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Landsberg: So verabschiedet sich Kantor Johannes Skudlik aus Landsberg

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So verabschiedet sich Kantor Johannes Skudlik aus Landsberg

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    Johannes Skudlik in seiner Wohnung. Der Kantor der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg geht in den Ruhestand.
    Johannes Skudlik in seiner Wohnung. Der Kantor der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg geht in den Ruhestand. Foto: Christian Rudnik

    Sich aufs Altenteil zu verlegen, daran denkt der scheidende Kantor an der Landsberger Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt nicht. Als Musiker, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, ist Johannes Skudliks Terminkalender für die nächsten zwei Jahre bereits prall gefüllt. Und auch ein Kindheitstraum geht nun in Erfüllung.

    Käme es einem kleinen Knirps überhaupt in den Sinn, seine Gedanken zu reflektieren, Johannes Skudlik hätte schon vor sechs Jahrzehnten geahnt, dass sein Leben einmal in besonderen Bahnen verlaufen und gewiss nicht langweilig sein würde. Auch – und gerade – nicht mit einer Anstellung als Kantor an der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, aus der er sich nach 43 Jahren in den Ruhestand verabschiedet und die ihm Gestaltungsmöglichkeiten geboten habe, die "ich in der Großstadt als einer unter anderen nie gehabt hätte".

    Das Archivfoto zeigt Johannes Skudlik zum Auftakt des Orgelsommers 2021 in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg.
    Das Archivfoto zeigt Johannes Skudlik zum Auftakt des Orgelsommers 2021 in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg. Foto: Julian Leitenstorfer (Archivfoto)

    Eingeschult in Barcelona, wo sein Vater einige Auslandsjahre als Kunsterzieher absolvierte, führte ein Ausflug den damals Sechsjährigen in Antoni Gaudís Meisterbauwerk, die Sagrada Família. "Zu der Zeit noch ohne Dach", erinnert Skudlik sich an das wuchtige und zugleich eigentümlich anmutende steinerne Fragment und auch an seinen vagen, jedoch umso heftiger aufflammenden Wunsch: "einmal dort was machen". Flausen im Kopf eines Kindes? Für Johannes Skudlik war es mehr: ein Impuls, wie er ihn in den folgenden Jahren noch häufig verspüren sollte; der Drang, sich mit imposanten Bauwerken zu verbinden und in künstlerischen Dialog mit ihnen zu treten.

    Skudlik studierte Kirchenmusik in München

    Das Rüstzeug dazu erhielt er als Student der Kirchenmusik, "die Zehnkämpfer der Tonkunst", wie Skudlik scherzend anmerkt, in seiner Geburtsstadt München. Franz Lehrndorfer, Domorganist an der Frauenkirche und Leiter der Abteilung katholische Kirchenmusik und Orgel an der Musikhochschule, lehrte seinen begabten Schüler die "universelle Sprache der Musik", die es ihm in den folgenden Berufsjahren, sei es als Organist oder als Dirigent, erlauben sollte, weltweit in diesen ganz besonderen Dialog einzutreten.

    "Nachts dazusitzen, ganz alleine in einer gotischen Kathedrale, und die Orgel rauschen zu lassen, das sind Momente, die ich in meinem Leben nicht missen möchte." Genauso wenig, nennt der Musiker ein Beispiel aus jüngerer Zeit, "Konzerte wie unlängst im Mailänder Dom oder dem Teatro Romano von Verona", als er Jean Guillous monumentale Komposition für neun Orgeln und Schlagwerk "La Révolte des Orgues" unter der Beteiligung international führender Organisten dirigierte. 

    Die Uraufführung dieses Opus magnum der französischen Orgellegende wurde durch die Unterstützung des Landsberger Unternehmers Siegfried Meister 2007 im Rahmen der "Nacht der Tasten" ermöglicht. Federführend bei der Planung dieser viele Jahre in der Lechstadt präsentierten Themennächte sowie auch des heuer in seine 38. Saison gehenden „Landsberger Orgelsommers“ sei, so Johannes Skudlik, seine Frau Sabine, "deren Rolle in dem Zusammenhang völlig unterbelichtet ist". Ohne die einen oder anderen Mitspieler und richtigen Menschen zur rechten Zeit sei Erfolg kaum möglich, ist sich der Kantor durchaus bewusst. 

    Er will zum Abschluss in Landsberg einfach nur die "Messe spielen"

    Ein solcher Mensch sei für ihn der damalige Stadtpfarrer Gabriel Beißer gewesen, der ihm als 20-jährigem Nobody vertraut habe und sich "zum Glück davon überzeugen ließ, dass die erst wenige Jahre zuvor nach unzeitgemäßen Standards generalüberholte, rein mechanische Orgel einer erneuten Überarbeitung" bedürfe, und dies aus den Rücklagen der Pfarrei finanzierte. Gefeiert wurde die Einweihung der "Königin der Instrumente" 2003 mit einem dreitägigen Festival. Fortan hielt Ihre Majestät Hof: Orgelstars wie Wayne Marshall und Martin Baker "baten um Audienz", Ü-Wagen des BR rollten an, die "Orgelstadt Landsberg" war etabliert – und, erinnert sich Skudlik, mit den neuen Kontakten "die Chance gegeben, unseren Chören und Ensembles internationale Podien zu bieten". 

    Den großen Auftritt am Ende seiner Laufbahn sucht Kantor Skudlik indes nicht. Er wolle keine Strohfeuer abbrennen, sagt er, sondern am letzten Sonntag des Monats einfach nur die "Messe spielen". Als Musiker werde er sich aus Landsberg dann erst einmal zurückziehen, damit sein Nachfolger freie Bahn hat. Über die Wahl Winfried Lichtscheidels freut sich Skudlik sehr. "Er ist der Gewinner unseres Orgelwettbewerbs 2007 und wird diese Stelle ausfüllen und neue Impulse setzen." Langweilen wird sich der scheidende Kantor auch in Zukunft nicht. "Irgendetwas", sagt er, "findet immer statt". So wird er im kommenden Jahr die "Revolte der Orgeln" in der Mailänder Scala und im April – hier schließt sich der Kreis – ein Konzert in der Sagrada Família dirigieren, unter anderem mit der Uraufführung eines Werks seines Freundes Enjott Schneider. Wichtig findet er es auch, "etwas zurückzugeben und die Kontakte, die ich mittlerweile habe, als Netzwerker für junge Kollegen zu nutzen".

    Ein letztes Mal als Kantor an der Orgel der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu hören ist Johannes Skudlik in der Sonntagsmesse, 29. Januar, ab 10.15 Uhr.

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