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Landsberg: Löst das Projekt „Quartier-Pflege“ das Pflegeproblem im Landkreis Landsberg?

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Löst das Projekt „Quartier-Pflege“ das Pflegeproblem im Landkreis Landsberg?

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    Eine Pflegefachkraft zieht einem Klienten einen Kompressionsstrumpf an.
    Eine Pflegefachkraft zieht einem Klienten einen Kompressionsstrumpf an. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Wie in ganz Deutschland fehlen auch im Landkreis Landsberg Pflegekräfte. „Wir laufen in eine Katastrophe, wenn wir jetzt nicht handeln“, sagte Pajam Rais-Parsi von der Koordinationsstelle Seniorenpolitisches Gesamtkonzept im Landratsamt in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Stadtrats. Weniger

    Das Konzept nennt sich „Quartier-Pflege“. Dabei soll haupt- und ehrenamtliche Unterstützung aus der Nachbarschaft im Fokus stehen. Entwickelt wurde es vom gemeinnützigen Verein „Gesellschaft für Gemeinsinn“ mit Sitz in Leipzig. Mit dem Modell „Quartier Pflege“ werde das Ziel verfolgt, den Fachkräftemangel zu lindern, sagte Vorsitzender Dr. Florian Kiel im Sozialausschuss. Nachbarinnen und Nachbarn seien die einzige zahlenmäßig ausreichende Gruppe, die dafür infrage komme. „So entstehen soziale Teilhabe vor Ort und gelebte Pflege in vertrauter

    Pro Pflegefall müssten sich bis zu sechs Nachbarn engagieren

    Pro Pflegefall müssten sich laut dem Konzept drei bis sechs Nachbarinnen und Nachbarn engagieren. Die Koordination und fachliche Begleitung erfolgt durch hauptamtliches Personal. Um anspruchsvolle pflegerische Tätigkeiten würden sich professionelle Pflegekräfte kümmern. Nachbarinnen und Nachbarn könnten sich je nach Wunsch und Tätigkeiten ehrenamtlich, in Teilzeit oder in Vollzeit engagieren, angestellt oder freiberuflich. Ein Beispiel: Einmal im Monat etwas vorlesen ist nach Angaben des Vereins ein Ehrenamt, dreimal in der Woche einkaufen, kochen oder bei der Körperpflege helfen sind Tätigkeiten, die regulär zu entlohnen sind. Die laufenden Kosten für ein Quartier sind laut Kiel durch Mittel aus der Pflegeversicherung gedeckt. Ein Quartier könnte rund 1500 Menschen umfassen. 

    Auch im Landkreis Landsberg steigt die Nachfrage bei Senioren nach Betreuung aller Art.
    Auch im Landkreis Landsberg steigt die Nachfrage bei Senioren nach Betreuung aller Art. Foto: Friso Gentsch, dpa (Symbolbild)

    Ziel des Konzepts ist es, die Einstiegshürden zu reduzieren, außerdem soll es eine klare Aufgabenteilung zwischen Laien (Fürsorge, Hauswirtschaft, bis hin zur Grundpflege) und beruflich Pflegenden (Behandlungspflege) geben. In das Konzept ließen sich auch Menschen mit Demenz oder Menschen mit Behinderung integrieren. Offene Seniorenarbeit, Quartiersmanagement und Pflege könnten verknüpft werden. Die Kosten für die Umsetzung in einem Quartier belaufen sich über drei Jahre auf rund 120.000 Euro, wodurch das Fallmanagement, aber auch die Projektleitung finanziert werden. Im Landkreis soll das Projekt in Erpfting und Geltendorf erprobt werden. Wie Florian Kiel im Sozialausschuss sagte, sind in den ersten drei bis fünf Jahren – je nachdem, wie schnell man die Nachbarschaft mobilisieren könne – Zuschüsse notwendig.

    Pajam Rais-Parsi bezeichnete den Pflegekräftemangel in der Sitzung als zentrale Herausforderung. Ihr sei auch mit mehr Ausbildung und der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland nicht beizukommen. Schon jetzt bekomme man kurzfristig keinen ambulanten Pflegeplatz. Allein von den 650 stationären Plätzen im Landkreis stünden zehn Prozent leer, weil das Personal fehle.

    In Erpfting gibt es eine Nachbarschaftshilfe und eine Seniorenmanagerin

    In Erpfting gibt es bereits eine Nachbarschaftshilfe und mit Irene Bleicher eine Seniorenmanagerin. Für Kiel und Rais-Parsi beste Voraussetzungen, das neue Konzept umzusetzen.

    Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl bezeichnete die „Quartier-Pflege“ als ein innovatives Konzept. „Es ist ein Ansatz, wie wir zu einer Verbesserung der Situation kommen können.“ Petra Kohler-Ettner (CSU) sprach von einem hervorragenden Projekt und Ulla Schäfer (FDP) von einem „wunderbaren Konzept“. Petra Ruffing (

    Mit einer Gegenstimme beschloss der Sozialausschuss, dem Stadtrat die Umsetzung des Projekts in Erpfting für zunächst drei Jahre zu empfehlen. Den Haushalt der Stadt würde es für die Jahre 2024 und 2025 mit 36.000 Euro und für das Jahr 2026 mit 48.000 Euro belasten. Der Stadtrat wird in seiner Sitzung am Mittwoch, 20. September, endgültig über das Projekt entscheiden.

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