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Mundraching: Die Pflanzenkläranlage in Mundraching ist Geschichte

Mundraching

Die Pflanzenkläranlage in Mundraching ist Geschichte

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    Nach 20 Jahren läuft Ende des Jahres die Genehmigung für die Pflanzenkläranlage in Mundraching aus.
    Nach 20 Jahren läuft Ende des Jahres die Genehmigung für die Pflanzenkläranlage in Mundraching aus. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Nach 20 Jahren läuft Ende des Jahres die Genehmigung für die Pflanzenkläranlage in Mundraching aus. Sie wurde 2002 als Modellprojekt in Betrieb genommen, doch jetzt ist die Gemeinde gezwungen, eine Alternative für die Abwasserentsorgung zu finden.

    Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim fordert den Anschluss an eine zentrale Kläranlage, in dem Fall Landsberg, teilte Vilgertshofens Bürgermeister Dr. Albert Thurner (SPD) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats mit. Der Anschluss könne durch Beitritt zum Zweckverband Fuchstal erfolgen. Zwischen ihm und seinem Bürgermeisterkollegen Erwin Karg laufen bereits Gespräche, so Thurner.

    Eine Genehmigungsverlängerung für die Kläranlage, zumindest vorübergehend für weitere drei Jahre, wie von der Gemeinde erhofft, gibt es nicht. Deshalb wurde im Frühjahr 2021 eine Studie beim Planungsbüro WipflerPlan beauftragt. Sie ergab vier Möglichkeiten, die Planer Dr. Andreas Vogl nun im Gemeinderat vorstellte.

    Auch dieses Becken ist Teil der Pflanzenkläranlage an der Lechbrücke in Mundraching.
    Auch dieses Becken ist Teil der Pflanzenkläranlage an der Lechbrücke in Mundraching. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Die Gründe für die Neuorientierung seien vorwiegend wirtschaftlicher Natur, sagt Korbinian Zanker, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim. Der ordnungsgemäße Betrieb einer dezentralen Anlage erfordere einen hohen Personalaufwand. „Speziell in Mundraching waren auch die Wartungskosten sehr hoch“, sagte er. Noch offen sei, wie die Finanzierung erfolgt. Die Entwässerung müsse als kostendeckende Einrichtung geführt werden. Deshalb stünden höhere Gebühren für alle Haushalte oder Herstellungsbeiträge von den Mundrachingern im Raum – alle Möglichkeiten sollen nun von der Verwaltungsgemeinschaft Reichling durchgespielt und demnächst im Gemeinderat vorgestellt werden.

    Im Jahr 2000 wurden fast zwei Millionen Euro in Leitungsnetz, Kläranlage und Technik investiert – 857.000 Euro flossen an Zuschüssen. Die Richtlinien für die Förderung wasserwirtschaftlicher Vorhaben sehen laut Wasserwirtschaftsamt für eine Verbindungsleitung Zuschüsse von 125 Euro pro Meter vor. „Eventuell ist auch eine Verrechnung mit der Abwasserabgabe möglich“, sagt Zanker.

    Über die Sanierung wird seit fünf bis zehn Jahren nachgedacht

    Über eine fällige Sanierung ihrer Biokläranlage denkt die Gemeinde laut Thurner „seit fünf bis zehn Jahren“ nach. Die mit zwei Quadratmeter pro Einwohner berechnete Filterfläche sei für heutige Anforderungen zu gering. „Dass es zu klein konzipiert ist, hat sich recht bald gezeigt“, so Thurner. Laut Korbinian Zanker waren zur Bauzeit bei Horizontalfiltern fünf Quadratmeter pro Einwohner gefordert, bei Vertikalfiltern zwei. „Gebaut wurde die Hybridanlage mit 2,5 Quadratmeter pro Einwohner“, sagt er. „Heute sind vier Quadratmeter je Einwohner Stand der Technik.“

    Die Anlage in Mundraching ist nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts die einzige im Landkreis in dieser Größenordnung. Die Idee der „naturnahen Abwasserreinigung“ sei Anfang der 2000er-Jahre sehr populär gewesen. „Pilotanlagen haben gezeigt, dass eine Abwasserreinigung ohne technische Belüftung möglich ist“, sagt Zanker. „Langzeiterfahrungen lagen damals allerdings nicht vor“, so Zanker.

    Seit etwa Ende 2020 sei bekannt, dass es keine auch nur vorübergehende Verlängerung geben würde, sagt Bürgermeister Thurner. „Dass uns das Wasserwirtschaftsamt aber derart das Messer auf die Brust setzt, war herb“, sagte er. Pikant dabei: Bereits 2000 habe man über den Anschluss ans Fuchstal nachgedacht. „Aber damals wurde die eigene Anlage gefordert und auch gefördert“, sagt Thurner. Probleme mit den Wasserwerten habe es nie gegeben, Betrieb und Unterhalt seien jedoch aufwendig.

    Das Betriebsgebäude der Pflanzenkläranlage an der Lechbrücke in Mundraching.
    Das Betriebsgebäude der Pflanzenkläranlage an der Lechbrücke in Mundraching. Foto: Thorsten Jordan (Archivfoto)

    Das in der Nähe des Lechhangs gelegene Betriebsgebäude mit Absetzgruben, zwei vertikalen (Pflanzen-)Filtern und Pumpstation sei in Teilen deutlich sanierungsbedürftig, sagte Planer Dr. Andreas Vogl. Derzeit werde das gereinigte Abwasser über die Böschung der Altarme des Lechs in den Fluss geleitet, was nicht mehr genehmigungsfähig sei. „Eigentlich hat die Kläranlage kein Problem, aber seit 2017 gelten neue Regeln für die wasserrechtliche Erlaubnis“, sagte Vogl. Diese vier Möglichkeiten stellte er vor:

    • Erweiterung der bestehenden Biokläranlage mit horizontalen Filter- und Versickerungsflächen (Kosten: geschätzt 916.000 Euro).
    • Umbau zu einer technischen Anlage mit neuen Filtern und neuer Einleitstelle (Kosten: geschätzt 1,2 Millionen Euro).
    • Stilllegung und Überleitung des Abwassers nach Lechmühlen (Kosten: rund 908.000 Euro).
    • Stilllegung und Ableitung nach Seestall (Kosten: etwa 996.000 Euro) unter dem Lech hindurch.

    Biotope und geschützte Flächen

    Während der Planer letztere Variante aufgrund der Leitungslänge (300 Meter) als technisch zu aufwendig und riskant einschätzt, scheidet Variante zwei aus finanziellen Gründen aus. Weiter mit einer Biokläranlage zu planen, falle aus verschiedenen Gründen weg, unter anderem, da eine neue Einleitstelle gesucht werden muss, was sich aufgrund von Biotopen und geschützten Flächen als schwierig erweise.

    Die Überleitung nach Lechmühlen erfolgt durch eine Druckleitung, die in öffentlichem Grund verläuft und an vorhandenen Trägern der Brücke aufgehängt werden soll. Die Kläranlage soll anschließend zurückgebaut werden. Eine Pumpstation wird die jetzige Anlage, eventuell jedoch an anderer Stelle, ersetzen. Damit die Kläranlage weiterlaufen kann, muss der Baubeginn noch in diesem Jahr sein. Eine Übergangsgenehmigung erteilt das Wasserwirtschaftsamt, abhängig „von der Möglichkeit zur Umsetzung der Anschlussvariante“, so Zanker.

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