Zwei Jahre und 22 Drehtage hat es gedauert, bis der Film„Einmal richtig“ fertig war. Episodenartig zeichnet er das Leben von Protagonist Anton anhand seiner Liebesbeziehungen nach. Angefangen bei der ersten großen Liebe mit 19, über Hochzeit und Kind bis zur Midlife-Crisis mit Ende 30. Immer mit dabei war Sebastian Schwarz, gebürtiger Issinger und Produzent des Streifens. Er berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von falschen Bärten, wenig Schlaf und seinem besten Trick, um bei den Dreharbeiten Geld zu sparen.
Doch was macht ein Produzent eigentlich? „Ich bin bei dem Projekt der Möglich-Macher“, fasst Schwarz es zusammen. Er erhält das Drehbuch und kümmert sich dann darum, die Vision umzusetzen. Schwarz sucht unter anderem die Drehorte aus, koordiniert alle Beteiligten und hat das Budget im Blick. Letzteres sei bei einem Independent-Film wie diesem, also einem „Unabhängigen-Film“ ohne großes Studio, besonders schwierig. In so einem Fall macht sich der in Issing aufgewachsene Schwarz gerne seinen Geburtsort zunutze. „Mein größter Trick ist, in der Heimat zu drehen“, erzählt er. „Auf dem Land ist die Hilfsbereitschaft größer.“ Deshalb entstanden viele Szenen im Landkreis Landsberg, etwa am Egelsee in Hofstetten, im Landsberger Café Chapeu, im Kauferinger Kino und sogar im Elternhaus von Schwarz in Issing. „Ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre das alles gar nicht möglich“, sagt der Wahlmünchner.
Kurz nach seinem 30. Geburtstag gingen für Sebastian Schwarz die Dreharbeiten los
Viel Stress und wenig Schlaf hatte der Produzent während der Drehtage. „Ich war meistens als Erster am Set. Das alles ist zwar sehr stressig, aber man fühlt sich auch sehr lebendig“, sagt Schwarz, der bereits als Kind mit einer schweren VHS-Kamera kurze Filme gedreht hat. „Es war früh klar, dass ich in die Medienbranche gehe“, so der 32-Jährige.
Trotz aufwendiger Planung lief bei der neuesten Produktion nicht immer alles glatt. Die Dreharbeiten begannen und endeten holprig: Zwei Tage vor dem Start erkrankte der Kameramann an Corona – Ersatz musste schnell her. „Von da an glühte mein Telefon, während ich versucht habe, das Problem irgendwie zu lösen“, erinnert sich Sebastian Schwarz, der an diesem Tag seinen 30. Geburtstag hatte. Die Katastrophe war perfekt, als ihn inmitten des Ärgers daheim Freunde und Familie mit einer großen Geburtstagsfeier überraschten. „Die Party war trotzdem feuchtfröhlich und einen Ersatz für den Kameramann haben wir auch gefunden“, sagt der heute 32-Jährige.
Der Film entstand im Rahmen eines Lehrkurses beim Theater Werkmünchen
Ein anderes Problem kam am planmäßig letzten Drehtag auf. Die finale Szene des Films spielt am Steg des Egelsees. Nachdem das Set aufgebaut und die ganze Crew versammelt war, fing es an zu regnen, und der ganze Dreh fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Einige Wochen später wurde der Dreh bei Sonnenschein nachgeholt und der Film fand den gewünschten Abschluss.
Hinter dem Spielfilm steht nicht nur ein unabhängiges Team, sondern auch ein Lehrkurs des Theaters Werkmünchen. Berufsanfänger aber auch Quereinsteiger können sich in so gut wie allen Positionen der Filmbranche ausprobieren. Die Schlüsselfunktionen wie Regie oder Kameraführung übernehmen Profis. „Unter den Teilnehmenden haben wir eine gute Quote von Leuten, die danach im Filmbereich Fuß fassen“, sagt Schwarz, der immer wieder als Dozent für Film und Medien arbeitet. Auch unter den Schauspielern seien in diesem Film zwei Teilnehmende des Kurses gewesen.
Der Spielfilm „Einmal Richtig“ gewann international Preise bei Filmfestivals
Die Hauptrolle des Anton übernahm Schauspieler Tillmann Eckardt. Im Film taucht er sowohl als 19-jähriger Teenager auf als auch als erwachsener Familienvater. Ihn optisch altern zu lassen, war laut Schwarz eine der Herausforderungen des Drehs. „Vieles musste sich organisatorisch am Bartwuchs orientieren“, erzählt der Produzent lachend. Da die Szenen nicht chronologisch gedreht wurden, musste immer wieder abgewartet werden, bis der ganze Bart bzw. Schnauzer angemessen nachgewachsen war. „Manchmal kamen auch falsche Bärte zum Einsatz“, verrät Schwarz.
Das Ergebnis der jahrelangen Arbeit wurde 2024 auf diversen Filmfestivals auf der ganzen Welt präsentiert. Unter anderem waren Regisseur Holger Borggrefe und Sebastian Schwarz in New York und London, wo der Film mit insgesamt acht Preisen ausgezeichnet wurde. Im Laufe des Jahres wird der Film auf Amazon Prime erhältlich sein. Zum Projektende wird der Film im Kino Kaufering vor Unterstützern und Helfern gezeigt. „Das ist der Abschluss eines komplexen Filmprojekts, bevor die Dreharbeiten für den nächsten Film losgehen“, sagt Schwarz. Der diesjährige Filmkurs hat bereits begonnen.
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