Die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft war eine schwere Geburt. Bis zuletzt gab es deutliche Kritik an dem Vorhaben, vorwiegend vonseiten der CSU. Seit Anfang Juli vergangenen Jahres ist die Gesellschaft handlungsfähig. Finanziell benötigt sie aber noch Unterstützung von der Stadt. Das ruft die Kritiker nun wieder auf den Plan. Im Gespräch mit unserer Redaktion gehen Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) und Kämmerer Alexander Ziegler, der gleichzeitig im Nebenamt die Geschäfte der Gesellschaft führt, auf die Kritik ein und nennen einen konkreten Zeitplan für das erste Bauprojekt in der Katharinenstraße 64.
Ende März 2023 hatte der Stadtrat den Gesellschaftsvertrag für die Wohnungsbaugesellschaft Landsberg beschlossen. Die Gesellschaft wurde beauftragt, umgehend mit der Planung für einen Neubau auf dem Grundstück Katharinenstraße 64 zu beginnen und diesen bis spätestens Ende 2025 abzuschließen. Ein Teil des städtischen Wohnungsbestands (rund 170 Wohnungen) sollte zudem bereits zum 1. Januar 2023 in die Wohnungsbaugesellschaft eingebracht werden, konnte aber erst entsprechend dem Beschluss des Stadtrats ein Jahr später eingelegt werden.
Im vergangenen Jahr hatte die Wohnungsbaugesellschaft Ausgaben für die Gründung, für die Bewertung der übergehenden Grundstücke und Planungskosten für das Bauvorhaben Katharinenstraße 64 finanziert, teilt Alexander Ziegler mit. Eine Überprüfung des Wohnungsbestands habe jedoch einen enormen Rückstand beim Unterhalt ergeben, weshalb die Erträge aus dem Wohnungsbestand (Mieten) vollständig in Unterhaltsmaßnahmen fließen sollen. Rund 180 Wohnungen bleiben im Eigentum der Stadt, unter anderem jene im Heilig-Geist-Spital oder die Luibach-Häuser in Erpfting.
Stadtrat Christoph Jell spricht von einer Anschubfinanzierung
Um den Bestand an liquiden Mitteln in der Wohnungsbaugesellschaft im Hinblick auf die Vorfinanzierung von Bauvorhaben sowie des Unterhaltsrückstands zu sichern, soll die im Haushalt eingestellte eine Million Euro jetzt als Einlage in die Gesellschaft eingebracht werden. Dem stimmte der Stadtrat Mitte April mit 19:6 Stimmen zu. Stadtrat Christoph Jell (UBV) sagte, die Stadt sollte ihre Liquidität an die Gesellschaft weitergeben. Diese Million sei bestens investiert. Jell sieht sie als Anschubfinanzierung. Das Geld komme aus den Rücklagen der Stadt.
Haushaltsreferent Christian Hettmer (CSU) kritisierte den Schritt in der Sitzung Mitte April. Die Gesellschaft sei im vergangenen Jahr bereits mit einer Anschubfinanzierung von 500.000 Euro ausgestattet worden, um die Gründungskosten, Bewertungsgutachten sowie Planungskosten für das aus seiner Sicht überschaubare Bauvorhaben in der Katharinenstraße zahlen zu können. Nun gebe es schon wieder Finanzbedarf, weil die Erträge aus dem Wohnungsbestand vollständig in Unterhaltsmaßnahmen fließen sollen. "Warum beschafft sich die Gesellschaft kein Kapital auf dem freien Markt?", fragte Hettmer. Dieses könnte über die Mieten aus den zu errichtenden Wohnungen refinanziert werden. Alternativ könnte auch die Stadt die Gesellschaft statt mit Eigenkapital mit Fremdkapital ausstatten. Schließlich müsse sich auch die Stadt refinanzieren und gemäß dem geltenden Haushalt Bankkredite aufnehmen und dafür Zinsen bezahlen.
Wie Kämmerer Alexander Ziegler im Gespräch mit unserer Redaktion sagte, habe sich die Wohnungsbaugesellschaft intensiv mit dem Projekt in der Katharinenstraße 64 beschäftigt. Das Gebäude erhalten oder abreißen und neu bauen, sei die Frage gewesen. Im März habe man sich für einen kompletten Neubau entschieden. Zwölf Wohnungen sollen auf dem Grundstück entstehen. Ziegler rechnet mit Kosten in Höhe von rund 3,75 Millionen Euro. Baubeginn soll im Herbst 2024 sein, bezugsfertig könnten die Wohnungen im Sommer 2025 sein. Der Bauantrag sei fertig und werde im Juni im Bauausschuss vorgestellt.
"Die Wohnungsbaugesellschaft kann viel schneller agieren"
Baumgartl und Ziegler freuen sich, dass das Projekt zügig vorangeht. Der Kämmerer und Geschäftsführer zieht den Vergleich mit dem Bauprojekt Luibach-Häuser in Erpfting. Städtische Wohnungen, die nicht im Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft errichtet werden. Erstmals sei das Projekt im Dezember 2020 im Bauausschuss vorgestellt worden, im Sommer 2025 sei die Fertigstellung geplant. "Die Wohnungsbaugesellschaft kann viel schneller agieren", sagt Alexander Ziegler. Zudem seien die Kosten pro Quadratmeter deutlich günstiger. In der Katharinenstraße bei rund 4800, in Erpfting bei 6600 Euro.
Für Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl ist die Wohnungsbaugesellschaft schon jetzt ein Erfolgsmodell. Mit ihr sei es möglich, den Bestand an Wohnungen zu sichern und in neuen Wohnraum zu investieren. Das ausgegebene Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, soll auch in größeren Baugebieten wie in der Staufenstraße, mithilfe der Gesellschaft erreicht werden.