Monat für Monat werden dem Landkreis 50 Geflüchtete zugewiesen. Doch dabei wird es wohl nicht bleiben. Die Landkreisverwaltung rechnet mit bis zu 600 Personen, die noch heuer untergebracht werden müssen. Kommen keine weiteren Unterkünfte dazu, wird es eng. "Im Herbst werden wir wahrscheinlich volllaufen", sagte Stefan Mies, Sachgebietsleiter Integration und Asylangelegenheiten, in der jüngsten Sitzung des Kreistags. Doch nicht nur räumlich stoße man an Grenzen. Eine Integration der Geflüchteten gelinge immer seltener. Zudem kommt es nach Informationen unserer Redaktion in den Unterkünften auf dem ehemaligen Fliegerhorst in Penzing immer wieder zu Streitigkeiten unter den Bewohnern.
In Penzing sind derzeit rund 480 Menschen verschiedener Nationalitäten untergebracht. Seit Anfang Juli auch in Haus 8, Haus 10 wird derzeit instand gesetzt. Final könnten in Penzing 616 Personen ein Dach über dem Kopf finden. Dann sei die Kapazitätsgrenze erreicht, wie Stefan Mies sagte. Derzeit sei man in Penzing beim Thema Integration stark gefordert. Der Außendienst des Landratsamts sei täglich vor Ort. Allerdings seien einige Stellen seitens der Wohlfahrtsträger unbesetzt und so gebe es schlichtweg zu wenige Betreuerinnen und Betreuer. Aktuell arbeite man an einem Integrationskonzept.
Security und Polizei schreiten bei Streitigkeiten ein
Ehrenamtliche aus Helferkreisen schildern gegenüber unserer Redaktion, dass es in den Unterkünften in Penzing immer wieder zu Streitigkeiten komme und es Probleme mit Drogen und Alkohol gebe. Das Potenzial für einen sozialen Brennpunkt sei vorhanden. Teilweise würden Welten aufeinanderprallen, und selbst unter Ukrainern komme es zu Konflikten. Wolfgang Müller, der Pressesprecher des Landratsamts, bestätigt, dass es in den Unterkünften immer wieder Streitigkeiten gibt, auch unter den verschiedenen Volksgruppen einer Nationalität. Die Security und die Polizei würden dann einschreiten.
Auf Nachfrage unserer Redaktion teilt die Landsberger Polizei mit, dass sie in diesem Jahr bislang 21-mal in die Asylunterkünfte nach Penzing gerufen wurde. Nicht einbezogen seien dabei verwaltungsrechtliche Anfahrten wie Aufenthaltsermittlungen. Hinzu kämen noch drei Anzeigen, die persönlich bei der Polizeiinspektion erstattet wurden. Grundsätzlich liegt für die Polizei für die dortigen Rahmenbedingungen ("Schmelztiegel der Kulturen/Religionen", beengte Raumverhältnisse) zwar ein erhöhtes Einsatzaufkommen, jedoch kein Brennpunkt vor, teilt Polizeioberkommissar Markus Fischer mit.
Die Polizei werde in erster Linie vom Sicherheitsdienst sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern verständigt. Die Ursachen für die Einsätze liegen laut Fischer etwa zur Hälfte bei geringfügigen Streitigkeiten unter den Bewohnern, Verstößen gegen die Schulpflicht bis zu Vermisstenfällen oder Verkehrsunfällen. "In zehn Fällen kam es zu Straftaten wie Beleidigung, Bedrohung, Diebstahls- oder Körperverletzungsdelikten", so Fischer. Die Installation eines ständig anwesenden Sicherheitsdiensts habe sich bewährt, da so kleine Streitereien ohne polizeiliche Präsenz gelöst werden könnten.
1246 Asylsuchende und 1370 ukrainische Geflüchtete im Landkreis Landsberg
In der Sitzung des Kreistags berichtete Stefan Mies über die aktuelle Unterbringungssituation im Landkreis, die weiter angespannt sei. Aktuell würden 1246 Asylsuchende zwischen Ammersee und Lech leben, davon rund 1000 mit noch nicht abgeschlossenem Asylverfahren. 1127 Personen seien in dezentralen Unterkünften untergebracht, 119 in Sammelunterkünften. 248 davon seien Fehlbeleger, die zwar anerkannt sind, aber noch keine private Wohnung gefunden haben. Dazu kommen 1370 ukrainische Geflüchtete, von denen 562 dezentral, hauptsächlich in Penzing, untergebracht seien, der Rest (808) lebe in privaten Unterkünften. Derzeit, so Mies, hat das Landratsamt in fast allen Gemeinden dezentrale Unterkünfte (105 Wohnungen und Gebäude) angemietet. 14 Unterkünfte gebe es, in denen mehr als 50 Personen leben.
Landrat Thomas Eichinger (CSU) richtete in der Sitzung einen Appell an Stadt, Gemeinden und Privatpersonen, Gebäude und Flächen für die Unterbringung von Asylbewerbern zur Verfügung zu stellen. Hilfreich seien Flächen, auf denen Container aufgestellt werden können, ideal Festplätze, da die notwendige Infrastruktur dort bereits vorhanden sei. Kreisrätin und Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel (Grüne) wollte wissen, wie die Beschulung der Flüchtlingskinder funktioniere. Dies regle das Schulamt, sagte Eichinger. Es gebe Brückenklassen, auch an Gymnasien und Realschulen. Die zusätzliche Betreuung sei für Schulen und Lehrkräfte eine "Stressbelastung".