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Prozess in Landsberg: Betrunkene flüchten im Auto vor der Polizei und reden sich danach raus

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Betrunkene flüchten mit Auto vor Polizei und tischen danach ein Märchen auf

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    Weil er einer Kontrolle entgehen wollte, flüchtete ein heute 29-Jähriger im Mai 2024 vor der Polizei. Jetzt wurde der Fall vor Gericht behandelt.
    Weil er einer Kontrolle entgehen wollte, flüchtete ein heute 29-Jähriger im Mai 2024 vor der Polizei. Jetzt wurde der Fall vor Gericht behandelt. Foto: Robert Michael/dpa (Symbolbild)

    Der Landsberger Amtsrichter Alexander Kessler hat in seiner Karriere fast „alles“ erlebt, wie er jetzt in einem Prozess gegen drei Angeklagte sagte. Aber so einen Fall? Zwei vorbestrafte Männer, beide betrunken, die in einem Kleinbus vor der Polizei flüchten und danach erzählen, ein Dritter sei gefahren und diesen dann auch noch zur Polizei bringen? Am Ende verhängte Kessler zwei Haftstrafen gegen die beiden Männer und eine Geldstrafe für den vermeintlichen Fahrer.

    Es war ein Abend im Mai vergangenen Jahres, als die Polizei den Kleinbus am Kreisverkehr in Penzing kontrollieren wollte. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte die Streife, eine 28-jährige Polizistin und ein 29 Jahre alter Kollege, den angeklagten 29-Jährigen als Fahrer identifizieren können, wie sie vor Gericht sagten. Da der Fahrer keine Anstalten machte anzuhalten, fuhren sie dem Kleinbus hinterher. Dieser raste in Schlangenlinien durch Penzing und weiter nach Oberbergen, teils mit 70, teils mit 100 Kilometern pro Stunde. Überholen konnten die Beamten nicht, auf Blaulicht und Haltezeichen reagierte der Fahrer nicht.

    In Oberbergen hielt der Bus an, die Polizisten stiegen aus und trafen den 29-Jährigen in der Mitte der vorderen Sitzbank sitzend an sowie einen 28-Jährigen auf dem Beifahrersitz. Beide rochen nach Alkohol, so die Polizisten, beide sagten, dass sie nicht gefahren seien, weil sie keinen Führerschein hätten. Der eigentliche Fahrer sei ins angrenzende Gebüsch geflohen. Als aggressiv und unkooperativ bezeichnete der Polizist das Verhalten der beiden Männer, weswegen vier weitere Polizisten auch im Klinikum dabei waren, als dem 29 Jahre alten Mann Blut abgenommen wurde. Er hatte nicht nur Alkohol getrunken, sondern auch Cannabis konsumiert.

    Der vermeintliche Fahrer verstrickt sich schnell in Widersprüche

    Eine Stunde später kamen die beiden Angeklagten mit einem 68-Jährigen zur Polizei. Dieser sei der Fahrer gewesen, behaupteten sie. Wie der Polizist vor Gericht sagte, habe der Rentner nervös gewirkt und sich schnell in Widersprüche verstrickt. Und: Den Beamten sei sowieso klar gewesen, dass der 29-Jährige am Steuer saß. Aktuell angeklagt war der 29-Jährige wegen fahrlässiger Trunkenheit im Verkehr und vorsätzlichem Fahren ohne Führerschein und der 28-Jährige sowie der Rentner wegen versuchter Strafvereitelung.

    In der Verhandlung räumte der 29-Jährige alle Vorwürfe ein. Sein Anwalt Hartmut Girshausen verlas eine Erklärung, in der der Angeklagte mitteilte, er sei in Panik verfallen, weil er unter offener Bewährung stand. Er habe völlig falsche reagiert und der größte Fehler sei es gewesen, den 58-Jährigen in die Sache hineinzuziehen. Vor einer Haftstrafe bewahrten ihn sein Geständnis und seine Entschuldigungen aber nicht. Richter Alexander Kessler sprach von einer verantwortungslosen Fahrt und davon, dass beide Angeklagten, der 29-Jährige und der 28-Jährige, nichts verstanden hätten und keinen Respekt vor der Polizei hätten.

    Die beiden jungen Männer haben etliche Vorstrafen, unter anderem wegen Fahrens ohne Führerschein und Körperverletzung. Da beide zur Tatzeit unter Bewährungen gestanden hätten, sei eine weitere Bewährungsstrafe nicht mehr möglich, meinte Alexander Kessler. Der 29-Jährige erhielt eine sechsmonatige Freiheitsstrafe, der 28-Jährige 14 Monate, hinzu kommen möglicherweise die eigentlich zur Bewährung ausgesetzten Strafen und eine weitere Verlängerung der Sperrfrist für den Erwerb des Führerscheins. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig.

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