesetzt wird“. Sowohl von Spielern als auch Eltern, Betreuern, Trainern und den Mitgliedern des Präsidiums. Eigentlich habe es diese Werte schon immer gegeben, sagt Nachwuchs-Cheftrainer Marcel Juhasz. „Aber jetzt sind sie schriftlich festgehalten und man denkt mehr darüber nach.“ Gleichzeitig habe man auch etwas Schriftliches, auf das man sich berufen könne. Für die U7-Spieler war aber vor allem Regel Nummer eins wichtig: „Ich spiele in meiner Freizeit Eishockey, weil es mir Spaß macht.“ Das war zu sehen, egal wie das Spiel endete.

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