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Scheuring: Ein Bach, viele Beteiligte und ein Ziel: Ökologische Vielfalt

Scheuring

Ein Bach, viele Beteiligte und ein Ziel: Ökologische Vielfalt

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    Landwirt und Gemeinderatsmitglied Thomas Klarer, Andreas Schützeberg (Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands), Bürgermeister Konrad Maisterl und Thomas Maisterl, Vorsitzender des örtlichen Fischereivereins (von links), sprechen sich für die Renaturierung des Mühlbachs aus.
    Landwirt und Gemeinderatsmitglied Thomas Klarer, Andreas Schützeberg (Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands), Bürgermeister Konrad Maisterl und Thomas Maisterl, Vorsitzender des örtlichen Fischereivereins (von links), sprechen sich für die Renaturierung des Mühlbachs aus. Foto: Vanessa Polednia

    Der Mühlbach prägt das Scheuringer Ortsbild. Von Süden kommend fließt er durch den Ort und verlässt ihn dann wieder, um etwa eineinhalb Kilometer nördlich von Scheuring, umgeben von landwirtschaftlicher Fläche, in den Verlorenen Bach zu münden. 

    Für die Fischerei spielt er kaum eine Rolle, dennoch hat der Luftwaffenfischereiverein Lechfeld ihn gepachtet. Sie fischen hauptsächlich am Lech bei Scheuring. Der Name des Luftwaffenfischereivereins

    Vorsitzender des Scheuringer Fischereivereins: "Wir wollen Gruppen berücksichtigen"

    Thomas Maisterl ist der Vorsitzende und fasst die Motivation des Vereins prägnant zusammen: "Echten Umweltschutz" wolle man leisten und den Mühlbach renaturieren. Der Mühlbach werde hauptsächlich von der Vereinsjugend und nur drei Monate im Jahr befischt, "ansonsten ist er für die Fischerei gesperrt, um ihn zu schonen". Die Jugendgruppe entnehme den Bach zwei bis vier Fische pro Jahr. Der Bach, der laut Maisterl in einem schlechten Zustand ist, liege den Vereinsmitgliedern am Herzen. Der begradigte Bach habe einen zu niedrigen Fischbestand – das habe auch ein Fischmonitoring im August 2023 gezeigt. Bei der Nullaufnahme zeigte sich ab dem Absturz bachaufwärts ein starker Bestandseinbruch junger Bachforellen. Auch erwachsene Bachforellen waren in diesem Bereich nur mäßig vorhanden, heißt es im Bericht.

    Mit Einführung der Wasserrahmenrichtlinie wurde europaweit angestrebt, alle Fließgewässer bis spätestens 2027 in einen "guten Zustand" zu überführen. Dazu gehört auch der Zurückbau von Abstürzen, die die Durchgängigkeit stören. Vor zwei Jahren habe der Landesfischereiverband in Zusammenarbeit mit Landschaftspflegeverbänden ein Projekt initiiert, um kleine Gewässer zu renaturieren. Auf Thomas Maisterls Initiative wurde der Mühlbach für das Projekt ausgewählt. 

    Kürzlich wurde das fertige Konzept im Scheuringer Gemeinderat vorgestellt und einstimmig beschlossen. Thomas Maisterl koordiniert das Projekt. Sofern möglich, setzt der Fischereiverein auch die baulichen Arbeiten um. Generell gebe es jedoch viele Parteien, die in unterschiedlicher Form von der Renaturierung betroffen oder daran beteiligt sind, betont Maisterl. Wie bei Gewässern dritter Ordnung üblich, ist die Kommune Grundstückseigentümer und damit unterhaltspflichtig. Der Scheuringer

    Mühlbach soll nördlich von Scheuring in drei Abschnitten renaturiert werden

    Das Gesamtkonzept wurde in drei Teilprojekte zerlegt. Zunächst sind Strukturmaßnahmen im Bach geplant. "Das sind relativ einfache Maßnahmen ohne Flächenverbrauch im bestehenden Bachbett." So sollen unter anderem etliche Wurzelstöcke im Bachlauf Lebewesen als Schutzraum dienen. Die Strukturelemente sollen bei trockener Witterung im Zeitraum Anfang Februar bis Ende Mai eingebaut werden. Die Kosten hierfür liegen bei 7400 Euro. Im zweiten Projektabschnitt widmet sich der Landschaftspflegeverband Landsberg den Ufergehölzen, die auch im Anschluss vom Verband gepflegt werden. Am östlichen Uferbereich sollen Kopfweiden gepflanzt werden. "Mit dem fünf Meter breiten Uferrandstreifen ergibt sich keine Beschattung der landwirtschaftlichen Flächen", betont Maisterl. Die Bäume und Sträucher sollen für das Gewässer Schatten spenden und das besonders im Sommer zu starke Pflanzenwachstum im Bachlauf reduzieren. Bei Starkregen soll dadurch das Wasser dann nicht mehr so schnell übertreten, und auch die Forellen benötigen Kiesböden zum Laichen. 

    Das dritte Teilprojekt befasst sich mit dem Rückbau eines Absturzes. "Ein massives Wanderhindernis", weiß Maisterl. Eine Umgehungsrinne unterhalb des Wehres soll Abhilfe schaffen. Das mäandernde Bachbett benötigt an dieser Stelle dann mehr Platz. Der angrenzende Acker gehört der Gemeinde Scheuring, die einen Streifen Fläche für das Projekt hergibt, "wo wir uns ökologisch austoben können", freut sich Thomas Maisterl. Der dritte Teil sei auch der aufwendigste, bescheinigt der Vorsitzende des Fischereivereins. Zwischen 60.000 und 70.000 Euro werde dieser Teil kosten. Doch allein für die Beseitigung des Absturzes gebe es umfangreiche Fördermittel über das Wasserwirtschaftsamt von bis zu 90 Prozent. "Der Plan ist, dass das Projekt schlussendlich für die Gemeinde kostenneutral ist." 

    Ende Januar ist ein Treffen mit den betroffenen Landwirte geplant. Zu ihnen gehört auch Thomas Klarer, der zudem im Scheuringer Gemeinderat sitzt. Bei einer Besichtigung vor Ort äußert er sich positiv über das geplante Vorhaben: "Ich wüsste nichts, was dagegen spricht." 

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