Ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen soll in der Ortsmitte von Reichling entstehen. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben zu – doch es gab auch Vorbehalte. Einige Räte sorgten sich um die zukünftige Entwicklung des Ortes.
Ein Mehrparteienhaus mit sechs Wohnungen soll in Reichling entstehen
In der Keltenstraße 6, in zentraler Dorflage gegenüber dem Gasthaus Mitschke, soll das Gebäude mit sechs kleinen Wohnungen entstehen. Das ältere Bestandsgebäude, ein ehemaliges Bauernhaus, soll dazu abgerissen werden. Bürgermeister Johannes Hintersberger wies darauf hin, dass es in der Gemeinde durchaus einen Bedarf an kleineren Wohnungen gebe – etwa für junge Leute, die von zu Hause ausziehen, aber nicht aus Reichling wegziehen wollten. Ein Mehrfamilienhaus mit solch kleinen Wohnungen sei in der Gemeinde bisher nicht gebaut worden – bei den anderen Mehrfamilienhäusern handele es sich um Gebäude mit größeren Wohneinheiten mit mindestens 70 Quadratmetern.
Das Bauvorhaben in der Keltenstraße sei zulässig, sofern es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung in die Eigenart der näheren Umgebung einfüge, zitierte Hintersberger die Einschätzung der Verwaltung. Die Umgebungsbebauung entspreche einem allgemeinen Wohngebiet, teilte der Bürgermeister mit. Laut Verwaltung seien keine Anhaltspunkte ersichtlich, die gegen ein Einfügen sprechen würden. Alle sechs Wohneinheiten seien weniger als 45 Quadratmeter groß, fuhr Hintersberger fort. Die erforderlichen Stellplätze seien somit vorhanden: Sechs Stellplätze sowie ein zusätzlicher Stellplatz. Damit seien die Vorgaben der gemeindlichen Stellplatzsatzung erfüllt.
Trotz Bedenken stimmt der Reichlinger Gemeinderat geschlossen für das Bauprojekt
Zur Sitzung waren auch ein einige Anwohner erschienen. Einem Anwohner wurde das Wort erteilt: Er machte sich Sorgen, wie die Entwicklung im Dorfkern weitergehe und fragte sich, ob nach diesem Bau dann womöglich „noch so ein Block“ in der Nachbarschaft entstehen könnte. Mit diesem Bau habe er jetzt keine Probleme, aber es gehe ihm um die zukünftige Entwicklung, meinte er.
Auch ein paar Gemeinderäte teilten die Bedenken: „Es geht um den dörflichen Charakter“, warf Bernd Glück ein. „Man sollte sich überlegen, wie wir den erhalten können“, argumentierte er.
Der Bürgermeister erinnerte daran, dass ein innerörtlicher Bebauungsplan eine sechsstellige Summe gekostet und der Gemeinderat sich daher dagegen entschieden habe. Heinrich Quartal war der Meinung, dass sich der Gemeinderat über den Erhalt des dörflichen Charakters dennoch nochmals Gedanken machen sollte. Was den Bedarf an Wohnungen für Gemeindebürger und -bürgerinnen betrifft, zog er einen Vergleich zu dem Gebäude mit sechs Wohneinheiten, das in Ludenhausen gebaut worden war: Dort sei kein einziger aus dem eigenen Dorf eingezogen, legte Quartal dar.
Gleichwohl: Dem Bauvorhaben in der Keltenstraße in Reichling wurde letztendlich vom Gemeinderat mit zehn zu null Stimmen das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Gemeinderat Stephan Leis war als Planer des Mehrfamilienhauses von der Abstimmung ausgeschlossen.