Die Wärmeversorgung macht in Deutschland mehr als 50 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs aus und verursacht einen Großteil des CO₂-Ausstoßes. Die Kommunen sind deswegen dazu angehalten, ihre Heizinfrastruktur fortschrittlich und klimaneutral umzubauen. In Landsberg hat der Stadtrat bereits vor gut zwei Jahren als strategisches Instrument eine kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht. Unsere Redaktion hat sich in der Verwaltung nach dem aktuellen Stand erkundigt.
Die Lechwerke (LEW) und der Partner digikoo erstellen seit Mitte des Jahres gemeinsam für Landsberg den kommunalen Wärmeplan. Die beiden Unternehmen hatten eine entsprechende Ausschreibung der Stadt gewonnen. Beteiligt werden unter anderem auch die Stadtwerke, Energie-Unternehmen und -Verbände, Netzbetreiber, Bürger und Hausbesitzer, Unternehmen und Industrie sowie der Klimaschutzbeirat. Die Planung ist in vier Schritte unterteilt. Auf Anfrage informiert Angelika Urbach von der Pressestelle der Stadt über den Fortschritt.
Bestandsanalyse: Der erste Schritt – die Bestandsanalyse – ist abgeschlossen. Erfasst wurden dabei unter anderem der aktuelle Wärmebedarf und vorhandene Energiequellen. Zu den bisherigen Ergebnissen zählt eine Aufschlüsselung der Wärmeenergieverbräuche nach den Wärmeerzeugungsarten. Im Wohnsektor erfolgt die Wärmebereitstellung zu 46 Prozent aus Gasheizungen und zu 35 Prozent aus Ölheizungen. Mit deutlichem Abstand folgen als Erzeugungsarten Biomasse (7 Prozent), Wärmepumpe (5 Prozent), elektrische Direktheizung (4 Prozent) und Fernwärme (2 Prozent). Im Gewerbe- und Mischsektor ist ebenfalls die Gasheizung als Wärmeerzeugungsart führend (53 Prozent), gefolgt von der Wärmepumpe (26 Prozent), der Ölheizung (13 Prozent), der Fernwärme (vier Prozent), der elektrischen Direktheizung (2 Prozent) und der Biomasse (1 Prozent). Der hohe Wärmepumpen-Anteil im Gewerbe- und Mischsektor ist darauf zurückzuführen, dass Kühlaggregate oft als Wärmepumpen betrachtet werden können.
Der Anteil an fossilen Energien ist in Landsberg hoch
Angesichts des hohen Anteils an fossilen Energien werden in der Stadtverwaltung „effektive Ansatzpunkte für eine nachhaltige Umstellung der kommunalen Wärmeversorgung“ gesehen. Bei der Bestandsanalyse wurden auch der Wärmebedarf pro Fläche und die Wärmeerzeugungsarten über das Stadtgebiet analysiert. Die Ergebnisse sollen auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht werden.
Potenzialanalyse: In Bearbeitung ist derzeit als zweiter Schritt eine Potenzialanalyse, wobei Möglichkeiten zur Nutzung erneuerbarer Energien und von Abwärme (zum Beispiel Solar, Biomasse, Abwasserwärme) untersucht werden. Außerdem stehen Potenziale zur Verbesserung der Gebäudeenergieeffizienz im Fokus. Nach Angaben der Stadt soll die Potenzialanalyse „baldmöglichst“ abgeschlossen sein.
Zielszenarien: Es werden Szenarien entwickelt, wie Haushalte und Unternehmen ihre Heizungen verändern könnten (zum Beispiel durch Umstellung auf Wärmepumpen oder Fernwärme). Dabei wird unter anderem geprüft, welche Technologien am besten zu den lokalen Gegebenheiten passen und wie viel Wärme in der Zukunft benötigt wird. Auch die Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Lösungen spielt eine Rolle. Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen werden laut Stadtverwaltung in die Planung einbezogen und alle Ergebnisse in Karten und Berichten dokumentiert.
Wärmewendestrategie: Die Wärmewendestrategie legt fest, wie die Stadt ihre Energie- und Klimaziele erreichen kann, um die Wärmeversorgung nachhaltiger zu gestalten. Sie basiert auf den Vorgaben des Wärmeplanungsgesetzes und wird gemeinsam mit den Stadtwerken entwickelt. Es werden zwei bis drei Fokusgebiete identifiziert, für die konkrete Umsetzungspläne erarbeitet werden. Darin enthalten sind Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Wärmekostenvergleiche und Empfehlungen für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Der Wärmeplan dient als Planungsinstrument
Nach der Entwicklung der Zielszenarien werden zu den Möglichkeiten einer CO₂-neutralen Wärmeversorgung Aussagen möglich sein, heißt es aus der Stadtverwaltung. Grundsätzlich wird es für das Stadtgebiet eine Einteilung in verschiedene voraussichtliche Wärmeerzeugungs-Bereiche geben, die typischerweise Quartiere oder ganze Stadtteile umfassen. Übergeordnetes Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist die Schaffung eines strategischen Planungsinstruments. Der Wärmeplan ist laut Stadt ohne einklagbare Rechte oder Pflichten.
Bei einer Veranstaltung vor einigen Wochen konnten sich Bürgerinnen und Bürger über die Wärmeplanung der Stadt informieren. Nach Angaben der Verwaltung wollten die Teilnehmenden insbesondere wissen, welche Wärmeversorgungsarten sich in bestimmten Wohngebieten anbieten könnten, und bei welchen keine Aussicht auf eine Realisierung besteht. Es ging also darum, mehr Planungssicherheit bei Entscheidungen, die die Heizung betreffen, zu haben. Alle Anregungen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger werden laut Verwaltung in der weiteren Bearbeitung der Wärmeplanung berücksichtigt. Im Frühjahr 2025 ist eine weitere öffentliche Infoveranstaltung geplant.
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