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Landsberg: Schweißtreibender Abend im Stadttheater Landsberg

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Schweißtreibender Abend im Stadttheater Landsberg

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    Hazmat Modine sind seit 25 Jahren unterwegs.
    Hazmat Modine sind seit 25 Jahren unterwegs. Foto: Christian Rudnik

    Das Abenteuer Hazmat Modine begann im Jahr 1998. Damals stürzten sich Wade Schuman und Randy Weinstein kopfüber in ein Projekt, das einerseits die Exotik der Weltmusik zum Ausdruck bringen sollte und andererseits doch auch für ein lokales Ereignis stand. Wo sich diese scheinbaren Gegensätze vereinbaren lassen? Natürlich, nur in New York, diesem Schmelztiegel der Kulturen und Ethnien. Brassbands aus Westafrika treffen inhaltlich auf mongolische Oberton-Ensemble, osteuropäische Folklore geht eine Verbindung mit dem Swing-Phänom Cab Calloways ein, Reggae und Blues sind eine Seite der Medaille, und ein wenig zappaesk wirkt das Ganze dann auch noch. Mit diesem Klangkaleidoskop lösten Hazmat Modine von Beginn an Begeisterung auf Festivals in Australien, bei Großkonzerten in China, in skandinavischen Jazzclubs – oder, wie schon zum wiederholten Mal, am Samstagabend im Landsberger Stadttheater aus. 

    Impressario Edmund Epple ließ es sich nicht nehmen, den Dompteur Schuman samt seiner sechsköpfigen Kapelle noch einmal an den Lech zu holen. Der Erfolg gibt ihm recht. Wie schon in der Vergangenheit war das Publikum schier aus dem Häuschen. Der Spiritus Rector dieses manchmal an einen Musikzirkus erinnernden Unternehmens lotste Band und Publikum durch einen Irrgarten von populären Takten und Harmonien, spielte mit der Kapelle Jazz und Klezmer, Funk und Folk, Country, keltische Instrumentals, oder derben Rock ’n’ Roll – Grenzen gelten für Schuman nicht. „Ich bin sozusagen musikalisch ‚polyamorös‘. Ich liebe einfach viele unterschiedliche Klänge und fühle, dass alles irgendwie miteinander verknüpft ist“, erzählte er vor einiger Zeit in einem Interview. 

    Hazmat Modine kommt immer wieder nach Landsberg

    Wichtig ist für ihn immer die Qualität der Musik, wobei das Können seiner Musiker stets im Vordergrund steht. Und dieses Können ist tatsächlich beeindruckend. Della Penna, ein vorzüglicher Meister an der Gitarre, am Banjo, an der Ukulele. Daisy Castro begleitet und soliert fantastisch auf der Violine und singt mit zarten Schmelz etliche der Country-Balladen im Programm. Pamela Fleming ist eine überzeugende Trompeterin. Klar im Ton, ohne Vibrato, immer straight nach vorn spielend – so hatte sie schon Erfolg bei La Monte Young, mit Gov't Mule oder mit den Metropolitan Klezmer. 

    Saxofon, Flöte und Klarinette sind verlässliche Utensilien bei dem aus Berkeley stammenden Steve Elson. Schlagwerker ist der Kanadier Patrick Simard, der die ganze Palette an stilistischen Herausforderungen zurückhaltend umsetzt: Jazz, afrikanische Trommelrituale, Funk und Soul und Reggae. Den Basspart hat schon seit der Entstehung der Band der große Joseph Daley am Sousafon inne. Seine Arbeitgeber bisher: Sonny Rollins, Anthony Braxton, Carla Bley, Tadsch Mahal, Gil Evans. Diese Namen machen seine Ausnahmestellung deutlich. Er ist schon eine Legende, die sich im Hintergrund der Bühne zurückhaltend bewegte und die dunkleren Basssounds steuerte.

    Hazmat Modine werden im Landsberger Stadttheater zum Live-Erlebnis

    Die Discografie von Hazmat Modine ist für eine Band, die über ein halbes Jahrhundert existiert, überschaubar. Das liegt einzig daran, dass Hazmat Modine ein Live-Erlebnis sind. Denn man muss diese Kapelle auf der Bühne erleben, wie sie mit einer Selbstverständlichkeit das Schubladensystem lustvoll durcheinanderwirbelt. Wade Shuman treibt die Band wie ein Motor an, dem nie der Kraftstoff auszugehen scheint: „Wenn wir unterwegs sind, ist alles sehr intensiv, wir haben fast keinen Tag Pause. Das ist unser Job.“ Ein schweißtreibender Job – für Band und Publikum. 

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