Längst ausverkauft: Die Aula der Mittelschule Landsberg hätte noch mehr als die 530 Plätze haben dürfen, so gefragt war der erfolgreiche BR-Podcast „True Crime“ live on tour. Die altersmäßig bunt durchgemischten Besucher - die Kfz-Kennzeichen auf den umliegenden Parkplätzen verrieten es - waren aus fast dem gesamten südbayerischen Raum angereist, um Bayern-3-Moderatorin Jacqueline Belle und Strafverteidiger Dr. Alexander Stevens auf der Bühne erleben zu können.
Zwei junge Augsburgerinnen beispielsweise waren nach Landsberg gekommen, weil sie für die Veranstaltung in ihrer Heimatstadt keine Karten mehr bekommen haben. Für eine der beiden war das sogar eine Art Berufsfindung. Sie möchte in Richtung Polizei, Ermittler oder Ähnliches studieren, hat sie verraten.
Einblicke in die zuweilen wenig schöne Arbeit gab es an dem Abend genug. Gibt es den perfekten Mord, den, der nie aufgeklärt wird? Drei solche Fälle rollten Belle und Stevens auf, beleuchteten diese von allen Seiten. Das war zuweilen ein wenig schaurig, aber immer sehr unterhaltsam serviert und so spannend, dass sich das Publikum absolut nicht bemerkbar machte. Das Duo auf der Bühne parlierte und der Zuhörer erfuhr dabei viel über die Arbeit von Spurensicherung, Polizisten, Ermittlern und Juristen.
Ein spannender Abend in der Landsberger Mittelschule
Wie gehen sie vor? Erstes Ziel ist der Tatort. Zustand der Leichen, Blutspritzer, Tatwaffe? Nach dem Tatort wichtigster Ort ist die Küche. „Der Täter hat sich dort vielleicht gesäubert, etwas getrunken, DNA hinterlassen“, erläutert Stevens. „Anschließend ist das Badezimmer dran.“ Der Tathergang wird filmisch rekonstruiert und als wäre das nicht schon grässlich genug, erzählt der Strafverteidiger auch Anekdoten aus seiner Arbeit. So sei er einmal mit den in der Gerichtsmedizin entnommenen Innereien einer Leiche durch die Gegend gefahren.
Bevor es aber für den einen oder anderen im Saal zweifelhaft wird, zaubern Moderatorin und Strafverteidiger ein paar Scherze aus dem Ärmel, sind ein wenig frech zueinander. Das lockert auf und macht Schreckliches erträglich. Sehr wichtig ist auch, und das ist der Unterschied zum Podcast, die Interaktion mit dem Publikum, das mitermitteln darf. Und dabei eine Ahnung davon bekommt, wie schwierig das manchmal ist, was alles beachtet werden muss. Kann sich jemand wirklich nach 14 Monaten noch genau an ein bestimmtes Fahrzeug erinnern und sogar das Kfz-Kennzeichen aufsagen? Hat ein Wohnungseigentümer wirklich nur sein Heim renoviert oder doch einen Tatort verschwinden lassen? Wer ist für oder gegen jemanden als Täter? Das wechselt auch auf der Bühne und macht den Abend spannend.