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Landsberg: Landsberg: Das sagt Bischof Bertram Meier zu Missbrauchsfällen

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Landsberg: Das sagt Bischof Bertram Meier zu Missbrauchsfällen

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    Zum Sebastiansfest kam der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier nach Landsberg: Er feierte den Festgottesdienst in der Landsberger Stadtpfarrkirche.
    Zum Sebastiansfest kam der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier nach Landsberg: Er feierte den Festgottesdienst in der Landsberger Stadtpfarrkirche. Foto: Christian Rudnik

    Auch wenn es heuer wegen Corona erneut keine Sebastiansprozession in Landsberg gab, zum feierlichen Gottesdienst in die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt war hoher Besuch gekommen: Bischof Dr. Bertram Meier, der ja aus Kaufering stammt. Er trug sich auch ins Goldene Buch der Stadt

    Viele wollten den Augsburger Bischof in Landsberg erleben – zu viele. Vor Beginn des Gottesdienstes mussten einige Gläubige abgewiesen werden. Wegen der Corona-Vorgaben war die Kirche schnell mit den 200 erlaubten Personen besetzt. Mit den beiden Stadtpfarrer Michael Zeitler und Gregory Herzel feierte Bischof Meier den Festgottesdienst, an dem auch Landrat Thomas Eichinger, Landtagsabgeordneter Alex Dorow sowie Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl und ihre Stellvertreter Moritz Hartmann und Felix Bredschneijder teilnahmen.

    Beziehung zwischen Politik und Kirche ist ausbaufährig

    In seiner Predigt dankte Bischof Meier den politischen Vertretern für ihr Kommen. Er freue sich, diese bei einer Veranstaltung „einer Organisation, die gerade sehr unter Druck steht“ zu sehen. „Danke, dass Sie da sind, denn ich denke, die Beziehung zwischen Kirche und Politik kann weiter ausgebaut werden.“ In seiner Predigt ging Meier auch auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie ein. „Corona lässt uns Christen in den Spiegel der Wahrheit schauen“, so der Bischof. Die Frage stelle sich, ob die Kirche systemrelevant sei. Er bezeichnete sie mit all ihren Einrichtungen als „existenzrelevant“.

    Sehen Sie hier die Bilder vom Sebastiansfest:

    Gleichzeitig nahm Meier die Kirche aber auch in die Pflicht: „Unser Leben ist verflacht, der Gottesdienst oft zu glatt und oberflächlich. Mehr Tiefgang braucht die Kirche“, forderte er. Und den bot er in seiner Predigt auch. „Zur Natur des Menschen zählt seine religiöse Antenne. Dass diese besondere Antenne gerade jetzt, auch in der Kirche, oft vernachlässigt wird, halte ich für grob fahrlässig.“

    Es sei wichtig, dass die Kirche „Seelennahrung“ biete, denn ohne gesunde Seele nutze auch ein gesunder Leib nicht viel. Auch durch die Corona-Pandemie und die Abstandsregeln sei die Seele in Gefahr. Was früher die Pest gewesen sei, sei derzeit Corona – und das wiederum mache den Landsberger Stadtpatron, den heiligen Sebastian, der unter anderem Pestpatron ist, wieder „hochaktuell“. Gestaltet wurde die Messe durch Johannes Skudlik an der Orgel und Werner Rollenmüller (Gesang).

    Der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Landsberg ein. Rechts Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl.
    Der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Landsberg ein. Rechts Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl. Foto: Christian Rudnik

    Auf die aktuelle Missbrauchsstudie, die unter anderem auch den emeritierten Papst Benedikt XVI belastet, war Bischof Meier nur zu Beginn seiner Predigt am Rande eingegangen. Gegenüber unserer Redaktion nahm er dazu später Stellung. Meier hatte erst vor Kurzem mit Missbrauchsopfern gesprochen – danach sprach er davon, „in einen Abgrund gesehen“ zu haben. Was er damit meint: „Mir geht immer mehr auf, dass die Kirche beides ist. Heilig, durch das Wort Gottes, die Sakramente und auch die heiligen Zeichen.“ Aber es gebe in der Kirche eben nicht nur Heilige, „es gibt auch viele Scheinheilige und solche, die dem Heiligen absolut keine Ehre machen“.

    Auch er habe in den zwei Jahren, in denen er nun Bischof sei, einige Untersuchungen eingeleitet, diese beträfen die gesamte Diözese. „Neben institutionellen Baustellen geht es auch um Einzelpersonen.“ Was ihn dabei auch sehr beschäftige, sei, dass „wir dieses Thema nicht loswerden“. Jeder neue Fall biete „eine Steilvorlage, um mit der Kirche abzuschließen“, so Meier.

    Wieder mehr Diskussion um den Zölibat

    Auch bei der Auswahl der Mandatsträger in der Kirche müsse man hohe Maßstäbe ansetzen. Dass die Missbrauchsfälle die Diskussion um den Zölibat wieder anheizen könnten, überrasche ihn nicht. „Für mich ist der Zölibat kein Dogma“, sagte Meier. Wichtig sei, dass „alle, die ein Mandat erhalten, sexuell gesund sind. Wir dürfen hier keine Leute anziehen, die Probleme mit ihrer Sexualität haben“.

    Aktuell befinde man sich in der Defensive, aus der heraus sich schwer eine Glaubensoffensive starten lasse. „Man kann nicht einfach den Schalter umlegen. Die Kirche bewirkt viel Gutes, aber die schwarzen Schafe überlagern das“, sagte der Bischof. Aus seiner Sicht könne man nur versuchen, mit vielen glaubwürdigen Personen das Gute in den Vordergrund zu stellen und „Positives zu bewirken“.

    Dass Bischof Meier auf die Menschen zugehen will – und auch kann –, zeigte er unter anderem beim Kindergottesdienst, den er vor der Festmesse kurz besuchte. Für die Kinder brachte er eine Handpuppe, eine „Kirchenmaus“, mit, die künftig in die Kindergottesdienste eingebaut wird. Abschluss des Besuchs in Landsberg war für den gebürtigen Kauferinger der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Landsberg. „Für uns ist es eine große Ehre“, freute sich Landsbergers Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl.

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