Der litauische Überlebende des KZ-Außenlagers Kaufering Zwi Katz ist tot. Darüber informiert Martin Schmid im Namen des Vorstands von "Gedenken im Würmtal" und der Familie von Zwi Katz sowie als Mitglied von "Gedenken in Kaufering. Zwi Katz sei in der Nacht von Sonntag auf Montag im Alter von 96 Jahren in Israel verstorben ist.
Zwi Katz wurde 1927 in einer jüdischen Familie im litauischen Kaunas geboren. Die Eltern betrieben ein Kinderwarengeschäft und legten großen Wert auf die Bildung ihrer eigenen Kinder. Zwi Katz erinnerte sich immer wieder an eine glückliche, behütete Kindheit, die mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 ein jähes Ende fand. Er musste zusammen mit Mutter, Schwester und weiteren Verwandten ins Ghetto Kaunas umziehen. Hunger, Gewalt und die Angst vor den Mordaktionen der SS prägten das tägliche Leben im Ghetto. Im Juli 1944 verschleppte die SS Zwi Katz zur Zwangsarbeit in den Dachauer KZ-Außenlager-Komplex Landsberg-Kaufering.
Hunger, Erschöpfung und Krankheiten setzten den Gefangenen zu
Dort, im Lager Kaufering I, zwang ihn die SS zu schweren körperlichen Arbeiten, in Nachtschicht und ohne Schutzkleidung mussten die Häftlinge Zementsäcke auf die Baustelle für eine riesige Rüstungsanlage schleppen; Hunger, Erschöpfung und Krankheiten setzten den Gefangenen zu, zahlreiche Mithäftlinge von Zwi Katz starben. Er selbst wurde kurz vor Kriegsende zusammen mit den anderen Gefangenen aus Kaufering in das Dachauer Hauptlager gebracht und von dort auf einen Todesmarsch in Richtung Süden getrieben. Zwei Fluchtversuche misslangen, doch in Waakirchen bei Bad Tölz wurden die Überlebenden am 2. Mai 1945 von Truppen der US-Armee befreit.
Auf abenteuerlichem Weg gelangte Zwi Katz 1948 über Zypern nach Israel und kämpfte dort im Unabhängigkeitskrieg. Zwi Katz lebte zunächst in einem Kibbuz, dort lernte er seine spätere Frau Esther kennen, er nahm eine Anstellung im israelischen Landwirtschaftsministerium an und gründete gemeinsam mit seiner Frau eine eigene Familie. Zusammen mit seiner Frau begab sich Zwi Katz 1987 auf Spurensuche nach seiner Verfolgungsgeschichte in Bayern. Seither reiste er immer wieder nach Deutschland, um als Zeitzeuge von seiner Lebensgeschichte zu erzählen. Oft besuchte er auch die Kaufering und Landsberg.
Zwi Katz setzte sich insbesondere für die Erinnerung an die Todesmärsche ein. Solange es seine Gesundheit erlaubte, nahm er jährlich an den Gedenkveranstaltungen des Vereins „Gedenken im Würmtal“ teil, dessen Ehrenvorsitzender er war. Lange Jahre war er auch stellvertretender Vorsitzende der Vereinigung der Überlebenden der KZ-Außenlager Dachau Landsberg/Kaufering. Für sein Engagement als Zeitzeuge wurde Zwi Katz 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahr 2002 veröffentlichte er sein autobiografisches Buch "Von den Ufern der Memel ins Ungewisse. Eine Jugend im Schatten des Holocaust".