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Lengenfeld: Umfahrung Lengenfeld: Kröten bremsen Bauarbeiten beinahe aus

Lengenfeld

Umfahrung Lengenfeld: Kröten bremsen Bauarbeiten beinahe aus

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    Die Bauhofmitarbeiter (oben von links) Andreas Schäffler (Leiter), Ferdinand Kabrhel, Martin Schön und Christian Stadler sammelten die Kröten ein. Rechts im Bild Bürgermeister Wilfried Lechler.   
    Die Bauhofmitarbeiter (oben von links) Andreas Schäffler (Leiter), Ferdinand Kabrhel, Martin Schön und Christian Stadler sammelten die Kröten ein. Rechts im Bild Bürgermeister Wilfried Lechler.    Foto: Christian Rudnik

    Zwar geht einer Großbaustelle wie der Umgehungsstraße Lengenfeld ein langwieriger Planungsprozess voraus, dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. Ausgerechnet am 1. April erhielt Bürgermeister Wilfried Lechler eine erschreckende Nachricht, die sogar zum Baustopp hätte führen können. Wie dies durch rasches Handeln und persönlichen Einsatz der Bauhofmitarbeiter verhindert werden konnte.

    „Ich dachte zuerst, das sei ein Aprilscherz“, erinnert sich Bürgermeister Wilfried Lechler an den Anruf, den er am 1. April vom für die Planung der Umgehungsstraße beauftragten Ingenieurbüro erhielt. Dieses hatte in der Nacht zuvor Kröten an der Baustelle gesichtet. „Zu dieser Zeit wurde gerade asphaltiert. Der warme Asphalt hätte die Tiere womöglich anziehen können. Wären Amphibien auf der Baustelle gesichtet worden, wäre sie vielleicht sogar eingestellt worden, deshalb mussten wir schnell handeln“, erklärt Lechler beim Vorort-Termin mit unserer Redaktion.

    Maßnahmen mussten also ergriffen werden, um die Tiere von der Baustelle fernzuhalten. Da Amphibienschutzzäune auf die Schnelle nicht aufzutreiben waren, baute die die Straßenbauarbeiten ausführende Firma Kutter zwischen der Fahrbahn der Straße, die am Lengenfelder Gewerbegebiet in Richtung Hagenheim abzweigt, und dem Waldrand einen etwa 25 Zentimeter hohen, sägerauen Holzbretterzaun auf.

    Weil Erdkröten gesichtet wurden, mussten Zäune aufgestellt und die Tiere eingesammelt werden.
    Weil Erdkröten gesichtet wurden, mussten Zäune aufgestellt und die Tiere eingesammelt werden. Foto: Dagmar Kübler

    Doch nützt der beste Zaun nichts, wenn die wandernden Amphibien nicht abgesammelt werden. So erklärten sich die Mitarbeiter des Bauhofs, Andreas Schäffler, Ferdinand Kabrhel, Martin Schön und Christian Stadler dazu bereit, in Zweierschichten vor Dienstbeginn morgens ab sechs Uhr die Strecke abzusammeln. Vorher wurden sie in den richtigen Umgang mit den Tieren eingewiesen. „Die Strecke ist etwa 1,8 Kilometer lang. Jeder hat von einer Seite angefangen, sie abzugehen. War die Nacht warm, haben wir etwa sechs Tiere gesammelt“, erklärt der Leiter des Bauhofs,

    Rund eine Stunde täglich waren die Bauhofmitarbeiter mit dem Sammeln und dem Transport zu einem neuen Lebensbereich beschäftigt. Die Amphibien, es handelte sich ausschließlich um Erdkröten, wurden zum naturnah gebauten Wasserrückhaltebecken bei Ummendorf umgesiedelt. „Der Graben dort führt Wasser, und auf Privatgrund in der Nähe befindet sich ein Teich“, so Schäffler. Bis zur ersten Maiwoche waren die Männer jeden Morgen unterwegs. Inzwischen haben sie das Sammeln eingestellt, da keine Tiere mehr gesichtet wurden.

    Dass nun plötzlich Kröten am Baugebiet aufgetaucht sind, kann sich Lechler nicht erklären, denn in Begehungen in den Jahren 2012 und 2015 wurden von Gutachtern keine Krötenwanderungen registriert. Auch der Lebensraum der Kröten ist nicht bekannt. Eine Vermutung sei, so Lechler, dass sie aus der nahen Kiesgrube stammen könnten.

    Die Arbeiten an der Umfahrung von Lengenfeld schreiten voran (unten links).
    Die Arbeiten an der Umfahrung von Lengenfeld schreiten voran (unten links). Foto: Rudnik (2), Kübler

    Knapp 13.000 Euro hat die Gemeinde Pürgen für die spontanen Amphibienschutzmaßnahmen ausgegeben. „Als Auftraggeber der Baumaßnahme sind wir auch verpflichtet, auf den Naturschutz zu achten. Das ist ein großer Eingriff in die Natur, deshalb sind wir der Natur etwas schuldig“, sagt Lechler. Zwar wird mit der Umgehungsstraße Naturraum dezimiert, jedoch profitieren die Lengenfelder Bürger in erheblichem Maße, denn die Straße, die auch stark von Lastwagen befahren wird, nutzen rund 9000 bis 10.000 Fahrzeuge täglich. Diese Zahlen ergab eine Verkehrszählung im Jahr 2018.

    Lechler sieht aber auch, dass die Natur profitieren kann, so sind beispielsweise in Entwässerungsflächen Blühwiesen geplant und Mischwald statt des eingeschlagenen Fichtenbestands, der der Umgehungsstraße zum Opfer fiel. Bereits vor Baubeginn wurden zudem in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde Kästen für Haselmäuse, die inzwischen gut angenommen werden, und Nisthilfen für Feldsperlinge angebracht. Für die Bauhofmitarbeiter und ihren Einsatz für die Kröten findet Lechler nur lobende Worte: „Der Bauhof ist das Nadelöhr in der Gemeinde. Wir können uns immer auf unseren Bauhof verlassen.“

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