Warm eingepackt steht Marianne Heiß (66) zusammen mit ihrer Freundin und Unterstützerin Claudia Schwarzer aus Landsberg in der Lechstadthütte. Drei Tage bot sie hier ihre selbstgenähten Taschen zum Verkauf an. Beim Besuch unserer Redaktion am letzten Tag herrschte reger Andrang. „Das sind praktische Taschen für den Einkauf oder für die Badesachen“, erklärt sie einer Dame, die sich für eine der großen Taschen interessiert. „Sie haben fast kein Eigengewicht, sind aber trotzdem stabil und haben eine große Innentasche.“ Vollends überzeugt ist die Kundin, als sie erfährt, dass die Taschen alle waschbar sind – und damit auch nachhaltig. Das sind sie gleich mehrfach, denn Heiß hat sie allesamt aus Stoffresten oder Musterstoffen genäht, die bei ihrem Arbeitgeber Siegfried Heiß Raumausstattung in Rott anfallen und ansonsten im Müll landen würden. Heiß ist gelernte Schneiderin und fertigt im Raumausstattungsgeschäft seit 2003 Gardinen, Polsterbezüge, Persenningen und Abdeckungen nach Maß.
Da sie ihren Beruf zum Hobby gemacht hat, näht sie auch gerne in ihrer Freizeit, vor allem Taschen – für sich selbst, die Familie, aber auch zum Verschenken. „Aber irgendwann hatte jeder eine Tasche, und so habe ich nach einer anderen Lösung gesucht“, blickt sie zurück. Über die Aktion Sternstunden stieß sie auf das Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach – und die Idee war geboren, ehrenamtlich Taschen zu nähen, auf Märkten zu verkaufen und den Reinerlös an das Kinderhospiz zu spenden. Zwölf Jahre ist das nun her, und nach wie vor bleibt Marianne Heiß ihrem sozialen Projekt treu.
Inzwischen ist Marianne Heiß Botschafterin des Kinderhospizes
Inzwischen hat sie sich mit ihren Taschen einen Namen gemacht und manche Kunden suchen auf den Märkten, auf denen sie oft vertreten ist, darunter beim Vilgertshofener Fest, in Langerringen oder beim Pfarrfest in Wessobrunn, speziell ihren Stand. Ein Grund dafür ist die Langlebigkeit der genähten Taschen. Ein anderer die große Materialauswahl, so gibt es stabile Taschen aus Dralon, die ohne weiteres auch Ordner, Laptops oder größere Einkäufe aufnehmen können. Aber auch welche aus dünnem Baumwollstoff, die sich klein machen lassen und so in jede Handtasche passen.
Ein wichtiger Kaufgrund ist für viele treue Kunden, dass sie so das Kinderhospiz finanziell unterstützen können. „Manche Kunden, die gerade keine Tasche benötigen, spenden einfach Geld für das Hospiz“, erzählt Heiß. Und dieses wird dort dringend benötigt, um das besondere Konzept zu finanzieren. Denn anders als bei Hospizen für Erwachsene begleitet das Kinderhospiz die gesamte Familie bereits ab Diagnosestellung einer unheilbaren und lebensverkürzenden Erkrankung – und nicht nur in der letzten Lebensphase. So kommen Familien, auch mit Geschwisterkindern, oft auch mehrfach für entlastende Aufenthalte, maximal 28 Tage im Jahr sind möglich.
Während die Kosten für das Kind über die Krankenkassen abgedeckt sind, müssen die für die Unterbringung der Familie über Spenden finanziert werden. Dazu leistet Marianne Heiß mit ihrer Aktion „Taschen für ein Haus voller Leben“ seit Jahren einen wertvollen Beitrag. Seit 2024 ist sie sogar als Botschafterin des Kinderhospizes St. Nikolaus im Einsatz. Die unheilbar kranken Kinder, die im Hospiz betreut werden, leiden übrigens so gut wie nie an einer Krebserkrankung, wie häufig vermutet wird. Über die Hälfte haben genetische Schädigungen wie beispielsweise neuromuskuläre Erkrankungen, die die Funktion der Muskeln beeinträchtigen. Häufig sind auch Stoffwechselerkrankungen.
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