Nördlich des Jugendzentrums an der Spöttinger Straße und damit im neuen Landsberger Stadtviertel Am Papierbach befand sich einst ein Biotop, in dem unter anderem der Eisvogel heimisch war. Inzwischen ist die vormals etwa 600 Quadratmeter große „Wassergasse“ aber verschwunden – stattdessen soll ein Trockenbiotop entstehen. Vom Bund Naturschutz kam der Vorwurf, dass im Rahmen der Bauarbeiten die Zerstörung des Feuchtbiotops von Beginn an in Kauf genommen worden sei. Und auch innerhalb des Stadtrats wurde von mehreren Seiten deutliche Kritik geäußert. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses ging es nun unter anderem darum, wie sich solche doch erheblichen Planabweichungen in Zukunft vermeiden ließen.
Ursprünglich im Stadtrat zum Thema gemacht hatte die Zerstörung des Biotops Grünen-Rätin Ulrike Gömmer mit einem im Februar 2023 bei der Verwaltung eingereichten Antrag. Im Bebauungsplan war festgeschrieben, die Wassergasse als Ausgleichsfläche so zu entwickeln ist, dass ihr ökologischer Wert auch langfristig bestehen bleibt. Nach Angaben der Stadtverwaltung sei aber bereits 2017 festgestellt worden, dass der Wasserstand des Papierbachs sehr niedrig und dadurch der Bereich nördlich des Jugendzentrums trockengefallen war. Bei einem Termin im Herbst 2022 mit Vertretern des Bauherren, den Landschaftsarchitekten, der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts und dem Bauamt der Stadt bestanden Zweifel, ob die geplante Renaturierung der Wassergasse langfristig gesehen sinnvoll ist.
Entfallene Bäume sollen durch Neupflanzungen kompensiert werden
Es wurden Ersatzmaßnahmen erarbeitet, in deren Folge die Fläche auch weiter als Ausgleichsfläche gelten kann. Wie diese konkret aussehen sollen, ist in der Sitzungsvorlage nachzulesen. Als neues Entwicklungsziel der Fläche wurde demnach in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde ein „Feldgehölz mit Baum- und Strauchschicht und entsprechenden Staudensäumen“ definiert. Da dies nicht vollumfänglich den Qualitäten eines Bachs mit Uferbegleitvegetation entspricht, werden zusätzlich benötigte 100 Quadratmeter Ausgleichsfläche einer weiteren Ausgleichsfläche im Süden des Papierbach-Viertels an der Von-Kühlmann-Straße zugeschlagen. Dort und am Standort der ehemaligen Wassergasse sollen 25 Neupflanzungen die neun entfallenen Bäume ausgleichen.
Laut einer Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde in der Sitzungsvorlage wurde die Wassergasse in der Vergangenheit durch eine ständige Ausleitung aus dem Papierbach gespeist. Die Einstellung der Ausleitung wurde im Rahmen der bauzeitlichen Umverlegung des Papierbaches mit Bescheid im April 2018 wasserrechtlich genehmigt. Seither wurde die Wassergasse nur noch durch Niederschlagswasser gespeist. Die Genehmigung war ursprünglich bis Ende Juni 2021 befristet. Im Jahr 2019 musste laut der Behörde dann eine Umplanung erfolgen, weil der Ablauf der Wassergasse wegen einer geplanten Tiefgarage nicht mehr wie zuvor erfolgen konnte. „Aufgrund der fehlenden Niederschläge in den Jahren 2021 bis 2023 ist die Wassergasse dann trockengefallen“, heißt es in der Stellungnahme. In der Folge soll jetzt ein Trockenbiotop statt des Feuchtbiotops entwickelt werden.
Eine Baumschutzverordnung würde für klare „Spielregeln“ sorgen
Stadtbaumeisterin Annegret Michler sprach in der Sitzung des Bauausschusses von einem „Verlust, der definitiv da ist“. Die Fläche nördlich des Jugendzentrums sehe nicht mehr wie früher aus. „Glücklich gelaufen ist das nicht“, stellte Zweiter Bürgermeister Moritz Hartmann (Grüne) fest. Das neue Konzept müsse nun auch auf jeden Fall auch so verfolgt werden. Aktuell sei im Bereich der ehemaligen Wassergasse nur Kies und Beton zu sehen. Der Projektentwickler müsse dementsprechend „erheblich mehr machen als vorher und fängt bei Null an“, so Hartmann. Hubert Schlee (CSU) forderte, „aus den Fehlern zu lernen“ und in ähnlichen Fällen künftig ein Monitoring durch ein unabhängiges Büro in den Vertrag einzugießen. Wolfgang Weisensee (Landsberger Mitte) brachte eine Baumschutzverordnung ins Spiel. In dieser könnten Ersatzmaßnahmen ab einem gewissen Stammdurchmesser festgelegt sein, was für klare „Spielregeln“ sorgen würde.
Laut Stadtbaumeisterin Michler hat der Projektentwickler die Bäume bereits bestellt. Im Frühjahr könnten sie gepflanzt werden, stellte sie in Aussicht.
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