Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Landsberg: Snowdance-Action-Thriller in der Filmkritik: Wer ist die Ratte?

Landsberg

Snowdance-Action-Thriller in der Filmkritik: Wer ist die Ratte?

    • |
    Chabris Napier-Lawrence (inks) spielt eine Agentin, die die Machenschaften einer kriminellen Großfamilie aufdecken will.
    Chabris Napier-Lawrence (inks) spielt eine Agentin, die die Machenschaften einer kriminellen Großfamilie aufdecken will. Foto: Larsen

    Dieser Thriller ist ein Paradebeispiel für den Independentfilm. Der dänische Filmemacher Philip Larsen hat mit seiner britischen Crew einfach das gedreht, worauf sie „Bock“ hatten , wie man gerne in der Branche sagt. Der 31-jährige Larsen beweist in „The mother, the son, the rat and the gun“ ( übersetzt: „Die Mutter, der Sohn, die Ratte und die Kanone“) eindrucksvoll, was Indie ganz fernab des Mainstreams leisten kann. Aber sein Film zeigt auch, dass sich erzählerische Schwächen ohne Hollywood-Effekthascherei schnell offenbaren. Der Film wird am Freitag noch einmal beim Snowdance Independent Filmfestival in Landsberg gezeigt.

    Genrekino: „The mother, the son, the rat and the gun“ macht großen Spaß

    „The mother, the son, the rat and the gun“ ist ein Actionfilm, den man sich anschaut und dabei einfach nur Spaß hat – sofern einem das Genre gefällt. Interessierte sollten wissen: Der Film ist nichts für schwache Nerven – wirklich brutal wird es aber nur in einer Szene, wo selbst manch hart gesottene Kinobesucher wegschauen müssen. Hat man diese Szene überstanden, so steht einem ereignisreichen Kinoabend mit viel Nervenkitzel nichts mehr im Weg.

    Filmemacher Philip Larsen hat sich eine zerfahrene, aber stringente Story ausgedacht.
    Filmemacher Philip Larsen hat sich eine zerfahrene, aber stringente Story ausgedacht. Foto: Larsen

    „Es ist kompliziert“, könnte man sagen, um die Handlung nur in wenigen Worten wiederzugeben. Auch, weil es mehrere Erzählstränge gibt, die Protagonisten wechseln sich im Laufe der 113 Minuten ab. Eine Nebenrolle entwickelt sich schließlich zur Hauptfigur – was einen Hintergrund hat, der einem erst relativ spät klar wird. Als Zuschauer kommt man trotzdem gut mit, die Erzählweise ist zerfahren, aber stringent. Der Film erinnert an die Dramaturgie einer Serie – nur, dass sie statt in mehreren Folgen in einem einzigen Spielfilm zusammengeführt wurde.

    Clan-Oberhaupt erschossen: War es ein Inside-Job?

    Um was geht es: Da ist eine ukrainischstämmige, sehr kriminelle und einflussreiche Großfamilie. Sie lebt und wirkt in der Londoner Metropolregion. Drogengeschäfte, Waffenschmuggel und Auftragsmorde gehören zum Tagesgeschäft. Wer zur Familie gehört, bekommt einen schwarzen Kreis an die Innenseite des Unterarms tätowiert. Doch die Familie rutscht in eine tiefe Krise. Das Clanoberhaupt wird erschossen – einfach so am helllichten Tag beim Golfspielen. Wer hat das getan? War es vielleicht ein Inside-Job?

    Als Teil der Familie, erhält man ein markantes Tattoo.
    Als Teil der Familie, erhält man ein markantes Tattoo. Foto: Larsen

    Mutter Gertrude (Mary Conlon) übernimmt die Führung, wird dabei unterstützt von ihrem Sohn Max, dargestellt von Oliver Devoti. Doch Max kommt über die Ermordung seines Vaters und Vorbilds nicht hinweg. Er will den Mörder rächen – oder war es gar eine Mörderin?

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

    „Vertraue niemandem“, gibt Mutter Gertrude ihrem Sohn mit auf den Weg, die fortan nicht mehr nur Hausfrau sein kann, sondern die vor allem mafiösen Geschäfte ihrer Familie steuern muss. Sie merkt aber, dass sie ihrer Aufgabe nicht gewachsen ist. Sie sei eine verweichlichte Frau mit einem weichen Herz, sagt sie und beschließt, ein Exempel zu statuieren, damit die Familie ihr mehr Respekt zollt. Sie lässt Ritchie (Stephen Oswald) hinrichten, weil er angeblich ein Spitzel der Polizei sei. Max, ein guter Freund Ritchies kann das gar nicht fassen. Die Familie ist ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten. Eine V-Frau (Chabris Napier-Lawrence) mit dem Decknamen Rose wurde längst in den Clan eingeschleust. Bloß nicht auffallen, lautet das oberste Gebot. Ihre Mission gleicht der eines Marathons.

    Filmkritik: Napier-Lawrence prädestiniert für James-Bond-Nachfolge

    Fazit: Es muss in Spielfilmen nicht immer ein gesellschaftskritisches Statement gesetzt werden. Auch politische Botschaften müssen nicht immer mitgeteilt werden. Es reicht auch mal, das Publikum zwei Stunden lang zu fesseln – so wie es „The Mother, the Son, the Rat and the Gun“ macht. Der Schluss plätschert allerdings nur vor sich hin, es wird Zuschauerinnen und Zuschauer geben, die enttäuscht sind und lieber einen finalen Showdown sehen würden. Besonders gut gefällt, dass der Thriller ein wenig feministisch angehaucht ist und so perfekt in die Zeit passt. Chabris Napier-Lawrence spielt mit Bravour eine zwar von außen stark wirkende Agentin, die aber vor allem eines ist: Ein ganz normaler Mensch mit Gefühlen, Ängsten und Trauer. Ein Mensch, der scheitern kann. Napier-Lawrence wäre prädestiniert für die James-Bond-Nachfolge.

    „The Mother, the son, the rat and the gun“ (FSK18) läuft am Freitag um 22 Uhr im Stadttheater Landsberg. Karten sind an der Abendkasse erhältlich. Weitere Infos unter www.snowdance.net.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden