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Reichling: Heftige Diskussionen und Vorwürfe in der Bürgerversammlung Reichling

Reichling

Heftige Diskussionen und Vorwürfe in der Bürgerversammlung Reichling

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    Bürgermeister Johannes Hintersberger musste sich in der Reichlinger Bürgerversammlung einigen Fragen und Kritikpunkten stellen.
    Bürgermeister Johannes Hintersberger musste sich in der Reichlinger Bürgerversammlung einigen Fragen und Kritikpunkten stellen. Foto: Christian Rudnik

    Das Dorfgemeinschaftshaus Happerger in Ludenhausen war zur Bürgerversammlung mit 206 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Abend der Reichlinger Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger freute sich: "In anderen Gemeinden unserer Größe sind es teilweise nur 40 Bürgerinnen und Bürger. Das finde ich ein bisschen traurig, wenn die Leute so wenig Interesse an dem haben, was in der Gemeinde los ist." 

    Bürgerinnen und Bürger in Reichling fürchten weitere Verschuldung

    In seinem Rückblick befasste sich der Bürgermeister unter anderem mit dem Thema "Kurioses aus der Gemeinde". Dabei ging es zum einen um einen Antrag für einen Kreisverkehr, der aber aufgrund einer Kreisstraße nicht realisierbar wäre, und um die Unterschriften-Sammelaktion, die Ende letzten Jahres in der Gemeinde Thema war. Kurios sei das dahin gehend, weil es nichts an dem demokratischen Wahlergebnis ändern könne, so Hintersberger. "Die Presse berichtet von 600 Unterschriften. Die habe er bis heute nicht gesehen." Eine Frau im Publikum sagte darauf "Du willst sie ja nicht sehen." Hintersberger beließ es vorerst dabei zu sagen, dass er immer ein offenes Ohr habe und man ihn jederzeit in der Bürgersprechstunde sprechen könne. "Und im Sommer mache ich eine Gegenaktion und klingele auch mal bei den Leuten und frage, wo der Schuh drückt."

    206 Reichlinger und Reichlingerinnen besuchten die Veranstaltung am Dienstagabend.
    206 Reichlinger und Reichlingerinnen besuchten die Veranstaltung am Dienstagabend. Foto: Christian Rudnik

    Ende 2023 lag der Schuldenstand der 1711 Einwohner starken Gemeinde bei 3,32 Millionen Euro. Sorge kam von den Reichlinger Bürgern, dass sich die Schulden in den nächsten Jahren nur noch anhäufen werden. Ein Mann brachte an: "Keiner denkt darüber nach, wo das Geld herkommt." Der Bürgermeister antwortete darauf, dass es sich bei einer Kita ja nicht um eine freiwillige, aber um eine Pflichtaufgabe handle. "Sonst schicken wir die Kinder in die nächste beziehungsweise übernächste Gemeinde." Hoffen müsse man bei den Einnahmen der Gemeinde auf die Veräußerung der Grundstücke und auch hier sei nicht die Gemeinde an den gestiegenen Preisen schuld, sondern Verkäufer und Käufer, die die Preise gestalten. 

    Über das Thema Kindergarten in Ludenhausen wird weiterhin diskutiert

    Das Thema blieb die Kindergarten-Diskussion. Unter anderem wurde von einigen Bürgerinnen und Bürgern bemängelt, dass die Sanierung in Ludenhausen die "schnelle und günstige" Lösung sei, aber nun der Preis doch höher läge und es ja doch noch dauere, bis dort die Kitagruppen einziehen könnten. Hintersberger ging zuerst auf die Kosten ein. Die 2,4 Millionen seien der Preis ohne Förderung. Mit allen Zuschüssen würde die Gemeinde voraussichtlich noch um die 1,2 Millionen Euro zahlen müssen, also etwa 400.000 Euro mehr, als noch 2022 veranschlagt. Die 700.000 bis 800.000 Euro, die damals genannt worden seien, wären damals bereits abzüglich der Förderungen im Raum gestanden. Zwischen den Wortmeldungen, die sich gegen die Kita in Ludenhausen aussprachen oder nach einer kostengünstigeren Alternative fragten, sagte auch ein Bürger: "Anscheinend gibt's viele Leute, denen unsere Kinder ganz egal sind."

    Katharina Stadler, zeigte als zuständige Architektin für das Projekt den aktuellen Plan für die Alte Schule in Ludenhausen. "Vorhin ist ja gesagt worden, dass das eine alte Bude ist. Am Ende bleibt da nur noch Stahlbeton übrig." Die umfangreiche Außenanlage werde durch das Amt für Ländliche Entwicklung gefördert und falle nicht mit in die Kosten des Sanierungsprojekts. Wenn der Plan, der zurzeit beim Landratsamt läge, durchgehe, könne im nächsten Jahr gebaut und ab Frühjahr 2026 in das Gebäude eingezogen werden. In der Diskussion, ob denn alles geprüft wurde und nicht doch ein Waldkindergarten mit einer Gruppe reichen würde, meldete sich schließlich ein Mann zu Wort: "Ich habe keine Kinder, aber ich wohne seit zehn Jahren in der Gemeinde. In der Zeit wurden hier Millionen versenkt. Aber hier wird jetzt um ein solches Thema groß diskutiert. Kinder sind unsere Zukunft." Aus dem Hintergrund war noch ein: "Wer bezahlt's denn?" zu hören, bevor die Tagesordnung zum Thema Wasser überging.

    Brunnen in Reichling ist bereits Streitthema, obwohl er nicht sicher umgesetzt wird

    Vier bis fünf Stellen im Kanalnetz seien nach Prüfung von unterirdischen Videoaufnahmen wirklich bemängelswert, so Hintersberger. Das sei aber eine übersichtliche Anzahl an Stellen, wo nachgebessert werden müsse. 2024 sollten an drei Stellen der Gemeinde zudem Bohrungen vorgenommen werden, um zu prüfen, ob man einen Brunnen bauen kann. "In Thaining hat's acht Jahre gedauert. Also dürfen wir uns nicht zu viele Versprechungen machen." Das aktuelle Prinzip mit der Bachrunzel-Quelle sei nicht zukunftsfähig, da unter anderem an der Stelle ein Hang abrutscht und in der Vergangenheit schon ein totes Tier nahe dem Gewässer für eine Verkeimung gesorgt habe. 

    Auch an der Stelle wurde im Publikum wieder über die Kosten diskutiert, schließlich müsse man auch einen Hochbehälter bauen. Andere brachten an, dass das Wasserprojekt wichtiger sei, als der Kindergarten und ein Mann fragte nach einer Kooperation mit der Nachbargemeinde Vilgertshofen. Hintersberger sagte dazu, dass Gespräche stattgefunden hätten, allerdings könne er dort auch keine Zusammenarbeit erzwingen. Vorerst bleibe es ohnehin bei der Bachrunzel-Quelle. "Wir können die Diskussion dann führen, wenn wir überhaupt eine Alternative finden und uns dann auch überlegen, wo ein Hochbehälter hin kann."

    Bürger kritisiert zynische Art des Bürgermeisters Johannes Hintersberger

    In der Bürgerversammlung 2022 wurde versprochen, dass zum Thema Gasbohrungen, eine Infoveranstaltung für die Gemeinde stattfinden würde. Weil diese 2023 nicht stattfand, wurde der Informationsteil in die Bürgerversammlung gelegt. Zum Ärger einiger Bürgerinnen und Bürger, die im Vorfeld einen Antrag eingereicht hatten, den Tagesordnungspunkt zu streichen und baten, eine eigene Veranstaltung zu organisieren (ausführlicher Bericht folgt). Weitere schriftlich eingereichte Anträge werden in den nächsten drei Monaten in den Gemeinderatssitzungen besprochen, so Hintersberger. 

    Unter dem Punkt Wünsche und Anmerkungen meldete sich ein Mann zum Thema Unterschriftenaktion. "Ich möchte das Fass nicht aufmachen, aber eigentlich schon." Auch, wenn die Umsetzung der Unterschriftenaktion vielleicht so nicht korrekt war, sei es doch ein Stimmungsbild gewesen. Und dass ein Teil der Gemeinde unzufrieden sei, dürfe doch ankommen, ob die Liste Hintersberger nun vorläge oder nicht. Stattdessen würde er aber hier auf zynische Art Wortmeldungen abtun. In der anschließenden Diskussion ging es unter anderem um die Informationslage, mit der bei der Unterschriftenaktion argumentiert wurde. Es sei unter anderem gesagt worden, das Wassersystem der Gemeinde breche zusammen, sollte Hintersberger Bürgermeister bleiben. "Aber es kommt ja immer noch Wasser aus dem Hahn, oder nicht?", sagte Hintersberger. 

    Ein anderer Bürger merkte an, dass es einfach an der Grundhaltung läge. Man müsse sagen: "Komm, wir setzen uns zusammen und sprechen darüber, was von beiden Seiten falsch gemacht wurde." Andere argumentierten, man fühle sich nicht vom Bürgermeister mitgenommen, auch wenn 100 Sachen gut laufen und dass es auch ein emotionales Thema wäre. Die Sitzung wurde gegen 23.30 Uhr beendet.

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