Am 27. und 28. April 1945 nahmen amerikanische Truppen Landsberg ein und überschritten den Lech in Richtung München. Die genauen Geschehnisse in der Region waren bisher nur bruchstückhaft überliefert und von subjektiven Wahrnehmungen überlagert. Oberstleutnant a.D. Gerhard Roletscheck, Zweiter Vorsitzender des Historischen Vereins Landsberg, zeichnete die letzten Kriegstage in Landsberg nun in einem sehr gut besuchten Vortrag im Pfarrzentrum Mariä Himmelfahrt nach.
Schon Wochen vor dem Eintreffen der Amerikaner hatte es geheime Besprechungen gegeben, um die Kreisstadt am entscheidenden Tag kampflos übergeben zu können. Neben Wehrmachts-Major Wilhelm Iacob waren daran auch Bürgermeister Dr. Karl Linn, Polizeichef Max Fellner und der Obsthändler Johann Pfannenstiel beteiligt. Die Amerikaner selbst setzten Anfang April zwei Agenten bei Raisting ab, um mehr über die deutsche Verteidigung zu erfahren. Beide Gruppen fanden über den Sägewerksbesitzer Jakob Kink zueinander.
Gleichzeitig liefen aber auch Vorbereitungen von NSDAP und Wehrmacht, die Lechstadt zu verteidigen. Panzersperren wurden errichtet und sabotiert. Nach der Freigabe der Nahrungsreserven der Wehrmacht sowie der Stadt wurden die Verantwortlichen in München vor der Partei und einem Standgericht zur Verantwortung gezogen. Die Angeklagten wurden freigesprochen. Nur Major Iacob wurde durch ein Femegericht in Landsberg zum Tode verurteilt. In der Nacht entging er knapp durch eine Flucht der Vollstreckung.

Am 25. April übernahm der Kommandeur des Werfer-Regiments 84 die Befehlsgewalt zur Verteidigung Landsbergs. Von nun an wurden Flakgeschütze am Lechhochufer aufgebaut und zurückströmende Wehrmachtssoldaten zum Dienst herangezogen. Trotz aller Bemühungen der Widerstandsgruppe kam es beim Vormarsch der Amerikaner in die Stadt zu kleineren Gefechten, die auch etwa 100 Opfer forderten. Als die US-Soldaten bereits in der Katharinenstraße vorrückten, wurden die beiden Lechbrücken gesprengt. Ein Maschinengewehr auf dem Schlossberg und US-Panzer am alten Eisstadion am heutigen Hindenburgring lieferten sich ein kurzes Feuergefecht, bei dem das Bayertor seine linke westliche Zinne verlor.
In den Morgenstunden des 28. April überquerten die Amerikaner schließlich den Lech über die Staustufe am Wildpark und die nur wenig zerstörte Kauferinger Eisenbahnbrücke. Nun konnten sie auch die östliche Stadthälfte einnehmen und weiter Richtung Ammersee und München vorstoßen. Es kam zu weiteren Scharmützeln im Landkreisgebiet, die den Vormarsch der Amerikaner jedoch nicht mehr aufhalten konnten. Viele Tote forderten aber noch der tragische Luftangriff der Air Force bei Eresing und Hurlach sowie der Angriff der französischen Luftwaffe in Schwabhausen.
In seinem Vortrag schilderte Gerhard Roletscheck nicht nur die militärischen Ereignisse in und um Landsberg, sondern auch auf die Befreiung der KZ-Außenlager und ihrer Insassen. In deutlichen Worten würdigte er aber vor allem die Widerstandsbemühungen Landsberger Bürger, von Amtsträgern wie Major Iacob bis hin zu unbekannten Heldinnen wie jener Frau, die einen KZ-Wachmann, der Häftlinge schikanierte, auf offener Straße mit ihrer Handtasche verprügelte. Der Vortrag von Gerhard Roletscheck wird ausführlich als Aufsatz in den Landsberger Geschichtsblättern 2025 abgedruckt, die im kommenden April erscheinen werden. (AZ)
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