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Penzing/Landsberg: Fliegerhorst Penzing: Ein neuer Zweckverband und viele offene Fragen

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Fliegerhorst Penzing: Ein neuer Zweckverband und viele offene Fragen

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    Um die Konversion des früheren Fliegerhorsts in Penzing kümmert sich nun der neu gegründete Zweckverband.
    Um die Konversion des früheren Fliegerhorsts in Penzing kümmert sich nun der neu gegründete Zweckverband. Foto: Julian Leitenstorfer/Landratsamt/Archivbild

    Einen kühlen Empfang bereiteten die Penzinger den Landsbergern bei der konstituierenden Sitzung des Zweckverbands Innovationscampus Penzing-Landsberg, zumindest wenn es um die Raumtemperatur in der Schulaula geht. So manches Mitglied des neuen Verbands – diesem gehören Vertreter und Vertreterinnen des Stadtrats Landsberg, des Gemeinderats Penzing und des Landratsamts an – ließ die Jacke an. Landsbergs Dritter Bürgermeister Felix Bredschneijder (SPD) frotzelte, man könne das nächste Mal in Landsberg tagen. "Wir heizen immer." Ansonsten ging es bei der Gründungsversammlung, bei der mehrere Entscheidungen getroffen und über den aktuellen Stand informiert wurde, freundschaftlich zu. Der Verband soll sich um die Konversion des früheren Fliegerhorsts kümmern, der sich auf dem Gebiet der beiden Kommunen befindet.

    Peter Hammer (CSU), Bürgermeister von Penzing und Verbandsvorsitzender, äußerte, dass die bisherige Kooperation auf dem Weg zur Verbandsgründung "Spaß gemacht" habe und nun mehr als nur ein Zweckbündnis entstehe. Das Vertrauen bestehe, betonte auch Landsbergs Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV). "Auch wenn die Interessen nicht immer gleichgelagert sind, kann hier eine Win-win-Situation für unsere Kommunen und die Region entstehen."

    Penzing Studios will weiteres Gebäude nutzen auf Fliegerhorst

    Peter Hammer gab in der Sitzung einen Überblick. Er verwies darauf, dass mit dem ADAC und Penzing Studios, ein Unternehmen der Filmwirtschaft, zwei Partner für eine langfristige Zwischennutzung gefunden seien. "Penzing Studios sind ein Glücksfall. Sie sind bereits ganzjährig ausgelastet und wollen neben der Halle 1 und 2, hier ist die Baugenehmigung erteilt, auch Halle 8 nutzen. Der Bauantrag dafür ist eingereicht." Da die Gebäude im Außenbereich liegen und eine Nutzungsänderung stattfinde, müssten Themen wie Brandschutz oder Fluchtwege neu bewertet werden. Deswegen seien Baugenehmigungen nötig", erklärt Hammer. Er führte zudem aus, dass Penzing Studios auch Interesse an der sogenannten Flarak im Westen des Fliegerhorsts bekundet hätten, ein Gebäude, das von der Flugabwehrraketengruppe genutzt wurde.

    Bei einer anderen Nutzung ist das Ende hingegen absehbar. Am 28. Februar enden alle Maßnahmen und Angebote im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, informierte Hammer. Ganz anders ist die Lage bei den dort untergebrachten Flüchtlingen. Hier gehen die Zahlen nach oben und die künftige Entwicklung sei unklar, so Hammer, der die Zahl der dort lebenden Menschen auf rund 400 bezifferte.

    Bundesanstalt für Immobilienaufgaben braucht Flächen auf Fliegerhorst

    Unklar ist laut Hammer nach wie vor auch, wie viel von den insgesamt 270 Hektar am Ende den Kommunen zur Verfügung stehen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat Bedarf an Ausgleichsflächen für andere Projekte angemeldet und prüfe seit Längerem. "Leider gibt es hier keinen Stichtag, an dem die Prüfung abgeschlossen sein muss." Aktuell gehe es um 65 Hektar, die wegfallen könnten. Die Zahl ändere sich aber "ständig", so Penzings Bürgermeister. Die Kommunen haben ein Vorkaufsrecht.

    Ein großes Thema ist auch die Belastung des Bodens und Grundwassers mit PFC. Die Chemikalie war im Löschschaum enthalten und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Rund ums Feuerlöschbecken gibt es beispielsweise eine Kontamination. An anderen Stellen gibt es noch Klärungsbedarf. Auch sogenannte Tracer-Versuche sollen dieses Jahr stattfinden. Dabei werden eingefärbte Stoffe ins Wasser gegeben und an Messstellen geschaut, wie viel wo und in welcher Zeit dort ankommt. Hammer berichtete, dass die Bima für alle Sanierungskosten nach der Veräußerung aufkomme, vorausgesetzt, es komme ein gemeinsamer Sanierungsplan mit dem Landratsamt Landsberg zustande.

    Stuttgarter Büro übernimmt Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

    Auf den Weg gebracht wurde auch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Ein Stuttgarter Büro untersucht Chancen und Risiken. Die Analyse spielt dann bei der Frage des Kaufpreises eine Rolle. Das Fraunhofer-Institut und die Hochschule Kempten arbeiten zudem an einer Potenzialanalyse zum Thema erneuerbare Energien. Handlungsdruck besteht beim Thema Windenergie. Laut Hammer müssen Gemeinden bis zum 1. Februar 2024 einen rechtskräftigen Flächennutzungsplan aufgestellt haben. "Das ist unmöglich zu schaffen." Er führte aus, dass danach der Regionale Planungsverband tätig werde und einen Plan aufstellt. Landsbergs Stadtrat Wolfgang Weisensee (Landsberger Mitte) warnte davor, dass "irgendwer am Schreibtisch im Geoportal nachschaut, wo Platz ist und uns eine Entscheidung drüberstülpt."

    Beschlossen wurde in der Sitzung, dass Penzings Zweiter Bürgermeister Manfred Schmid (CSU) Dritter Vorsitzender des neuen Zweckverbands wird und 50 Euro Sitzungsgeld an die 19 Mitglieder ausgezahlt werden. Hammer empfahl, dass sich das Gremium alle sechs bis acht Wochen trifft. Jede Kommune steuert einmalig 25.000 Euro bei, damit der Verband die Arbeit aufnehmen kann. Anfallende Kosten werden 50:50 aufgeteilt. Bis ein Geschäftsführer oder auch zwei eingestellt sind, sollen zudem die Verwaltungen der Kommunen zuarbeiten. "Ich gehe davon aus, dass die Suche nach einem Geschäftsführer Monate dauern wird. Mir fehlt jede Fantasie zu glauben, dass dies 2023 noch klappt", sagte Hammer dazu.

    Steuergruppe bleibt auch nach Gründung des Zweckverbands bestehen

    Deswegen solle die Steuerungsgruppe, welche in den vergangenen Jahren die Vorarbeit geleistet hat, zunächst bestehen bleiben und der Verbandsversammlung zuarbeiten. Es wurde die Sorge laut, dass hier eine kleine Gruppe die Richtung vorgebe. Bredschneijder sagte dazu, dass die Gruppe "nix zu melden" habe und ohnehin "irgendwann obsolet" sei. Letztlich stimmten alle Räte für die vorläufige Beibehaltung.

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