Ganz klein und zierlich liegt Lukas eingekuschelt in seinem Wärmebettchen. Die Hand seiner Mama Sonja berührt sanft seine Wange. „Er ist unser kleines Wunder“, sagt sie lächelnd. Ein Wunder, das ganze sechs Wochen früher kam, als erwartet. Denn Lukas musste in der Schwangerschaftswoche 33 + 4 via Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden, wog bei der Geburt im Klinikum Landsberg nur 2200 Gramm. Er ist ein spätes Frühgeborenes, wie Dr. Michael Steidl, leitender Oberarzt der Kinder- und Jugendmedizin, erklärt. Dieses Jahr wurden bis November etwa 60 Frühgeborene im Klinikum behandelt. „Als sogenannter Perinataler Schwerpunkt versorgen wir Neugeborene ab der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche und einem Geburtsgewicht von über 1500 Gramm.“ Zum Welttag der Frühgeborenen am 17. November soll die Geschichte des kleinen Lukas erzählt werden.
„Lukas macht sich sehr gut“, freut sich Dr. Steidl gemeinsam mit den Eltern Sonja und Markus Schmid aus Hurlach und dem Pflegeteam der Frühgeborenenabteilung am Klinikum. „Anfangs brauchte er Atemunterstützung, weil er noch nicht genug Kraft für die Atemarbeit hatte. Inzwischen schafft Lukas das alleine.“ Ein paar Schläuche, Kabel und eine Magensonde muss der kleine Junge momentan noch erdulden, bis er ganz aus dem Wärmebettchen heraus darf. Lukas‘ Mutter Sonja darf ihn aber jetzt schon immer wieder auf dem Arm halten. Eigentlich sollte Lukas erst im Dezember geboren werden. „Im August waren wir aber bei einer Feindiagnostikuntersuchung. Beim Doppler-Ultraschall wurde festgestellt, dass das zuständige Blutgefäß die Gebärmutter nicht gut genug versorgen kann.“ Dieser Befund wird „notching“ genannt: Das Blut in der Arterie stößt auf einen erhöhten Widerstand und kann nur ungenügend weiterfließen. Eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung kann die Folge sein. „Deshalb musste alles sehr streng vom Frauenarzt kontrolliert werden.“
Ende Oktober quälten Sonja Schmid plötzlich stechende Schmerzen. Zuerst vermutete sie, dass es sich nur um Übungswehen handelte. „Aber dann wurden die Schmerzen extrem schlimm, vor allem am Oberbauch. Ich konnte nicht mehr liegen, sitzen oder stehen, der Blutdruck stieg und stieg. Und in der Nacht von Freitag auf Samstag ging es ins Klinikum.“ Von der Notaufnahme aus brachte man die werdende Mutter sofort in die Geburtshilfe. Nach Ultraschall und weiteren Untersuchungen war klar: Es handelte sich um eine angehende Schwangerschaftsvergiftung.
Im Aufwachraum wird der Mama gleich ein Bild von Lukas gezeigt
Sonja Schmid erhielt vom Anästhesieteam eine Vollnarkose und Lukas wurde per Kaiserschnitt geholt. Am 2. November, um 12.04 Uhr, war der kleine Mann da. „Ich wachte erst um 3 Uhr nachmittags aus der Narkose auf – die Schwester im Aufwachraum zeigte mir aber gleich ein Foto von Lukas, das war sehr süß“, berichtet die frisch gebackene Mama zwei Tage später mit Tränen in den Augen. „Er ist unser erstes Kind. Ich hatte Angst um ihn, war selbst sehr schwach, wurde umfangreich medizinisch betreut und versorgt.“ Das Team der Kinderstation war rund um die Uhr für Lukas da, pflegte und päppelte ihn auf. Über die Magensonde wurden ihm erste Muttermilch und Frühchennahrung zugeführt. Am späten Abend sah Sonja Schmid ihren Sohn zum ersten Mal. Papa Markus durfte ihn am Wärmebettchen besuchen und die Hand auf das kleine Bäuchlein legen. „Herausnehmen durfte man ihn anfangs noch nicht, weil er die Atemunterstützung bekam“, erzählt Sonja Schmid.
Während das Team der Gynäkologie/Geburtshilfe zwei Tage nach der Geburt weiterhin dafür sorgt, dass sich die Mutter erholt, macht Lukas auf der Frühgeborenenabteilung große Fortschritte. „Bald können wir zusammen in einem Zimmer sein und richtig kuscheln“, freut sich Sonja Schmid. Gemeinsam werden sie noch einige weitere Tage im Klinikum verbringen. Dort und dann zu Hause ist das Wichtigste: die Nähe. Denn der Körperkontakt zwischen Kind und Eltern, ist für den kleinen Lukas besonders essenziell. „Um trotz aller widriger Umstände zügig eine bestmögliche Ernährung des Kindes zu gewährleisten, haben wir in unserer Abteilung auch eigene Still- und Laktationsberater“, erklärt Dr. Steidl.
Die Frühgeborenenrate liegt bei etwas mehr als sechs Prozent
Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen. Kommt ein Neugeborenes vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt, handelt es sich um ein frühgeborenes Kind. Die Frühgeborenenrate in Deutschland liegt laut Dr. Steidl bei etwas mehr als sechs Prozent. „Bei unseren Patienten handelt es sich meist um späte Frühgeborene. Das sind Neugeborene, die nicht mehr schwer krank im Inkubator liegen müssen. Trotzdem kommt genau diese Patientengruppe mit vielfachen Herausforderungen. Es sind scheinbar kleine Baustellen, die für die Kinder und Familien aber belastend sein können und den Krankenhausaufenthalt oft deutlich verlängern.“
Eine Atemunterstützung kann notwendig werden. Temperaturregulationsstörungen erfordern eine engmaschige Kontrolle und manchmal eine Lagerung in Wärmebettchen. Auch therapiebedürftige Neugeborenengelbsucht und Ernährungsprobleme stellen Eltern, Kinder und Pflege laut Dr. Steidl immer wieder vor große Herausforderungen. „Ab der vollendeten 35. Schwangerschaftswoche versuchen wir die meisten dieser kleinen ‚Stolpersteine‘ auf der Wöchnerinnenstation im Zimmer der Mutter zu behandeln. Wenn das nicht möglich ist, werden die Neugeborenen auf der Kinderstation in eigens ausgestatteten Zimmern betreut. Je nach Krankheitsbild ist hier oft auch eine Mitaufnahme der Mutter möglich.“ (AZ)
Anmerkung der Redaktion: Der Bericht stammt von der Pressestelle und wurde vor Veröffentlichung nur leicht von unserer Redaktion angepasst.
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