Wolfgang Hauck und Dr. Edith Raim hatten in Landsberg zum Resümee der Ausstellung „Das Labyrinth - 100 Jahre Hitlers Festungshaft“ ins Waitzingers eingeladen. Ganz in der Nähe des Labyrinths auf 10.000 Quadratmeter auf der Waitzinger Wiese konnten die Besucherinnen und Besucher erfahren, wer die Ausstellung besuchte, wie sie ankam und wie es nun mit ihr weitergehen wird. Viele nutzten auch die Gelegenheit, persönlich Feedback zu geben: „Die Ausstellung ist eine Aufforderung zur eigenen Urteilsfindung durch das physische Umherirren. Das klingt wie eine Metapher unserer Zeit“, hieß es in einer der lobenden Stellungnahmen.
„Das Labyrinth“ beschäftigt sich mit der Zeit zwischen 1919 und 1924, als Fehlentwicklungen der Weimarer Republik zum Aufstieg des Nationalsozialismus führten. „Nichts war vorbestimmt, sondern beruhte auf Entscheidungen von Menschen, die sich entschlossen hatten, den Weg der größtmöglichen Eskalation einzuschlagen“, so ein Zitat gleich zu Anfang der Ausstellung, die verschiedene Bereiche wie das Krisenjahr 1923, der Hitler-Ludendorf-Putsch, das Nicht-Verbot der NSDAP und die Gewalt gegen politische Gegner umfasste.
Auch viele Schulklassen besuchen die Ausstellung in Landsberg
Doch auch die Vorentwicklung, der Erste Weltkrieg und seine Folgen, sind Teil der Ausstellung, mit der Raim und Hauck neue Wege der Geschichtsvermittlung beschreiten wollten. Mit Erfolg, wie das Resümee der beiden zeigt: „Wir ziehen eine positive Bilanz“, sagte Raim. Auch die Auswertung der 153 Rückmeldungen von Besuchern per Online-Fragebogen zeigt, dass überwiegend Zufriedenheit herrschte. Dass es aber auch andere Meinungen gab, lag bei der Wahl der Präsentation der Geschichtsfakten auf der Hand: denn sich in einem Labyrinth zurechtzufinden, ist anstrengend und verlangt mehr, als nur linear an beschrifteten Wänden entlangzulaufen. Interessanter Aspekt: eine klarere Wegführung wünschten sich überwiegend jüngere Besucher. Während die unter 30-Jährigen sich von der offenen Navigation teilweise überfordert fühlten und eine feste Struktur oder Führung bevorzugt hätten, sahen das die Älteren ganz anders. Sie schätzten die Möglichkeiten der individuellen Erkundung und Vielfalt an Perspektiven.
Sehr gut kam die grafische Gestaltung an (85 Prozent) sowie die verständliche Vermittlung der Themen (83 Prozent). Eine hohe Zahl an Besuchern (75 Prozent) gab an, neues Wissen gewonnen zu haben. Auch die Bilder, die Wolfgang Hauck mittels Künstlicher Intelligenz (KI) generiert hatte und die mit Farbigkeit und dynamischer Bildkomposition die Blicke auf sich zogen, wurden von 80 Prozent der Besucher gut aufgenommen. Rund fünf Prozent zeigten sich jedoch befremdet davon, vergleichsweise wenig, bedenkt man, dass aus dieser Zeit im Original nur Schwarz-Weiß-Aufnahmen stammen.
Laut Auswertung haben überwiegend gut ausgebildete, ältere Menschen die Ausstellung besucht. Jedoch wären auch die Schulen stark mit verschiedenen Klassen vertreten gewesen, so Raim und Hauck, die viele Schulen speziell eingeladen hatten und Klassen auch durch die Ausstellung führten. Dabei ging die Bandbreite über alle Schularten bis zur Förder-, Berufsschule und Fachoberschule. Und wie wurden die Menschen auf die Ausstellung aufmerksam? Zwar konnte Hauck auf 200.000 Views in Social-Media-Kanälen verweisen, jedoch hätten vor allem Zeitungsberichte lokaler Medien und persönliche Empfehlungen tatsächlich zu einem Besuch bewegt.
Planen sollen zu Taschen verarbeitet werden
Wie geht es nun mit der Ausstellung weiter? „Wir haben zahlreiche Anfragen von Gruppen, die die Ausstellung in andere Orte, zum Beispiel nach München, bringen wollen“, sagte Hauck. Vorteil sei, dass das Format, Planen an Bauzäunen mittels Kabelbinder zu befestigen, ohne großen technischen Aufwand umsetzbar sei. Auch an die Nachwertung haben Raim und Hauck bereits gedacht: Im Sinne der Nachhaltigkeit sollen viele der Planen im Rahmen eines Sozialprojekts mit Jugendlichen zu Taschen verarbeitet werden. Die Inhalte gehen damit nicht verloren, sie stehen weiterhin über die Bayern-History-App zur Verfügung.
Nicht alle Fragen konnten am Ende der Veranstaltung beantwortet werden: So blieb offen, wie Menschen aus niedrigeren Bildungsschichten besser zum Besuch einer geschichtlichen Ausstellung motiviert werden könnten – und solche, die vielleicht danach ihr Wahlverhalten ändern würden, wie ein Gast bemerkte.
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