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Landsberg: Martin Paulus: Eine unerschöpfliche Schaffenskraft

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Martin Paulus: Eine unerschöpfliche Schaffenskraft

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    Kunstpreisträger Martin Paulus. Die Figuren im Bild, links: "Der Statist", rechts: "Kopf mit Stern"
    Kunstpreisträger Martin Paulus. Die Figuren im Bild, links: "Der Statist", rechts: "Kopf mit Stern" Foto: Thorsten Jordan

    Der Landsberger Künstler Martin Paulus war 2011 der zweite Preisträger des Ellinor-Holland-Kunstpreises. Nun wird er mit neuen Werken im Altstadtsaal zu sehen sein. Unsere Redaktion durfte im Vorfeld einen Blick in das Haus des Künstlers werfen, das zugleich Atelier und Museum ist

    Es ist der unerschöpflichen Schaffenskraft von Martin Paulus geschuldet, dass sich Werk an Werk in seinem Haus in Landsberg reiht, das die Epochen seines Wirkens aufzeigt. Dabei widmet sich Paulus nicht nur der Malerei. Er arrangiert und kombiniert Materialien, die früher einmal einen anderen Verwendungszweck hatten, neu und schafft damit Irritation, Assoziation und Anregung. „Materialien, die ich vorfinde oder erhalte, sind Geschichtsträger“, sagt Paulus. Früher waren häufig Fotos der Ausgangspunkt für seine Werke. So legte auch das Schwarz-Weiß-Foto aus der Zeit der Naziherrschaft, das das Bayertor mit dem Banner „Juden sind hier unerwünscht“ zeigt, den Samen für das dreiteilige Bild, das die Jury 2011 überzeugte und Martin Paulus den Ellinor-Holland-Kunstpreis einbrachte.

    Insbesondere die neuere Geschichte von Landsberg regt den in der Landsberger Weststadt geborenen Paulus immer wieder zu historischen Projekten an. So mündet bei ihm die Beschäftigung mit der Vergangenheit nicht nur in künstlerischen Werken, sondern auch in Fotografien, Essays und Büchern, von denen einige in den letzten Jahren zusammen mit seinem Bruder Stefan Paulus und Historikerin Edith Raim entstanden. „Das leere Haus – Spuren jüdischen Lebens in Schwaben“ gehört dazu und ebenso „Ein Ort wie jeder andere“ mit Bildern vom Leben in Landsberg zwischen 1923 und 1958. Die Nachkriegszeit, in der Paulus aufwuchs, ist ihm noch lebhaft in Erinnerung, und so konnte vieles von dem, was er oder seine Familie erlebte, den Hintergrund bilden zu seinem neuesten Buchprojekt, das er ebenfalls mit Raim und seinem Bruder eben in diesen Tagen zum Abschluss bringt: Ein Fotoband mit bisher unveröffentlichten Fotos von Johnny Cash aus seiner Zeit als amerikanischer Soldat in Landsberg. „Cash in Bavaria“ heißt der zweideutige Titel.

    Kunstpreisträger Martin Paulus. "Jede Stunde verletzt"
    Kunstpreisträger Martin Paulus. "Jede Stunde verletzt" Foto: Thorsten Jordan

    Ein Gang durch das Paulus-Haus heißt, immer wieder erstaunt zu sein ob der Kreativität, mit der der Künstler Dinge neu arrangiert. Häufiges Motiv ist der menschliche Kopf. Einige der Köpfe werden auch im Altstadtsaal zu sehen sein. In ihrem früheren Leben dienten sie einmal als Perückenträger und standen in einem Theaterfundus. Paulus erschuf aus ihnen den „Kopf mit Stern“, ein Holzkopf mit einer Halskrause aus hölzernen Wäscheklammern, einem metallenem Gehäuse als Ohr. Wo früher mit dem Schnitzmesser ein Auge angedeutet war, hält heute eine Schraube eine Installation, die wie eine Halterung mit Mikrofon wirkt. Gleich nebenan steht sein Gefährte „Der Statist“, ein textiler Kopf, gefangen in einem Eisengestell mit markanten Ohren. Fünf weitere Köpfe warten darauf, als „Zeugen“ auf einer langen Tischplatte montiert zu werden, viele davon ohne Augen, was sie wohl bezeugen können oder wollen? „Das Bett“ ist ein Gemälde auf einem alten Leintuch mit ungewöhnlichen Abnähern, in einem Rot, das gruselig wirkt. Daneben ein kleinformatigeres Bild „Die rote Pilotin“. Feucht glänzen die Farben noch auf dem kleinsten der Bilder, die Paulus vorbereitet. Wichtig ist ihm die Variation der Größen der Werke, so wird Spannung erzeugt. Jedoch nie beliebig: alle Werke stehen miteinander in Verbindung.

    Das Programm des Ellinor Holland Kunstpreises

    Die Ausstellung mit den bildenden Künstlern ist im Altstadtsaal der VR-Bank Landsberg-Ammersee ab 18.30 Uhr zu sehen. Die Versteigerung und Verleihung des Ellinor-Holland-Kunstpreises findet dort ab 21 Uhr statt. Vorab kann man im Landsberger Tagblatt per Mail Gebote für die Kunstwerke abgeben. Das Hellmairs steht ebenfalls an diesem Abend ganz im Zeichen der Kunstnacht. Als weiterer Partner des LT kann man hier nicht nur einen Drink genießen, sondern auch Feuerkunst erleben und die Tänzerinnen der Tanzschule Kirschgrün. Ein DJ an der Outdoor-Bar lädt zum Zwischenstopp ein und es gibt eine „Künstler-After-Party“ im Freien. Auch im Foyer findet nach den Auftritten im Theater ab 21 Uhr in dieser Nacht eine Party statt.

    Dominik Wagmann und seine Feuershow im Hellmairs.
    Dominik Wagmann und seine Feuershow im Hellmairs. Foto: glomex

    Was erwartet unserer Besucher beim Ellinor Holland Kunstpreis noch? Eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin Anette Meier Goldmann bei Feller Mielke Rechtsanwälte und ein kleines aber feines künstlerisches Programm im Stadttheater. Dort gibt es Fotografien aus zehn Jahren Kunstpreis von Thorsten Jordan im Foyer des Stadttheaters zu sehen. Das künstlerische Programm an diesem Abend gestalten im Stadttheater ab 18.30 Uhr Maximilian Hofbauer und die Zwillingsschwestern Franziska und Melanie Überreiter am Klavier sowie Kunstpreisträger und Tänzer Dustin Klein mit einer eigens für die Kunstnacht ausgedachten Choreografie. Der Zauberer Louis von Eckstein zaubert ein wenig vor der Versteigerung und auf der Bühne. Und an anderen zauberhaften Orten. Einen Überraschungsauftritt plant die Gruppe "Viva Randerscheinungen". 

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