Mit einem weiteren Antrag tritt die Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen wegen der geplanten Erdgasbohrungen an den Gemeinderat heran. Sie fordert eine öffentliche Behandlung des Themas in den Sitzungen und regt eine Umwidmung der Zufahrtsstraße zur Bohrstelle an. Auf die Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte es der neueste Antrag zwar nicht mehr geschafft, da er zu kurzfristig eingegangen sei, wie Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger erklärte. Dennoch wurde über die Forderungen schon gesprochen.
Schwierigkeiten sieht der Gemeindechef, was eine Umwidmung der Zufahrtsstraße angeht. Die Bürgerinitiative schrieb dazu an den Gemeinderat: „Da in der letzten Gemeinderatssitzung die Frage aufkam, was jetzt getan werden kann, haben wir die Info bekommen, dass die Straße zum Bohrplatz eventuell umgewidmet werden kann und dann möglicherweise dem Schwerlastverkehr gesperrt wäre.“ Dies könnte nach Einschätzung des Bürgermeisters problematisch werden: Denn wenn man die Straße zu einer Privatstraße umwidmen würde, wären einige Grundstücke nicht mehr erschlossen.
Im Gemeinderat soll das Thema Gasbohrung öffentlich behandelt werden
Die wesentliche Forderung des Antrags der Bürgerinitiative ist jedoch, „dass alle Belange zu der Gasbohrung und zu der Trinkwasserproblematik in öffentlichen Sitzungen besprochen werden“. Als Begründung führt die Bürgerinitiative an, dass die Trinkwasserversorgung und deren Sicherheit die Bürger aus Reichling und Ludenhausen betreffe. Daher bestehe ein „hohes öffentliches Interesse für dieses Thema“.
Weiter argumentiert die Bürgerinitiative, dass die Gasbohrung der Firma Genexco Gas das Leben der Bürger und Bürgerinnen in Reichling direkt betreffe und sie somit auftretende Bedenken und Problemen gleich bei den Gemeinderatssitzungen mitteilen könnten. Dies würde zu einem Austausch zwischen Gemeinderatsmitgliedern, Bürgermeister und der Bevölkerung und zu einer schnellen und effektiven Lösung von Problemen beitragen. Offiziell behandelt wird der Antrag voraussichtlich in der nächsten oder einer der nächsten Sitzungen. Hintersberger sagte aber schon mal zu, dass alles zum Thema Gasbohrung – wie bisher – im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzungen behandelt würde.
Der Bürgermeister versicherte dazu auf Anfrage, dass auch bisher zu dem Thema nichts im Geheimen verhandelt worden sei. Nur was das Trinkwassernotfallkonzept angehe, so werde dies momentan erst mit einer Fachkraft ausgearbeitet. Danach werde es dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. Ein Protestbrief an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) werde derzeit von der Verwaltung noch fertig ausgearbeitet.
Die Firma wartet wohl auf das „Okay“ vom Bergamt
Die Klagefrist für die Probebohrung sei abgelaufen, teilte der Bürgermeister nach einer Anmerkung von Tobias Harrer bezüglich des Protokolls der vorhergehenden Sitzung mit. Aber wenn der Gemeinderat sich einig sei, könne er bei weiteren Schritten jederzeit beschließen, dass geklagt werden solle. Die Probebohrung werde wohl stattfinden, meinte der Gemeindechef gegenüber unserer Redaktion. Er habe momentan nicht den Eindruck, dass die Firma Genexco die Pläne für die Erdgasbohrungen aufgeben wolle. Sie warte nur noch auf das „Okay“ vom Bergamt.
Er sei mit Genexco auch in Kontakt getreten, nachdem zwei der von Greenpeace gepflanzten Bäume umgesägt worden seien. Dabei habe die Firma versichert, dass sie nicht für die Tat verantwortlich sei. Gleichzeitig habe das Unternehmen auch erklärt, dass es wegen der Baumpflanzungen nicht gegen Greenpeace klagen werde. Da die Firma inzwischen das Gelände angepachtet habe, könnte die Firma nämlich gegen die Umweltschutzorganisation klagen.
Nach den Aussagen der Bürgerinitiative sei am vergangenen Montag und Dienstag ein Vertreter von Genexco vor Ort gewesen. Geladen war die Firma diese Woche auch zu einem Treffen der Bürgermeister der Gemeinden, die in dem Aufsuchungsgebiet zwischen Reichling und Dießen liegen. Dabei habe die Firma über die Sachlage informiert, erklärte Hintersberger. Betroffen sei momentan nur die Gemeinde Reichling. Bei dem Treffen seien sich alle Bürgermeister einig gewesen, dass niemand die Bohrungen haben wolle, so der Reichlinger Gemeindechef. Er selbst sei auch nicht begeistert – aber er denke, dass man sie nicht verhindern könne. Er bekomme ständig Interviewanfragen – etwa vom Fernsehen. Doch diese werde er jetzt alle ablehnen. „Ich habe keine Lust, dass wir mit unserer Gemeinde weiter der Spielball für bundespolitische Dinge sind.“
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