Musik wirkt in ihrer Vielfalt wie ein Kaleidoskop
Omer Klein & Alexej Gerassimez im Landsberger Stadttheater in impulsiver Direktheit. Eine Fülle von Strömungen.
Seine Musik wirkt in ihrer Farbigkeit und ihrer Vielfalt wie ein Kaleidoskop, sowohl was ihren geografischen Background, als auch ihre stilistische Justierung betrifft. Und diese Fülle an Ethnien und Strömungen verbaut er wie selbstverständlich in seiner Kunst. Kein Wunder, wenn Omer Klein und seiner Musik ein ganzes Wochenende in Landsberg gewidmet wird.
Am Samstag war der in Israel geborene Klavierspieler im Stadttheater und hat das Publikum mit Alexej Gerassimez in einen regelrechten Rausch gespielt. Klein als ein Pianist der Superlative - virtuos, energisch, originell und trotzdem innig. Gerassimez als ein Schlagwerker zwischen und mit den Rhythmen jonglierend - präzise, verlagernd, flexibel, voller Empathie. Beide präsentierten ein prachtvolles Programm, das sich wie ein Mosaik aus unterschiedlichsten Versatzstücken nährte. Aus Jazz und Klassik, aus Moderner Musik und Blues, aus Folklore und jeder Menge spontaner Ideen. Inspirieren lassen haben sich die beiden speziell für dieses Programm von Igor Strawinsky und seiner Ballettmusik „Feuervogel“.
Strawinsky schrieb dieses Stück 27-jährig in Paris, wo es am 25. Juni 1910 im Théatre National de l´Opéra mit großem Erfolg aufgeführt wurde. Es begründete den Ruhm des vielleicht originellsten und einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Omer Klein und Alexej Gerassimez verzichteten aber darauf, das gesamte Stück von seiner originalen Partitur ausgehend zu interpretieren. Sie ließen sich hingegen von einzelnen Sequenzen, Motiven, Strukturen inspirieren und nutzten diese für gemeinsame Wanderungen durch die unterschiedlichsten Klanglandschaften. Zudem hatte jeder von ihnen noch einige eigene Kompositionen im Gepäck, sodass der Dialog einem breiten stilistischen Spektrum entsprach, in dem jeder von ihnen musikalisch voll auf seine Kosten kam.
Der Künstler sprüht vor Vitalität
Alexej Gerassimez kommt aus der Klassik. Die Fülle seines Raum einnehmenden Instrumentariums kann dabei schon den Gedanken an Schwerstarbeit aufkommen lassen. Doch der in Essen geborene Schlagwerker fliegt mit einer Leichtigkeit über Felle, Becken und Klangplatten, wechselt völlig gelassen die Positionen zwischen Vibrafon und Schlagzeug, dass hier schon seine Umsicht und Offenheit deutlich wird. Erst recht in der Umsetzung der musikalischen Vorgaben und den Intervallen freier Kommunikation mit Omer Klein. Der sprüht am Klavier vor Vitalität, fühlt sich im Zuwerfen von musikalischen Ideen mit seinem Bühnenpartner sichtlich wohl. Er hält beeindruckend die überwältigende Balance zwischen pianistischer Ausgelassenheit und intellektueller Kontrolle. Er interpretiert die Themen mit Gerassimez unisono, lässt sich von diesem auch inspirieren und gibt problemlos die Führung im Miteinander ab. Es ist zeitweise eine Art freie Kommunikation, die zwischen den notierten Teilen des Programms ungemein erfrischend und vital wirkt. Es sind eben keine abgelegten standardisierten Zitate und erst recht keine egozentrischen Allüren, die den Auftritt begleiten. Es ist ein Programm des respektvollen Musizierens auf absoluter Augenhöhe, eine impulsive Direktheit, die das Publikum zu Recht begeisterte.
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