Landkreis Im vergangenen Jahr hat Chily zu Weihnachten einen roten Pulli bekommen. Auf dem Rücken leuchtet ein quietschgrüner batteriebetriebener Christbaum. Echte Freude sieht allerdings anders aus: Immer, wenn der Labradormischling das Kleidungsstück seitdem erblickt, sucht er das Weite. „Chily hat dann richtig Panik, dass wieder Weihnachten ist“, sagt ihre Besitzerin, Manuela von Perfall. „Wir fanden den Pulli zwar super.“ Aber, fügt die Greifenbergerin schmunzelnd hinzu, er sei wirklich mit das Schlimmste, was man einem Tier anziehen könne.
Labrador Chily, der zu Weihnachten beschenkt wurde, scheint längst kein Ausnahmefall mehr zu sein. Weihnachten ist, glaubt man der Werbung, immer häufiger auch das Fest der Tier-Liebe.
Die Auswahl im Internet und in Tiergeschäften ist überwältigend: Es gibt Abenteuerlandschaften für Hasen, Hundesofas im stylischen Lounge-Look, Katzenhängematten im Giraffendesign, knallrote Pferdemützen mit Glöckchen und Weihnachtsknuspermischungen für Vögel.
„Besitzer beschenkt sich letztlich nur selbst“
Die einen finden es zumindest seltsam, die anderen nur allzu nachvollziehbar und schön, dem Freund auf vier Pfoten auch ein Präsent zu überreichen. Marietta Warschun, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Landsberg, sagt, mit Designer-Tragetasche oder Katzencouch beschenke sich der Tierbesitzer eigentlich nur selbst. Das sieht Manuela von Perfall genauso – obwohl ihre vier Hunde unter anderem Geschenke wie eine edle Hütte aus Baumstamm im Garten stehen haben.
„Dem Hund ist es aber letztlich total egal, ob er einen Strick oder ein Gucci-Band um den Hals hat“, räumt Manuela von Perfall ein. Ihre Tiere freuten sich mehr darüber, wenn sie mit ihnen an den Feiertagen eine Schneeballschlacht oder einen ausgedehnten Spaziergang macht. Mit manchen Geschenken kann man seinem Haustier sogar mehr schaden als nutzen.
„Mäntelchen sind für einige Hunde im Winter schon sinnvoll“, sagt Marietta Warschun vom Tierschutzverein. „Ein hochstehender Kragen, der nicht eng anliegt, kann für andere Hunde aber ein Zeichen von Kampfeslust sein.“ Das sei vielen Haltern nicht bewusst, die ihr Tier dann, statt es zu beschenken, in Schwierigkeiten bringen.
Die vier Hunde in Greifenberg – Fidel, Eddy, Callas und Chily – bekommen heuer einen ungefährlichen, schmucken Halsband-Anhänger. An Heiligabend werden sie mit unterm Christbaum sitzen und bei den Liedern mitjaulen.
Kein spezielles Festtagsmenü geplant
Ein spezielles Festmenü für die Tiere – beispielsweise Gans und Kalb mit Äpfeln und Spätzle – gibt es allerdings nicht. „Ich bin der Meinung, ein Hund ist ein Hund“, sagt Manuela von Perfall. „Und dieses ganze überflüssige Getue finde ich eigentlich blöd.“
Einen großen Gefallen dürfte man seinen Tieren mit extra viel Futter ohnehin nicht tun. Sonst nehmen sie über die Feiertage womöglich heftig zu – wie manche ihrer Herrchen und Frauchen.