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Penzing: Frust bei Mietern in Penzing: Sonderregelung gilt nur für Asylsuchende

Penzing

Frust bei Mietern in Penzing: Sonderregelung gilt nur für Asylsuchende

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    Klaus Förg zieht aus seiner Wohnung in der Kauferinger Straße auf dem ehemaligen Fliegerhorst Penzing aus.
    Klaus Förg zieht aus seiner Wohnung in der Kauferinger Straße auf dem ehemaligen Fliegerhorst Penzing aus. Foto: Christian Mühlhause

    Viele Jahre haben Daniel Albert und Klaus Förg in der Kauferinger Straße am Fliegerhorst Penzing gewohnt. Hier hält nur an, wer auch hier wohnt. Die Bewohner kannten sich, unternahmen, vor allem als die Kinder kleiner waren, regelmäßig etwas miteinander. Sie haben immer noch eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, auch wenn viele in den vergangenen Monaten weggezogen sind. Ihr Vermieter, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), hatte sie Ende vergangenen Jahres informiert, dass es keine weitere Heizperiode nach dem Winter 2022/23 geben werde und das Gebäude abgerissen werden soll. Doch mehrere Wohnungen werden jetzt weiter zur Unterbringung von Asylbewerbern genutzt. Die Informationspolitik und die Gesamtsituation am

    Abriss von Wohngebäude für Asylbewerber in Penzing

    "Dass ich ausziehen muss, weil abgerissen wird, kann ich akzeptieren, aber wir wollten hier nicht weg, deswegen ärgert es uns, was nun passiert", sagt Daniel Albert, der früher Soldat war und seit 23 Jahren mit seiner Familie in der Wohnung lebte. Konkret geht es ihm um zwei Punkte. Das eine ist, dass nachbelegt wird, das andere sind die Entwicklungen rund um den Fliegerhorst in den vergangenen Monaten. Die hätten beschleunigt, dass Nachbarn versuchten, möglichst schnell eine Alternative zu finden, sagt er. 

    Daniel Albert verweist auf einen Artikel unserer Redaktion von Anfang Juli, der sich mit seinen Erfahrungen decke. Ehrenamtliche aus Helferkreisen schilderten darin gegenüber unserer Redaktion, dass es in den Unterkünften in Penzing immer wieder zu Streitigkeiten komme und es Probleme mit Drogen und Alkohol gebe. Das Potenzial für einen sozialen Brennpunkt sei vorhanden. Auf Nachfrage teilte die Landsberger Polizei damals mit, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt heuer 21-mal in die Asylunterkünfte nach Penzing gerufen wurde.

    Anwohner in Penzing verweisen auf Vorfall während der Corona-Pandemie

    "Wir haben während der Corona-Pandemie schon einmal erlebt, wie schnell es sich hochschaukeln kann, entsprechend sind dann auch die Sorgen da", sagt Daniel Albert. Asylsuchende aus Geltendorf waren damals ins Pandemie-Zentrum gebracht worden, weil es unter ihnen eine infizierte Person gab. "Es flogen Steine und unsere Autos wurden demoliert. Damals schützte uns noch ein Zaun, der zwischenzeitlich abgebaut wurde." Auch das Urteil von Klaus Förg fällt deutlich aus: "Es geht gar nicht mehr." Die Polizei Landsberg sprach vor einem Monat davon, dass es ein erhöhtes Einsatzaufkommen gebe, es sich aber nicht um einen sozialen Brennpunkt handle.

    Die Bima verweist auf Nachfrage unserer Redaktion darauf, dass durch den Abzug der Bundeswehr in Penzing das Planungsrecht für die Wohnungen in der Kauferinger Straße 95/96 entfallen sei, da sich die Gebäude im Außenbereich befinden. "Dort ist aufgrund der Sonderregelung des Paragrafen 246 Baugesetzbuch allein eine zeitlich befristete Überlassung im Bereich Asyl möglich, jedoch keine Vermietung als reguläre Mietwohnung." Wie die Behörde weiter mitteilt, seien 13 der ursprünglich 28 Wohnungen dem Landratsamt Landsberg im Bereich

    Bima will eine einvernehmliche Lösung mit Mietern in Penzing

    Kündigungen an langjährige Mieter hat die Bima auch Monate nach der Ankündigung des Abrisses noch nicht verschickt, sagen Förg und Albert. Die Bima selbst betont, dass eine einvernehmliche Regelung angestrebt werde und nur im Notfall eine Kündigung erfolgen solle. Derzeit lebten 45 Personen in den beiden Hauseingängen. Die Wohnungen werden "im Rahmen eines Haushaltsvermerkes des Deutschen Bundestages unentgeltlich den Bedarfsträgern überlassen", heißt es in der Stellungnahme weiter. Das Landratsamt müsse der Bima aber die Betriebskosten erstatten.

    Für wenig Begeisterung sorgte bei den bisherigen Anwohnern, angesichts der Lage auf dem Wohnungsmarkt, auch, dass sie sich eine neue Wohnung suchen mussten, lebten sie doch bisher sehr günstig. 450 Euro Kaltmiete habe er für 105 Quadratmeter gezahlt, nun müsse er das Dreifache aufbringen, so Albert. "Die Bima hat die Bewohner bei der Suche unterstützt und Angebote unterbreitet. Letztlich hatte meine Familie Glück und wir haben nach mehreren Monaten dank eines Tipps in Landsberg etwas gefunden, was unseren Vorstellungen entspricht", sagt er. Klaus Förg, der in der Corona-Krise seinen Getränkemarkt in Penzing samt Partyservice schließen musste, hat seine Sachen zusammengepackt und ist zu seiner Lebensgefährtin nach Ludwigsburg gezogen. "Weil dort aber der Platz nicht reicht, habe ich ein sieben Quadratmeter großes Lager angemietet."

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