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Landsberg: Wie ist die Stimmung im Klinikum Landsberg?

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Wie ist die Stimmung im Klinikum Landsberg?

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    Das Landsberger Klinikum steht aktuell in den Schlagzeilen.
    Das Landsberger Klinikum steht aktuell in den Schlagzeilen. Foto: Julian Leitenstorfer (Symbolfoto)

    Zwist im Verwaltungsrat, Kritik an fehlender Kommunikation des Vorstands und Mitarbeiter, die Angst haben, ihre Meinung zu sagen. In den Medien steht das Landsberger Klinikum derzeit im Mittelpunkt. Doch wie ist die Stimmung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Nach der Mitgliederversammlung am Mittwoch hat unsere Redaktion mit einem Assistenzarzt, einer Personalrätin, dem Klinikchef und dem Landrat über die aktuelle Situation gesprochen.

    Wie berichtet, werfen Mitglieder des Verwaltungsrats des Klinikums Landrat und Verwaltungsratsvorsitzenden Thomas Eichinger (CSU) vor, ihnen damit gedroht zu haben, Ärzte und Mitarbeiter des Klinikums zu entlassen, wenn eine Abstimmung über die Zukunft von Klinikchef Marco Woedl negativ endet. Der Landrat bestreitet dagegen, damit gedroht zu haben. Eichinger sagte gegenüber unserer Redaktion, dass Informationen vorlägen, die darauf hindeuteten, dass es im Vorfeld der Verwaltungsratssitzung zu schwerwiegenden Pflichtverletzungen einiger Verwaltungsratsmitglieder hinsichtlich ihrer Verschwiegenheitspflicht gekommen war. Seitens der darin involvierten Ärzte und Mitarbeitenden des Klinikums lägen dienst- beziehungsweise arbeitsrechtliche Verstöße vor. Konsequenzen gegenüber Ärzten, Mitarbeitern und Verwaltungsratsmitgliedern würden geprüft.

    Die Umstrukturierung der Bereiche Unfallchirurgie und Orthopädie hatten im Vorfeld unter einigen Mitarbeitern im Klinikum für Irritationen gesorgt. In einem Brief des Personalrats an Klinikvorstand, Landrat und Verwaltungsrat und einer von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern organisierten Unterschriftenaktion mit rund 200 Unterzeichnern war unter anderem die Kommunikation über die geplanten Maßnahmen kritisiert worden.

    Landrat Thomas Eichinger (links) und Klinikchef Marco Woedl.
    Landrat Thomas Eichinger (links) und Klinikchef Marco Woedl. Foto: Julian Leitenstorfer

    Bei der Mitgliederversammlung gab es laut Eichinger und Woedl nur eine Nachfrage zu den Ereignissen im Verwaltungsrat. Ansonsten stellte der Klinikchef den rund 90 Anwesenden (das Klinikum hat rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) die Pläne zur Erweiterung des Klinikums und die Neuausrichtung der Bereiche Unfallchirurgie und Orthopädie vor. Zudem machte Marco Woedl das Angebot, in jeder Abteilung des Klinikums für ein paar Stunden mitzuarbeiten, um die Probleme in den einzelnen Bereichen besser verstehen zu können. Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte er, dass die Tür zu seinem Büro jedem Mitarbeiter und jeder Mitarbeiterin offen stehe. Auch Landrat Thomas Eichinger machte ein Angebot. Es richtete sich an den Personalrat. Im November wolle er sich mit dem elfköpfigen Gremium treffen und über die aktuelle Situation sprechen. Diese Treffen sollen in Zukunft regelmäßig stattfinden, sagte er unserer Redaktion. Sabine Rittner ist stellvertretende Personalrätin und begrüßt den Vorschlag des Landrats zum gegenseitigen Austausch. Denn auf das Schreiben des Personalrats habe der Landrat bislang nicht geantwortet.

    Ein Arzt spricht von "Angst" und "Unterdrückung"

    Petro Bannout hat die Mitgliederversammlung boykottiert. "Und ich war nicht der Einzige", sagt der 31-Jährige, der seit Anfang Januar als Assistenzarzt am Klinikum tätig ist. Er spricht von "Angst" und "Unterdrückung" im Klinikum. Das würden einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfinden. Vor allem nach den jüngsten Aussagen des Landrats zu arbeitsrechtlichen Verstößen habe sich dieses Gefühl verstärkt. Bannout sagt, einige führende Ärzte würden sich überlegen, zu kündigen. Personalrätin Sabine Rittner spricht von einer Verunsicherung bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hauptkritikpunkt des Personalrats sei die fehlende Kommunikation von Klinikchef Marco Woedl bei einigen Entscheidungen gewesen. Es gehe nicht darum, den Vorstand zu entlassen. Es gehe darum, Wirtschaftlichkeit, Mitarbeiterzufriedenheit und Standortsicherheit unter einen Hut zu bringen.

    Landrat Thomas Eichinger stellt gegenüber unserer Redaktion klar, dass im Klinikum jeder seine eigene Meinung sagen dürfe. Klinikchef Woedl sei sogar darauf angewiesen, um zu erfahren, was besser gemacht werden kann. Es könne allerdings nicht angehen, dass Einzelne aus persönlichem Interesse, betriebsinterne Informationen weitergeben. Das habe er auch bei der Mitgliederversammlung so gesagt. Gleichzeitig habe er die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihr Engagement gelobt. Deren Zufriedenheit sei ihm wichtig. Landsberg stehe im bayernweiten Vergleich sehr gut da. Das könne er als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des bayerischen Landkreistags beurteilen. Heuer steuere das Klinikum auf eine schwarze Null zu und auch die steigenden Energiekosten seien verkraftbar. "Wir sind in einer wirklich hervorragenden Situation", sagt Eichinger. Dass immer wieder von einer "Kündigungswelle" gesprochen werde, sei so nicht richtig. "Das ist eine Phantom-Diskussion".

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