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Landsberg: Überleben für Anfänger im Landsberger Stadttheater

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Überleben für Anfänger im Landsberger Stadttheater

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    Überlebenskurs für Anfänger mit Hilke Schaaf-Degenhardt (Lucca Züchner).
    Überlebenskurs für Anfänger mit Hilke Schaaf-Degenhardt (Lucca Züchner). Foto: Thorsten Jordan

    Willkommen zur Theatersaisoneröffnung 2025 und im aufgebauten VHS-Raum 352, wo Hilke Schaaf-Degenhart, geplagt von Ängsten aller Art, weiß, wovon sie redet. Zuerst redete Theaterleiter Florian Werner, der Grüße von Regisseurin Jule Ronstedt überbrachte, die gerne mit der Münchner Kulturbühne nach Landsberg gereist wäre, aber dann zu ihrem Bedauern doch nicht konnte.

    Jule Ronstedt machte sich bereits seit 1994 als mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin in Film und Fernsehen einen Namen, so 2006 als Lehrerin im Kinohit „Wer früher stirbt, ist länger tot“. 2017 kam der erste Spielfilm „Maria Mafiosi“ in die Kinos, zu dem sie das Drehbuch schrieb und Regie führte. Ihre Theaterfassung zu „Furchtlos durch den Alltag“ inszenierte sie nach den amüsanten Kurzgeschichten „Kummer aller Art“ von Mariana Leky.

    Ein Tisch, ein Stuhl, eine Grünpflanze, ein Kleiderständer, dazu erobert die großartige Schauspielerin und Musicaldarstellerin Lucca Züchner mit Fahrradhelm und Warnweste atemlos die Bühne des vollbesetzten Stadttheaters, in dem sie das Publikum bereits mehrmals erfreute. Nach einer Ausbildung zur „Surival Evasion Resistance Escape Assistentin“ leitet sie nun tapfer den Kurs „Überleben für Anfänger“. Mit sensationeller Darstellungskunst beeindruckte sie pausenlose eineinhalb Stunden mit einem leidenschaftlichen, urkomischen Soloprogramm, das neben humorvollen Texten einen bestechenden Körpereinsatz forderte, um sich zuweilen aus schier ausweglosen Situationen, wie virtuellen Fesseln, zu befreien.

    Lucca Züchner überzeugte mit einem leidenschaftlichen Soloprogramm.
    Lucca Züchner überzeugte mit einem leidenschaftlichen Soloprogramm. Foto: Thorsten Jordan

    Unter dem Motto „seien sie auf das Schlimmste vorbereitet, und zwar immer!“, gibt sie in unterschiedlichen Lektionen, stets ihre eigenen Ängste thematisierend, konkrete Hilfestellungen bei Angststörungen aller Art. Nicht nur seelische, auch physische Notfälle, werden als Survival-Coaching Szenarien in rascher Abfolge demonstriert. Anschaulich bereitet sie das am Kurs teilnehmende Publikum nicht nur, breit am Boden liegend, auf die Ängste im abstürzenden Fahrstuhl vor, die sie mithilfe eines robusten Sicherheitsdienstmannes überwindet. Sie verletzt sich auch beim beherzten Sprung aus dem Notausgang, nach dem Aufprall eines brennenden Flugzeuges.

    Endloses Warten in der Notaufnahme eines Krankenhauses

    Den passenden Hintergrund projiziert der Video-Künstler Janik Valler in Großformat auf die Bühne. Beim endlosen Warten auf den Arzt in der Notaufnahme eines Krankenhauses veranschaulicht sie optimale Selbstversorgung und gibt der Angst ein enormes Ausdrucksspektrum. „Die Angst hat auch nicht Medizin studiert“, meint die resolute Schwester Gertrud. „Atemübungen für in Unordnung geratene Gedanken helfen, diese wieder einer Logik unterzuordnen“, lehrt die engagierte Kursleiterin. Das in Panikattacken versteckte Verliebtsein der Nachbarin Frau Wiese, behandelt eine kettenrauchende Verhaltenstherapeutin recht unkonventionell.

    Dann erinnert sich die Protagonistin an eine Reise, die sie als 15-Jährige zusammen mit ihrem Vater nach Florida unternahm, wo sie ein im Gebüsch versteckter Alligator zu verschlingen drohte und daran, dass sie immer dann, wenn ihr Vater dabei war, keine Angst verspürte. Nun muss sie dringend ihren Vater anrufen. Schnell fasst sie zusammen, „Alligatoren müssen vermieden werden“. „Haben sie keine Angst vor der Angst“. Mit „das Leben beginnt dort, wo die Angst endet, sie sind ihr eigener Sicherheitsdienst“, entlässt die begnadete Dozentin nach einem turbulenten Vortrag ein begeistertes Publikum, das sie nach langanhaltendem Applaus stehend feiert.

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