In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Penzing waren mehr als 20 Zuhörer anwesend. "Kommen sie alle wegen des Wasserthemas?", fragte Bürgermeister Peter Hammer zu Beginn in die Runde. Das Ratsgremium hat kürzlich eine drastische Erhöhung der Verbrauchsgebühren beschlossen, rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres. Hammer (CSU) erhielt daraufhin viele Anrufe und E-Mails. Er fragte in der Sitzung frustriert, was er noch tun solle, damit die Informationen über den Zustand der Infrastruktur beim Wasser bei den Bürgern ankomme. Er verwies unter anderem auf Zeitungsberichte zu dem Thema, Informationen im Gemeindeblatt, die Bürgerversammlung 2022 und Baustellen zwecks Reparaturarbeiten, die den Bürgern hätten auffallen können. Zudem nahm er inhaltlich Stellung, warum die Steigerung so hoch ausfällt.
Für das Abwasser steigen die Kosten von 2,10 auf 4,38 Euro pro Kubikmeter. Beim Wasser von 1,19 auf 2,90 Euro pro Kubikmeter. Beim Wasser gehört Penzing zur Pöringer Gruppe. Beim Abwasser gibt es einen Zweckverband mit Weil. "Klar ist das nicht schön, wenn es an den Geldbeutel geht, aber was ist die Alternative?", äußerte der Bürgermeister. Insgesamt 15 Rohrbrüche habe es in der Gemeinde im vergangenen Jahr gegeben, verweist Hammer. Handlungsbedarf bestehe unter anderem am Wessobrunner Ring und in der Fritz-Börner-Straße." Wenn der Zustand des Netzes 30 Jahre keinen interessiert, ist das Ergebnis halt so."
Wasserpreis in Penzing zuletzt 2011 angepasst
Der Rathauschef stellte auch die Frage in den Raum, warum der Gemeinderat bei früheren Kalkulationen nicht bereits reagiert habe. Die Neukalkulation erfolgt alle vier Jahre. Der Wasserpreis sei seit dem Jahr 2011 stabil, verwies Hammer. Zu jenen, die schon länger im Gemeinderat sitzen, gehört Zweiter Bürgermeister Manfred Schmid. "Der Schritt wurde in der Vergangenheit gescheut und der Wasserverlust hingenommen. Ich habe immer gemahnt, dass uns das auf die Füße fallen wird." In dem Zusammenhang sei auch erklärbar, dass der Wasserpreis in den anderen Gemeinden der Pöringer Gruppe – dazu gehören Weil, Schwifting und Pürgen – nun niedriger sei. "Dort wurden die Leitungen vor 25 Jahren erneuert, bei uns nicht", führte Schmid aus, der beruflich Vorsitzender der Ammerseewerke ist. Und er hob noch einen weiteren Unterschied heraus: "Die anderen Gemeinden haben ihre Kalkulation vor dem Ukrainekrieg und der damit verbundenen Inflation gemacht." Dass dies sich auch in den anderen Kommunen bei der nächsten Kalkulation bemerkbar machen werde, davon geht Hammer aus.
Laut Rathauschef beliefen sich die Kosten für den Unterhalt des Netzes vor zehn Jahren auf 3000 Euro, inzwischen seien es wegen der Probleme und Preissteigerungen 66.000 Euro im Jahr. Die Betriebskosten hätten sich wegen der Energie- und Lohnkosten von 300.000 auf 500.000 Euro erhöht. Die Gemeinde werde im Fall von Bauarbeiten an Straßen auch immer gleich die Leitungen mit neu machen, kündigte Hammer an. "Seit dem Jahr 2019 haben sich unsere Investitionen in dem Bereich um 1944 Prozent erhöht", so Hammer. Die Pöringer Gruppe hat zwei Mitarbeiter eingestellt, die im Netz nach Lecks suchen. Wilfried Lechler, Bürgermeister von Pürgen und Vorsitzender der Pöringer Gruppe, sagte unserer Redaktion im März, dass die beiden "sehr erfolgreich" seien. Lechler informierte zudem, dass sich die Investitionen in die Infrastruktur in den kommenden Jahren auf bis zu 40 Millionen Euro belaufen könnten.
Gemeinderätin Ute Funk äußerte die Vermutung, dass das Thema nicht so hochgekocht wäre, wenn früher kommuniziert worden wäre, dass eine rückwirkende Erhöhung kommt. "Einige hätten dann vielleicht nicht ihren Pool gefüllt." Erna Bart sagte, dass das Wasser die vergangenen 20 Jahre zu billig gewesen sei. Ratskollege Johannes Bachmeir sprach vom "Gold der Zukunft neben der Luft und der Sonne" und sah keine Alternative zur getroffenen Entscheidung. Matthias Peischer berichtete von einer "Welle der Entrüstung" in Gesprächen. Er stelle aber beim Nachfragen auch fest, dass viele nicht einmal sagen könnten, wie hoch ihre Mehrbelastung ausfällt. Vor allem unter den Landwirten, die mehr Wasser brauchten, bestehe das Gefühl "die wollen uns vertreiben". Hier gehe es um Steigerungen von 4000 bis 10.000 Euro, so Peischer. Deswegen gelte es immer wieder zu kommunizieren, warum die Entscheidung so getroffen worden sei.
Die meisten Gäste der Ratssitzung in Penzing interessiert Großprojekt
Die meisten Gäste kamen letztlich zu der Sitzung, wegen des geplanten Pflegequartiers und Mehrgenerationenwohnens, wie sich zeigte. Sie gingen nach dem Tagesordnungspunkt nach Hause, noch bevor der Bürgermeister sich dem Thema Wasserversorgung widmete.