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Landsberg: Zwei iranische Frauen machen eine Ausbildung an der Pflegefachschule

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Zwei iranische Frauen machen eine Ausbildung an der Pflegefachschule

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    Shabnam Kaffash (links) und Aida Karamvand bei der Arbeit auf Station 3B. Die beiden Frauen aus dem Iran sind in ihre Ausbildung an der Berufsfachschule für Pflege am Klinikum Landsberg gestartet.
    Shabnam Kaffash (links) und Aida Karamvand bei der Arbeit auf Station 3B. Die beiden Frauen aus dem Iran sind in ihre Ausbildung an der Berufsfachschule für Pflege am Klinikum Landsberg gestartet. Foto: Regina Miller

    Shabnam Kaffash und Aida Karamvand schauen sich an und lächeln wehmütig: In ihrer Heimat bedeuteten ihre Vornamen „Tautropfen“ (Shabnam) und „Mond“ (Aida), erzählen sie. Man sieht ihnen an, dass sie in diesem Moment ihre Heimat, den Iran, und vor allem ihre Familien dort, vermissen. Seit August sind die beiden in Deutschland und starteten wenig später in ihre dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau an der Berufsfachschule (BFS) für Pflege am Klinikum Landsberg.

    Im Kurs 57 begrüßten sie Schulleiter René Leisten, das Lehrer- und Praxisanleiterteam gemeinsam mit 19 weiteren Schülerinnen und Schülern an der BFS zum Ausbildungsstart. Shabnam und Aida hatten sich unabhängig voneinander online beworben und lernten sich erst in Landsberg kennen. Beim Interview auf der Station 3B, wo sie an diesem Tag ihren praktischen Dienst tun, wird klar, dass sich die beiden Frauen aus ähnlichen Gründen dafür entschieden haben, den Iran zu verlassen, sich aber auch aufgrund der sich nun zuspitzenden politischen Lage große Sorgen um ihre Familien machen. Und dass die Umstellung, in einem anderen Land neu anzufangen, nicht leicht ist.

    Die beiden Frauen vermissen ihre Familien im Iran

    Aida Karamvand ist 23 Jahre alt, studierte nach dem Abitur Zahnmedizin und sagt: „Für Frauen ist es im Iran sehr schwer. Trägt man kein Kopftuch, kommt sofort die Polizei. Es ist alles sehr streng dort und vor allem gegenüber uns Frauen nicht fair.“ Ihre Eltern sind im Iran geblieben. Sie telefonieren so oft es geht. Genauso ist es bei der 41-jährigen Shabnam Kaffash. Auch sie vermisst ihre Eltern. Doch auch sie wollte nach Deutschland kommen, in der Hoffnung auf mehr Freiheit, Gleichberechtigung und größere Chancen: „Im Iran war ich Landwirtschafts- und Gartenbauingenieurin. Das gefiel mir sehr, der Beruf machte mir viel Freude, aber ich bekam nur ein sehr niedriges Gehalt. Es ist alles sehr schwierig dort, besonders für Frauen.“

    Mit der Unterstützung ihrer Eltern gingen die beiden nach Deutschland. „Hier ist es schön, ich liebe Deutschland, aber es ist auch eine große Umstellung“, sagt Shabnam. Und Aida ergänzt: „Das Abitur meiner Heimat zählt in Deutschland nicht – ich möchte unbedingt auf eigenen Beinen stehen.“ Wie Schulleiter René Leisten dazu erklärt, entschieden sich die beiden hier für die dreijährige Pflegeausbildung. Der Start war zunächst etwas holprig, denn „der Pflegeberuf ist hier anders als im Iran, die Aufgaben sind unterschiedlich“, sagt Shabnam. Im Iran sei es zum Beispiel üblich, dass die Angehörigen der Patienten aktiv an der Pflege im Krankenhaus beteiligt sind.

    Der Schulleiter zählt auf, wo die beiden Hilfe unter anderem vonseiten der Schule und des Klinikums benötigten: Wohnraum in Landsberg muss gesucht werden – derzeit leben Aida und Shabnam im Wohnheim des Klinikums. Die Schule unterstützte die beiden zum Beispiel auch aktiv bei der Anmeldung im Bürgeramt oder bei der Beschaffung der Bankkarte. Weitere Hilfe gab es durch die Integrationsbeauftrage der Stadt Landsberg. Auch das Klinikum hat mit Andrea Fulova eine eigene Integrationsbeauftragte im Haus.

    Auch über alltägliche Sorgen und Nöten muss gesprochen werden

    „Und damit das Miteinander in der Klasse, unter den Schülerinnen und Schülern, so gut wie möglich funktioniert, brachen wir gleich im September, kurz nach Ausbildungsstart, alle gemeinsam zur Teambuilding-Maßnahme nach Grainau auf“, berichtet Schulleiter René Leisten. Wichtig sei es vor allem, immer viel miteinander zu sprechen, nicht nur über die Ausbildung am Klinikum, sondern auch über alltägliche Sorgen und Nöte.

    Trotz mancher Hürden, trotz Heimweh und anfänglicher Sprachbarrieren haben die beiden Frauen ihren Schritt, nach Deutschland zu kommen, nicht bereut, wie sie sagen: „Wir möchten hier arbeiten und leben, es gefällt uns gut und viele Menschen sind sehr, sehr nett.“ In der deutschen Sprache kommen sie inzwischen gut zurecht – so gut sogar, dass Shabnam Kaffash lachend verrät: „Mein Nachname heißt übrigens auf Deutsch ‚Schuhmacher‘.“ (AZ)

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