Seit 1979 ist SOS-Kinderdorf Träger der Erziehungsberatungsstelle, die sich aktuell in der Spöttinger Straße in Landsberg befindet. Dort finden Mütter und Väter Hilfe, wenn sie sich zum Beispiel Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen, es Probleme im Zusammenleben in der Familie gibt oder eine Trennung oder Scheidung ansteht. Der Landkreis Landsberg hat sich 1979 vertraglich dazu verpflichtet, einen jährlichen Zuschuss zum Betrieb der Beratungsstelle zu leisten. Doch weil die Kosten und damit auch der Zuschuss weiter steigen, hat die Landkreisverwaltung empfohlen, den Vertrag Ende 2025 zu kündigen. Darüber wurde jetzt in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Kreistags diskutiert.
Heuer leistet der Landkreis auf Basis eines Vertrags einen Zuschuss zu den Sach- und Personalkosten der Beratungsstelle in Höhe von 518.000 Euro. Mitte Oktober beantragte SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech auf der Grundlage des Kooperationsvertrags, den jährlichen Zuschuss um 77.000 Euro auf 595.000 Euro zu erhöhen. Als Grund wurden zu erwartende Steigerung bei Personal- und Sachkosten genannt. Mit dem Zuschuss betrage der Eigenanteil von SOS-Kinderdorf 20 Prozent, vertraglich vereinbart sei ein Mindestanteil von zehn Prozent.
Die Landkreisverwaltung empfahl den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses, dem Antrag von SOS-Kinderdorf nachzukommen, was auch einstimmig erfolgte. Allerdings sieht die Verwaltung die Kostenentwicklung kritisch. Zudem sei die Leistung nach Ansicht des Amts für Jugend und Familie bei einer Summe von rund 2,4 Millionen Euro in vier Jahren zweifellos auszuschreiben. Das habe auch ein Fachanwalt bestätigt. Deswegen schlug die Verwaltung vor, den bestehenden Vertrag im Dezember zum Ablauf Ende 2025 zu kündigen, um Ausschreibung und Vergabe zum 1. Januar 2026 möglich zu machen.
Fachstelle gegen sexuelle Gewalt ist auch Thema der Diskussion
Kreisrat Felix Bredschneijder (SPD) hob die Wichtigkeit der Beratungsstelle hervor. Dies erlebe in seiner Arbeit als Rechtsanwalt beinahe täglich. In der Diskussion war auch die Fachstelle gegen sexuelle Gewalt ein Thema, die Ende Juni 2023 trotz steigender Fallzahlen geschlossen wurde. SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech hatte den Kooperationsvertrag mit dem Landkreis zuvor kurzfristig gekündigt, nachdem der Jugendhilfeausschuss eine zusätzliche halbe Vollzeitstelle für die Fachstelle abgelehnt hatte. Mittlerweile hat die „via - Beratung für Frauen“ der Arbeiterwohlfahrt Augsburg diese Aufgabe übernommen. Doch wie Peter Rasch, der Leiter des Amts für Jugend und Familie, in der Sitzung sagte, findet via kein Fachpersonal.
Um so ein Szenario im Fall der Erziehungsberatungsstelle zu vermeiden, wurde eine Entscheidung über die Kündigung des Kooperationsvertrags vertagt. Bettina Erifiu-Wolf, die Leiterin von SOS-Kinderdorf Ammersee-Lech, sagte in der Sitzung, dass die Beratungsstelle beinahe für alle Fragen zuständig sei, unter anderem auch bei Fällen von sexueller Gewalt.
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