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Landsberg: Landsberger Römerhang-Prozess: Mord aus Eifersucht?

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Landsberger Römerhang-Prozess: Mord aus Eifersucht?

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    Am Landsberger Römerhang hat es im Frühjahr 2021 einen Mordfall gegeben. Jetzt stehen drei Angeklagte in Augsburg vor Gericht.
    Am Landsberger Römerhang hat es im Frühjahr 2021 einen Mordfall gegeben. Jetzt stehen drei Angeklagte in Augsburg vor Gericht. Foto: Peter Fastl (Symbol)

    Das Motiv klingt banal: Aus Eifersucht soll ein 26-Jähriger am Römerhang in Landsberg umgebracht worden sein. Das geht aus der Anklage hervor, die am Donnerstag, 29. September, vor dem Landgericht Augsburg von der Staatsanwaltschaft vorgelesen wurde. Vor der Strafkammer unter Vorsitz von Richter Roland Christiani müssen sich drei Angeklagte einem wohl langwierigen Prozess stellen, denn sie wollen zunächst nicht aussagen. Bislang war kaum etwas zu den Tathintergründen bekannt. Die Anklage bringt nun Licht ins Dunkel.

    Drei junge Männer sitzen adrett gekleidet auf der Anklagebank und wirken gefasst, als Staatsanwalt Thomas Junggeburth die ihnen zur Last gelegten Taten vorträgt. Der Hauptangeklagte wird beschuldigt, einen Menschen aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch mit einem Messer getötet zu haben. Seinem mutmaßlichen Komplizen wird Nötigung in Tateinheit mit unerlaubtem Führen einer Schusswaffe vorgeworfen und dem dritten Angeklagten Beihilfe zur Nötigung.

    So kam es laut Staatsanwaltschaft zum Mord am Römerhang

    Die Vorgeschichte offenbart ein undurchsichtiges Beziehungsgeflecht. Sie zu erzählen, wenn auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft, ist wichtig, schließlich wird demnach das Liebesnest zum Tatort.

    Da ist der ursprünglich aus Landsberg stammende junge Mann, das spätere Opfer, der mit seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind in Sachsen lebt. Doch ab und zu verschlägt es ihn in die Heimat. Die Staatsanwaltschaft sagt ihm eine Affäre nach, die sich im Jahr 2020 über mehrere Monate gezogen haben soll und Anfang 2021 neu entflammt. Doch die Affäre endet, da sich der Mann nicht von seiner Freundin trennen will.

    Es bleibt nicht die einzige Liebschaft der Frau. Die Landsbergerin wohnt am Römerhang, dem späteren Tatort – und soll zu einem späteren Zeitpunkt noch vor Gericht aussagen. Anfang Mai 2021 und damit nur zwei Wochen vor der Tat lernt sie den Hauptangeklagten kennen, so die Staatsanwaltschaft. Er, angetan von seiner neuen Bekanntschaft, will direkt eine feste Beziehung eingehen. Sie lehnt dies jedoch ab. Zur gleichen Zeit wohnt auch der zweite Angeklagte – und laut Anklageschrift spätere Komplize – in ihrer Wohnung.

    Am Donnerstag, 13. Mai 2021, trifft das spätere Opfer das erste Mal auf seinen mutmaßlichen Mörder. Der ehemalige Geliebte ist wieder spontan zu Besuch und flirtet mit der Landsbergerin in Anwesenheit des Hauptangeklagten. Dieser ist eifersüchtig und es kommt schließlich zu einer verbalen Auseinandersetzung. Nachdem der Besuch aus Sachsen die Wohnung verlassen hat, soll der Hauptangeklagte gesagt haben, dass er den Nebenbuhler "am liebsten abstechen" würde.

    Mord am Römerhang: Täter sei mit Messer bewaffnet gewesen

    Zwei Tage später ereignet sich die Bluttat. Der 26-Jährige will eigentlich wieder nach Sachsen aufbrechen, hat aber offenbar seinen Autoschlüssel verloren. Die ehemalige Geliebte soll ihn stattdessen fahren, um den Ersatzschlüssel für sein Fahrzeug zu holen.

    Doch die drei Angeklagten bekommen das mit. Sie wollen dem Mann eine Lektion verpassen und planen die gemeinsame Tat, so die Staatsanwaltschaft: Am Abend fahren sie mit einem Taxi von der Landsberger Innenstadt aus zur Wohnung der Zeugin. Sie haben einen Wohnungsschlüssel. Der Hauptangeklagte versteckt ein langes Küchenmesser in seinem Pullover, sein Komplize ist maskiert und mit einer Pistole bewaffnet. Sie überraschen den Nebenbuhler in der Wohnung. Der dritte Angeklagte steht vor dem Eingang und soll eine mögliche Flucht verhindern.

    Dort treffen sie zudem auf die Geliebte, deren Schwester und eine Freundin. Die Frauen werden vom Hauptangeklagten angeschrien, sie sollen die Wohnung verlassen. Schwester, Freundin und der dritte Angeklagte fliehen. In der Wohnung zieht sich die Wohnungsinhaberin noch die Schuhe an, als der Angeklagte sich laut Anklage nunmehr spontan dazu entschließt, seinen vermeintlichen Rivalen endgültig loszuwerden und diesen zu töten. Er soll seinen Komplizen mit den Worten "Knall ihn ab!" aufgefordert haben, diesen zu erschießen. Der zweite Angeklagte versucht den Hauptangeklagten zum Gehen zu bewegen und verlässt schließlich alleine die Wohnung. Doch der Hauptangeklagte sticht laut Ermittlungen unmittelbar danach auf den unbewaffneten Mann ein, sieht die lebensgefährliche Verletzung und flüchtet dennoch gemeinsam mit dem zweiten Angeklagten vom Tatort.

    26-Jähriger stirbt an Organversagen im Klinikum Landsberg

    Dem Opfer gelingt es danach noch, sich mit der heftig blutenden Unterleibsverletzung nach draußen zu begeben, und bricht dort zusammen. Zwei Tage später, am 17. Mai 2021, stirbt der 26-Jährige im Klinikum Landsberg an Organversagen. So weit der Tathergang laut der Staatsanwaltschaft.

    Die Ermittlungen der „EG Römerhang“ der Kripo Fürstenfeldbruck führen schließlich schon bald zu einem Fahndungserfolg. Drei tatverdächtige Männer, die zum damaligen Zeitpunkt alle 24 Jahre alt waren, konnten am Mittwoch, 19. Mai 2021, festgenommen werden: einer in Augsburg, die beiden anderen in der ungarischen Großstadt Györ. Zeitweise saßen alle drei Verdächtigen in Untersuchungshaft. Mittlerweile ist nur noch der Hauptangeklagte in der JVA Gablingen.

    Als Nebenkläger sind die Schwester des Opfers und dessen Partnerin zugelassen, die das gemeinsame Kind vertritt. Mutter und Kind werden vom Landsberger Rechtsanwalt Joachim Feller anwaltlich vertreten. Der nächste Verhandlungstermin ist am 19. Oktober.

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