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Reichling: Widerstand gegen Gasbohrung in Reichling: Jetzt kommt das „Koa Gas“-Camp

Reichling

Widerstand gegen Gasbohrung in Reichling: Jetzt kommt das „Koa Gas“-Camp

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    Auf diesem Areal bei Reichling soll nach Gas gebohrt werden. Klimaaktivisten wollen in der Nähe ihr Lager aufschlagen.
    Auf diesem Areal bei Reichling soll nach Gas gebohrt werden. Klimaaktivisten wollen in der Nähe ihr Lager aufschlagen. Foto: Christian Rudnik

    Noch ist der genaue Zeitpunkt nicht bekannt, doch gilt als wahrscheinlich, dass die Infrastruktur für die geplanten Gasbohrungen in Reichling in den kommenden Wochen geschaffen werden soll. Zuletzt war die Rede davon, dass ein 40 Meter hoher Bohrturm im September errichtet werden soll. Deutlich früher, genauer gesagt ab Dienstag, 13. August, wollen Klimaaktivisten aus Augsburg ihr Lager unweit der Bohrstelle aufschlagen. Was sie dort vorhaben, darüber haben sie mit unserer Redaktion gesprochen.

    Nach dem Bund Naturschutz, Fridays for Future und Greenpeace engagieren sich nun auch Aktivisten aus dem Klimacamp Augsburg gegen die geplante Gasbohrung in Reichling und im Bereich Lech-Ammersee. Das Augsburger Klimacamp hatte Ende Juli eine vier Jahre währende Dauerdemo neben dem Augsburger Rathaus beendet. Ab Dienstag wollen die Aktivisten rund um eine Scheune auf einem benachbarten Privatgrundstück unweit der Staatsstraße Richtung Rott ihr „Koa Gas“-Camp errichten. Unsere Redaktion hat darüber mit Christian Baier vom Klimacamp Augsburg gesprochen.

    An Mariä Himmelfahrt findet bei Reichling ein Austausch statt

    Zum Klimacamp Augsburg gehören laut Christian Baier etwa 30 Personen, von denen etliche derzeit bei Aktionen in Ravensburg und Erfurt seien. Fünf bis sechs von ihnen würden ab Dienstag vor Ort in Reichling sein, am Donnerstag, 15. August, wenn es ab 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen zu einem offenen Austausch zwischen Klima-Aktivisten, der Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen und Bürgerinnen und Bürgern kommen soll, würden bis zu 20 Personen anwesend sein. Offiziell wurde das Camp als Versammlung beim Landratsamt angezeigt. Eine Auflage ist, dass immer zwei Personen im Camp anwesend sein müssen. Deswegen werden die Aktivisten in der Scheune übernachten. Es werde laut Baier aber auch ein etwa fünf Meter breiter Streifen um die Scheune geschaffen, auf dem Besucherinnen und Besucher ihr Lager aufschlagen können.

    Das Klimacamp neben dem Augsburger Rathaus wurde Ende Juli beendet.
    Das Klimacamp neben dem Augsburger Rathaus wurde Ende Juli beendet. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Wie es zu der Kooperation zwischen der Bürgerinitiative und dem Klimacamp Augsburg kam, darüber informieren beide Seiten in einer gemeinsamen Presseerklärung. Die Bürgerinitiative sei zur Klimakonferenz in Augsburg eingeladen worden und habe dort die geplante Erdgasförderung durch die Genexco Gas GmbH vorgestellt und ihre Befürchtungen bezüglich der möglichen Verschmutzung des Trinkwassers und weiterer Umweltbelastungen geschildert. Die Klima-Aktivisten hätten spontan ihre Unterstützung beim Widerstand gegen die Gasbohrung angeboten.

    Im Reichlinger „Koa Gas“-Camp sollen die Menschen ins Gespräch kommen

    Die Bürgerinitiative zeigte sich laut Pressemeldung beeindruckt, dass die Vertreter des Klimacamps vor allem den Austausch im Gespräch suchen würden. „Sie sind fachlich gut informiert und bauen Brücken, statt auf Konfrontation zu gehen.“ Das sei auch das Ziel des Camps in Reichling, sagt Christian Baier. Innerhalb kürzester Zeit seien Workshops und offene Angebote des Gesprächs für besorgte oder interessierte Bürgerinnen und Bürger entwickelt worden. „Wir unterscheiden uns von den Klimaklebern“, sagt Christian Baier. Vielmehr solle friedlich eine Verbindung zwischen Jung und Alt geschaffen und verschiedene Menschen miteinander ins Gespräch gebracht werden.

    Aktivisten von Greenpeace Bayern haben vor Kurzem auf dem für die Gasbohrung vorgesehenen Grundstück bei Reichling Bäume gepflanzt.
    Aktivisten von Greenpeace Bayern haben vor Kurzem auf dem für die Gasbohrung vorgesehenen Grundstück bei Reichling Bäume gepflanzt. Foto: Greenpeace Bayern

    Zuletzt hatten aus Protest gegen die geplante Erdgasbohrung in Reichling Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace Bayern auf dem für die Bohrung vorgesehenen Areal zehn Bäume gepflanzt. Sie entrollten Transparente mit einem durchgestrichenen Bohrturm und dem Slogan „Kein neues Gas“. Auch Landrat Thomas Eichinger (CSU) hat sich zuletzt deutlich gegen die Pläne positioniert. Er möchte in einem kritischen Brief an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) seine Bedenken gegen die geplanten Gasbohrungen und eine mögliche spätere Gasförderung in Reichling zum Ausdruck bringen. Das hatte der Landrat in der jüngsten Kreistagssitzung angekündigt und dort um ein Stimmungsbild gebeten. Das war ebenso eindeutig wie im Gemeinderat in Reichling, der sich am selben Abend einstimmig gegen die genehmigte Bohrung und eine noch zu beantragende Förderung ausgesprochen hatte. Im Kreistag hatte Thomas Eichinger gesagt, dass er Bedenken hinsichtlich Umwelt, Verkehr, Gesundheit und Klimaschutz hat. Aiwanger solle „solche Beschlüsse möglichst nicht im Landkreis Landsberg umsetzen“.

    Wie berichtet möchte die Firma Genexco Gas das Grundstück südöstlich von Reichling nach ersten Fällungen im vergangenen Jahr komplett roden und im September einen 40 Meter hohen Bohrturm errichten. Das Bergamt Südbayern, das dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger unterstellt ist, hat dies genehmigt. Der kanadische Mutterkonzern von Genexco Gas plant in den nächsten Jahren in der Region westlich des Ammersees nach eigenen Angaben bis zu zehn weitere Gasbohrungen, falls sich lohnende Vorkommen ergeben. Der Landkreis, ebenso wie die betroffenen und benachbarten Gemeinden, sind bei der Genehmigung außen vor. Im Jahr 2022 hatte der bayerische Wirtschaftsminister die Erlaubnis erteilt, im Landkreis Landsberg nach Erdgas zu bohren, Ende Juni 2024 folgte die Genehmigung des zuständigen Bergamts Südbayern.

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    2 Kommentare
    Thomas Keller

    Wenn es im Winter kalt in der Wohnung ist, stell ich mir halt ein Windrad ins Wohnzimmer. Haben die Aktivisten mal nachgedacht warum manche Menschen und Betriebe Gas brauchen? In der Nordsee wurde und wird Öl gefördert. Mit dieser Energie wurden auch die Aktivisten grossgezogen, verköstigt und ihnen die heutigen Annehmlichkeiten beschert.

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    Felix Strobel

    Hallo Thomas, ich denke du hast dich nicht mit dem Thema der Energiegewinnung in Deutschland und der Klimakatastrophe beschäftigt. Zumindest macht dein Kommentar diesen Anschein. Ich glaube diesen Camp richtet sich genau an Menschen wie dich.

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