Die Texte von Voodoo Jürgens sind oft nicht gerade zum Lachen, oder es bleibt einem im Halse stecken, sie handeln von dem Leben am Rande der Gesellschaft, von Gescheiterten oder dem Wiener Milieu. Im Dialekt, einfach und ohne Beschönigung. Dass nach seinen Konzerten in Landsberg trotzdem alle glücklich nach Hause gehen, liegt daran, dass er wohl ein Zauberer ist. Seine Musik ist einprägsam, schräg und lädt zum Tanzen ein. Und kaum eine Zuschauerin oder ein Zuschauer mag sofort nach Hause gehen, denn sie sind alle diesem sehr sympathischen Sänger und seinen erstklassigen Musikern erlegen. Voodoo Jürgens tanzt auf der Bühne, ein wenig ungelenk und trotzdem eigenartig mitreißend. Er ist ein wenig Ludwig Hirsch, Nick Cave oder ein bisserl Joe Cocker. Aber all diese Vergleiche werden ihm nicht gerecht. Denn er ist einfach Voodoo Jürgens. Und das reicht. Kraftvoll und mit Wiener Charme präsentiert er hier seine Lieder mit tiefer Morbidität mitten in Landsberg auf der Bühne. Wer ein Faible für Wien hat, wird an Kaisermühlen Blues, Kottan oder die Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ erinnert.
Für all das steht er und man kann sich dem nicht entziehen, man muss mit singen oder gleich tanzen. Auch, dass er keine Handys im Theater mag, ist sympathisch, einige müssen natürlich doch mitfilmen. Was einfach nur nervt, wenn man hinter ihnen sitzt und von dem, was viel wichtiger auf der Bühne ist, abgelenkt wird, denn man will einfach nur zuschauen und das ungestört genießen. „Wie die Nocht noch jung war“ ist einer seiner Songs. In einer Leichtigkeit erzählt er, böse, österreichische und dunkle Geschichten, die weit weg vom Austro-Pop oder Schlagersentimentalität sind. Aber seine Geschichten sind voller Wiener Schmäh, voller Außenseiter, gestrauchelten und zwielichtigen Gestalten, denen Jürgens gekonnt Leben einhaucht.
Seine Band, die Ansa Panier. Die sind genauso einzigartig wie Voodoo Jürgens. Als Ansa Panier bezeichnet man im Wienerischen das „gute Gwand“. Ein besonderes Quintett, das man hier auf der Bühne erleben darf und die man wie beim Konzert im vergangenen Jahr einzeln erwähnen muss, so gut waren sie. David Schweighart am Schlagzeug, Martin Dvoran am Bass, Keys (Bernd Lichtscheidl), Violine, Matthias Frey, Trompete und Horn, Alexander Kranabetter, der auch noch ein sehr altes Harmonium gleichzeitig spielt.
Wieso heißt er Voodoo Jürgens?
Sagt man, man geht zu Voodoo Jürgens, dann reagieren viele mit Unverständnis. Viele kennen ihn nicht. Udo, kennt man, aber er lebt nicht mehr. Und diese Namensgleichheit ist nicht ganz ungewollt, erfährt man im Internet. Jürgens, der mit bürgerlichen Namen David Öllerer heißt, hat das wohl bewusst so gewählt. Und mit Udo Jürgens hat er gemeinsam, dass er gerne Zugaben gibt, die Bühne liebt und dort lebt und auch das Publikum will ihn einfach nicht gehen lassen. An diesem Abend sitzt es schon lange nicht mehr auf den Plätzen, sondern tanzt und singt fröhlich und begeistert mit. Ob nun bei „Heite grob ma Tote aus“ oder „Angst haums“. Auch „Tulln“, dort ist Öllerer geboren, und dieser Song macht nachdenklich. Da capo: was für ein Abend im Theater! Am heutigen Donnerstag ist er noch einmal im Theater zu Gast. Und das passt natürlich wunderbar in eine Halloween-Nacht.
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