Das ist eine faustdicke Überraschung: Jonas Pioch, der langjährige Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der Landsberger Mitte, wechselt zur SPD-Fraktion. Unsere Redaktion hat mit ihm sowie mit Wolfgang Weisensee und Hans-Jürgen Schulmeister, beide von der Landsberger Mitte, über den Schritt gesprochen.
"Ich glaube, dass es künftig das richtigere Team ist", sagt Jonas Pioch über seinen Wechsel zur SPD-Fraktion. In dieser politischen Umgebung könne er Familie, Beruf und Kommunalpolitik am besten vereinen. Näher möchte er nicht auf die Gründe für seinen Wechsel eingehen. Mit Pioch, der seit 2008 Mitglied des Stadtrats ist und seit 2014 im Kreistag sitzt, und dem Anfang April überraschend verstorbenen Axel Flörke verliert die Landsberger Mitte innerhalb kürzester Zeit zwei prägende Figuren.
Der langjährige Stadtrat Hans-Jürgen Schulmeister, der in der jüngsten Sitzung des Stadtrats als Listennachfolger von Axel Flörke vereidigt wurde, bezeichnet den Schritt von Jonas Pioch als überraschend, möchte sich aber nicht näher dazu äußern. Anders Wolfgang Weisensee: "Ich bin erstaunt und finde den Stil befremdlich", sagt er gegenüber unserer Redaktion. Man sei eigentlich bei einem Treffen vor der jüngsten Stadtratssitzung im Guten auseinandergegangen.
Beim dem Treffen ging es laut Informationen unserer Zeitung um die künftige Aufteilung der Aufgaben im Stadtrat. Nachrücker Hans-Jürgen Schulmeister sei für die von Axel Flörke wahrgenommenen Referats- und Ausschussposten nicht infrage gekommen, so Weisensee. Also musste eine neue Aufgabenverteilung her und auch mit den anderen Fraktionen abgesprochen werden.
Innerhalb der Fraktion der Landsberger Mitte war offenbar das Amt des Fraktionsvorsitzenden ein Thema, der gleichzeitig Mitglied des Ältestenrats ist. Pioch wollte laut Weisensee Mitglied des Bauausschusses bleiben, gleichzeitig wurde er in der Stadtratssitzung als Verbandsrat in die Verbandsversammlung des Zweckverbands der Sparkasse (als Nachfolger des ausgeschiedenen Ludwig Hartmann, Grüne) bestellt. Im Ältestenrat hätte sich Pioch mit Schulmeister als Stellvertreter abwechseln sollen, so Weisensee. "Er hat sich selbst ins Aus gestellt", sagt Wolfgang Weisensee über Jonas Pioch. Er habe ihm und Schulmeister keine Chance gegeben, als Fraktion zusammenzuarbeiten. Weisensee lobt Pioch als politisch klugen Kopf, der als Fraktionsvorsitzender gute Arbeit geleistet habe.
Einen Wechsel gibt es auch bei der Fraktion der Grünen
Einen Wechsel gibt es bekanntlich auch bei der Fraktion der Grünen, wo Landtagsabgeordneter Ludwig Hartmann sein Amt als Stadtrat niedergelegt hat. Ihm folgt der Innenarchitekt Roger Mandl nach, der unter anderem Beirat im Wessobrunner Kreis ist. Auch er wurde in der jüngsten Stadtratssitzung von Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) vereidigt.
In der Sitzung wurden auch einige Referats- und Ausschussposten neu vergeben. Begehrt war dabei das neu geschaffene Referat für Kultur, Erwachsenenbildung und Museen, um das sich Ursula Schaller (SPD), Heidi Reiser (Grüne) und Roger Mandl (Grüne) bewarben. In der namentlichen Abstimmung setzte sich Ursula Schaller durch. Neue Referentin für Tourismus und Heimatpflege ist Ulla Schäfer (FDP), neuer Referent für Freizeit, Naherholung und öffentliche Anlagen Jonas Pioch (als Nachfolger von Ursula Schaller). Mit dem Ausscheiden von Ludwig Hartmann als Stadtrat musste auch der Verwaltungsrat der Stadtwerke neu besetzt werden. Dort vertritt künftig Hartmanns Bruder Moritz, gleichzeitig auch Zweiter Bürgermeister der Stadt, die Fraktion der Grünen.
Mit dem Wechsel von Jonas Pioch zur SPD-Fraktion dürften nun aber erneut Änderungen notwendig sein, schließlich verliert die Landsberger Mitte einen Sitz, während die SPD einen dazu gewinnt. Einfluss hat der Wechsel nicht nur auf Ausschüsse und Referate, sondern zum Beispiel auch auf die Besetzung der Verbandsversammlung des Zweckverbands der Sparkasse.