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Pitzling: Die Wetterkapriolen erschweren den Landwirten die Arbeit

Pitzling

Die Wetterkapriolen erschweren den Landwirten die Arbeit

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    Anton Miller führt in Pitzling einen Ackerbaubetrieb mit Legehennenhaltung.
    Anton Miller führt in Pitzling einen Ackerbaubetrieb mit Legehennenhaltung. Foto: Landratsamt/Julian Leitenstorfer

    Der Kampf mit dem Wetter, er beeinflusst die Arbeit in der Landwirtschaft mit am stärksten: Bei der diesjährigen Erntepressefahrt des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Landkreis Landsberg ging Kreisobmann Johann Drexl in seiner Begrüßung auf die Wetterkapriolen der jüngeren Vergangenheit ein. „Im Juni 2023 wurden 15 Liter Niederschlag verzeichnet, im Juni 2024 waren es 235 Liter. Oder über einen längeren Zeitraum gesehen, lag die Regenmenge im ersten Halbjahr 2023 bei 360 Litern, heuer haben wir bis Anfang Juli 640 Liter gemessen.“ Betrachte Drexl seinen Biobetrieb, so stehe das Getreide aufgrund der warmfeuchten Witterung nicht so schlecht, allerdings wäre ein wenig mehr organischer Dünger notwendig gewesen.

    Bei den Kartoffeln hingegen sei die Krautfäule heuer großes Thema. Hier komme das Wetter nicht der Frucht, sondern dem Pilz, den er als Biolandwirt nicht chemisch bekämpfen könne, entgegen. Gabriele Triebel (Grüne) mahnte diesbezüglich in ihrem Grußwort mehr Klima- und Artenschutz an. Michael Kießling (CSU) stellte die Produktion vor Ort in den Mittelpunkt. Die bayerische, kleinteilige Landwirtschaft müsse dafür erhalten werden. Landrat Thomas Eichinger (CSU) sieht den steten Wandel und nicht steuerbare Einflüsse als Problem für die Landwirtschaft.

    „Wir müssen die Landwirte mit im Boot haben“

    Anton Miller, Gastgeber der Erntepressefahrt, führt in Pitzling einen Ackerbaubetrieb mit Legehennenhaltung. Er bewirtschafte zwar konventionell, habe allerdings aufgrund der Lage seiner Flächen – 79 Prozent davon befinden sich in Wasserschutzgebietszonen zwei oder drei – Einschränkungen. Dazu kommen Vogel- und Landschaftsschutzgebiete. Miller ist deshalb wichtig, zusammenzuarbeiten. „Wir müssen Landschafts-, Wasserschutz und Landwirtschaft zusammen bringen.“ Nur so seien auch Dinge wie die Nitratbelastung im Trinkwasser niedrig zu halten. Die Feldfrucht – Miller baut Weizen, Dinkel, Raps, Mais und Soja für die Körnerernte an – beurteilt der Landwirt ähnlich wie Drexl. Wuchs und Fruchtstand seien ganz in Ordnung. Die 7000 Legehennen der Familie Miller haben weite Ausläufe. Räuber seien der Fuchs, dessen Population gerade mehr wird, und der Habicht. „Gegen den Fuchs haben wir die Zäune zusätzlich einen halben Meter in die Erde gegraben.“ Zur Abwehr der Greifvögel und auch als Sonnenschutz wurden in den Ausläufen Pappeln gepflanzt.

    Die Familie Miller: Anton mit Valentina, Hannah mit Laurin. Im Hintergrund der Hühnerhof.
    Die Familie Miller: Anton mit Valentina, Hannah mit Laurin. Im Hintergrund der Hühnerhof. Foto: Romi Löbhard

    Bei der Fahrt mit Traktor und einem mit Sitzgelegenheiten ausgestatteten Anhänger gab es für die Teilnehmer Anschauungsmaterial und fachliche Erklärungen. Für den Mais sei das viele Wasser schlecht gewesen, die Wärme der vergangenen Wochen allerdings habe ihn hochschießen lassen. Bis zum Dreschen von Weizen und Dinkel sei noch eine Weile hin, wobei der Dinkel laut Miller etwa zwei Wochen früher dran sei als Weizen. Über dieses in ernährungsbewussten Kreisen gefragte Getreide sagt der Landwirt, es bringe ertraglich etwa 20 Prozent weniger, benötige aber viel mehr Lagervolumen als Weizen.

    Wilfried Lechler bei seinen Erläuterungen zum Wasserschutz.
    Wilfried Lechler bei seinen Erläuterungen zum Wasserschutz. Foto: Romi Löbhard

    Dass Dinkel mit weniger Stickstoff auskomme, sei großer Vorteil für das Grundwasser im mit 2000 Hektar größten Wasserschutzgebiet des Landkreises. Das betonte der Pürgener Bürgermeister Wilfried Lechler in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Wasserversorgers Pöringer Gruppe. Er lege deshalb Wert auf Zusammenarbeit. „Wir müssen die Landwirte mit im Boot haben, eine gemeinsame Sprache sprechen.“ Über eine Aufmerksamkeit erregende Baustelle im freien Feld wusste Lechler, ein Stoffener siedle aus und möchte dort eine Erlebnislandwirtschaft mit Hofcafé und Hofkäserei sowie verschiedenen Tieren, unter anderem Milchkühe der Rasse Murnau-Werdenfelser, begründen. Als Landwirt mit überwiegend Grünland, der Milchvieh- und Pferdebetriebe beliefert, berichtete Lechler von aktuellen Nässeproblemen bei der Heutrocknung.

    Etwas Kritik gibt es an einer Ausgleichsfläche der Stadt Landsberg

    Überraschung bot eine aus der Ferne wie ein riesiges Sonnenblumenfeld wirkende Fläche. „Das ist die durchwachsene Silphie“, so Miller. Sie sei mehrjährig, könne mindestens zehn Jahre lang geerntet werden, sei Bienenmast. Ihr großer Vorteil: „Sie sammelt über ihre Knöllchenbakterien an der Wurzel Stickstoff aus der Luft, ist somit ideal im Wasserschutzgebiet.“ Genutzt werde sie für Biogas, getestet werde derzeit die Verwendung ihrer Faser für Pappe. Der Ertrag sei gegenüber Mais jedoch nicht darstellbar. Soja sei heuer unkrautfrei, „allerdings fehlen 30 Zentimeter im Wuchs“. Das Dreschen werde vermutlich eine Herausforderung, denn während Mais auch noch bei Schnee gedroschen werden könne, müsse dies bei Soja spätestens Ende Oktober durch sein.

    Leichte Kritik wurde laut beim Blick auf eine frisch aufgeforstete Ausgleichsfläche der Stadt Landsberg. Es sei schade um die guten Böden auf dem rund einen Hektar großen Areal, auch rücke die Beschattung damit immer näher an die angrenzenden Felder. Die Schaffung eines vernünftigen Biotopverbunds ist für Lechler wichtig, allerdings eine Herausforderung.

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