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Landsberg: Was haben die Archäologen am Schlossberg in Landsberg gefunden?

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Was haben die Archäologen am Schlossberg in Landsberg gefunden?

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    Im Norden des bestehenden Schulgebäudes am Schlossberg in Landsberg wurden erste Sondagen gemacht.
    Im Norden des bestehenden Schulgebäudes am Schlossberg in Landsberg wurden erste Sondagen gemacht. Foto: Thorsten Jordan

    Seit über einem Jahr sind Archäologen am Schlossberg in Landsberg tätig. Das Areal gilt als die Wiege der Stadt. Die Besiedelung reicht 4000 Jahre zurück, vielleicht noch länger. Doch was haben die Experten bislang gefunden? In der Diskussion um den Bau einer Kleinsporthalle wurde der Stadtrat darüber informiert, dass ein wissenschaftlicher Bericht über Sondierungen im Norden des Geländes bereits vorliegt. Informationen dazu gab es aber nicht, sogar der Stadtheimatpfleger kennt dessen Inhalt nicht. Wiederholte Anfragen unserer Redaktion nach einem Ortstermin und näheren Informationen bei Denkmalamt und Stadt blieben ebenfalls ohne Ergebnis.

    Einst stand die Landespurch auf der Anhöhe, die der Stadt später den Namen geben sollte. Denkmalpflege und Historiker vermuten bedeutsame archäologische Funde, besonders im nördlichen Bereich des Schlossberggeländes. Die Archäologen werden tätig, weil die Schule im Norden einen Anbau erhalten soll. Im August 2023 befragte unsere Redaktion Dr. Jochen Haberstroh vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege dazu: Er rechnet im nördlichen Bereich des Schlossbergs mit über 1000 Funden. Die Mauern der Burg könnten bis zu fünf Meter ins Erdreich ragen. Zuletzt fanden am Schlossberg Ende der 1960er- und in den 1980er-Jahren Grabungen statt. Dabei wurden Belege für eine zwar unbefestigte, aber umfangreiche Siedlung der frühen Bronzezeit gefunden. In der Eisenzeit (1000 bis 700 vor Christus) gab es einen befestigten Herrensitz. Auch eine römische Besiedlung ab 300 nach Christus ist nachzuweisen. Der Bau der Landespurch (mit Stadtgründung 1158 durch Heinrich den Löwen) begann im 12. Jahrhundert.

    „Mit einer archäologisch schon heute belegten Nutzung über vier Jahrtausende hinweg gehört der Schlossberg zweifellos zu den besonders hochrangigen Bodendenkmälern mit überregionaler Bedeutung“, teilte das Landesamt im August 2023 auf Anfrage unserer Redaktion mit. Besonders im nördlichen Teil des Schlossbergs erwarte man eine sehr hohe Dichte an Funden, da dort die Kern-Burg aus vor- und frühgeschichtlichen Perioden und mittelalterlicher Zeit liege. Die Struktur allein der Burg umfasse dabei voraussichtlich beispielsweise den Bergfried, eine Kapelle, einen Halsgraben, die Feste, eine ausgebaute Unterkellerung und potenziell noch weitere Bauelemente.

    Auf dem Gelände des früheren Anbaus fanden Archäologen Keramik aus der Bronzezeit und spätantike Münzen.
    Auf dem Gelände des früheren Anbaus fanden Archäologen Keramik aus der Bronzezeit und spätantike Münzen. Foto: Thorsten Jordan

    Nördlich des bestehenden Schulgebäudes sind die Sondierungen zur Archäologie im Bereich des geplanten Neubaus abgeschlossen, teilt die Pressestelle der Stadt aktuell mit. Die Grabungsgenehmigung für den Nordbereich liege vor. Nach Informationen unserer Redaktion bereits seit Ende Juli 2023. Wie die Stadt mitteilt, wird das Leistungsverzeichnis zur Ausschreibung der Grabungen aktuell bearbeitet und mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. Im Bereich des geplanten Neubaus könne der Bodenaushub unter archäologischer Begleitung im Mittel bis zu einer Tiefe von etwa 1,30 Metern unter Geländeoberkante maschinell erfolgen. Zusätzliche Sondagen für die Planung des umlaufenden Wegs stehen noch aus. Wie Stadtheimatpfleger Dr. Stefan Paulus unserer Redaktion im September 2023 sagte, hätten sich dort die wichtigen Gebäude der Burg, unter anderem Palas und Kemenate, befunden. 

    „Ein wissenschaftlicher Bericht für den Bereich Nord liegt vor und soll in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege vorgestellt werden“, heißt es in der Antwort auf die Fragen unserer Redaktion. In der Stadtratssitzung, in der die aktuellen Entwicklungen am Schlossberg zuletzt Thema waren, wurde auch die Stadträtinnen und Stadträte vertröstet. Stadtheimatpfleger Dr. Stefan Paulus kennt den wissenschaftlichen Bericht ebenfalls nicht, wie er unserer Redaktion sagt. In der Stadtratssitzung wurde eine Präsentation gezeigt, auf der drei kleine Flächen zu sehen sind, auf denen Sondagen durchgeführt wurden.

    Etwas mehr Informationen von der Stadt gibt es zur Archäologie im Süden des Schulgebäudes. Nachdem der Altbau abgebrochen wurde, seien unter der Bodenplatte und der darunter liegenden Kiespackung Befunde in gutem Zustand entdeckt worden: Keramik aus der Bronzezeit, dazu eine spätantike Schicht mit Münzen aus dem vierten Jahrhundert. Ein wissenschaftlicher Bericht stehe allerdings noch aus. Dem Neubau einer Kleinsporthalle stehe dort aber nichts im Wege. Diese könne aus Sicht der Bodendenkmalpflege am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege errichtet werden, ohne dass weitere archäologische Arbeiten in größerem Umfang notwendig würden, teilt die Stadt unserer Redaktion mit. Außerhalb der Grundfläche des Anbaus seien aber noch weitere Ausgrabungen erforderlich. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit, dass die Ausgrabungen im Zeitplan liegen. Ursprünglich war vorgesehen, dass sie im August 2025 beendet sind.

    Unter dem Keller der Landsberger Schlossbergschule wurden im September 2023 Mauerreste der alten Burg freigelegt.
    Unter dem Keller der Landsberger Schlossbergschule wurden im September 2023 Mauerreste der alten Burg freigelegt. Foto: Stadt Landsberg

    Im September 2023 hatte die Stadt noch offensiv über erste Ausgrabungen berichtet. Damals wurde bei einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass bei der Öffnung der Bodenplatte im Keller des Altbaus Archäologen etwa ein Meter breite und 30 Zentimeter tiefe Mauerreste gefunden hatten. Nach ersten Vermutungen deute die Fundlage darauf hin, dass es sich dabei um Reste der alten Burg handeln könnte.

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