Das Adventskonzert der Vokalformation Trinita ist in der Landsberger Vorweihnachtszeit fest verankert. Sara Klein-Schild (Altstimme), Maria J. de la Torre (Sopran) und Petra Sofie Stangl (Mezzosopran) begeistern dabei insbesondere ein Publikum, das das Genre Alte Musik zu schätzen weiß. Lange Zeit hatte die durch Kerzenlicht erleuchtete Johanniskirche im Vorderanger mit ihrer besonderen Akustik einen idealen Rahmen geboten. „Leider ist diese Form adventlicher Abendmusik dort nun dauerhaft gestrichen, von kirchlicher Seite“, zeigt sich Klein-Schild gegenüber unserer Redaktion in einer Stellungnahme (siehe unten) enttäuscht. Die Ursulinenkirche, die Aussegnungshalle am Waldfriedhof und St. Benedikt Sandau schieden aus unterschiedlichen Gründen als Ausweichmöglichkeiten aus. Trinita wird am dritten Adventswochenende daher nicht in Landsberg auftreten. Michael Zeitler, Stadtpfarrer der Pfarrgemeinschaft Mariä Himmelfahrt, bezieht gegenüber unserer Redaktion Stellung. Er sagt: „Für die Wochen rund um Advent und Weihnachten werden wir regelrecht von Konzertanfragen überrollt.“
Das Gesangstrio Trinita habe sich in der Johanniskirche früher „sehr willkommen“ gefühlt, sagt Sara Klein-Schild. So sei etwa das Kerzenlicht für die Adventskonzerte zur Verfügung gestellt worden. Zu den Vorzügen der kleinen Kirche im Vorderanger zähle auch die zentrale Lage in der Altstadt. „Die Menschen hatten die Möglichkeit, vom Weihnachtsmarkt in einen Raum der stärkeren Besinnung zu treten“, sagt die Trinita-Initiatorin aus Landsberg. Der stille und schlichte, zum Teil gregorianische Gesang der Vokalformation bei der adventlichen Abendmusik gehe zurück auf die Wurzeln früher christlicher Musik.
Stadtpfarrer Zeitler: Kirchen sind in erster Linie Gottesdiensträume
Gerade um die Weihnachtszeit sind Landsbergs Kirchen ein beliebter Auftrittsort. Zeitweise fühlt sich Stadtpfarrer Michael Zeitler nach eigener Aussage wie bei der „Konzertagentur Mariä Himmelfahrt“. Die Pfarrgemeinschaft habe Trinita in den vergangenen Jahren immer wieder ermöglicht, in ihren Kirchen zu singen. Sei es in der Johanniskirche, in St. Benedikt Sandau oder in der Schlosskirche in Pöring. „Leider können wir nicht jedes Jahr alle Wünsche ermöglichen, denn für unsere Mitarbeiter sind die Wochen vor Weihnachten die arbeitsintensivste Zeit des Jahres: Da gilt es Blumenschmuck zu besorgen, Christbäume aufzustellen, die Weihnachtskrippe in Szene zu setzen, Sondergottesdienste vorzubereiten, die Kirchenräume zu reinigen und vieles mehr.“ Außerdem sehe die Diözese Augsburg für die Mitarbeiter keine Stunden für externe Konzerte vor. „Die Ermöglichung dieser ist somit ihrem Idealismus zu verdanken.“ Laut Pfarrer Zeitler gilt es, darauf zu achten, die Mitarbeiter nicht zu überlasten.
Der Stadtpfarrer weist zudem darauf hin, dass die Kirchen in erster Linie keine Konzertsäle seien, sondern Gottesdiensträume. „Doch bei näherer Betrachtung habe ich daran selbst so meine Zweifel: In den vergangenen und kommenden Wochen sind in unseren Räumlichkeiten Konzerte von Vocalensemble, Kammerchor, Stadtkapelle, Ignaz-Kögler-Gymnasium, Chor Lickörchen (in Reisch), Chor Frohsinn und am Heiligen Abend Stadtjugendkapelle. Den krönenden Abschluss bildet dann das Silvesterkonzert unseres Kirchenmusikers Winfried Lichtscheidel.“ Darüber hinaus lade die Pfarrgemeinschaft verschiedene Gruppierungen und Musiker ein, die Gottesdienste mitzugestalten.
Stadtpfarrkirche ermöglicht ein „vielfältiges kulturelles Programm“
Weit über 400 Musikerinnen und Musiker spielten dieser Tage in den kirchlichen Räumlichkeiten. „Damit ermöglichen wir neben den Gottesdiensten ein vielfältiges kulturelles Programm und sind damit in und um Landsberg wohl ‚einsame Spitze‘“, sagt Zeitler. Der Stadtpfarrer erklärt vor diesem Hintergrund weiter: „Man muss eben schauen, an welchem Ort, was zu welcher Zeit möglich ist – und nicht immer ist das möglich, was sich jemand gerade wünscht beziehungsweise von einem erwartet.“ In der Vergangenheit habe er dem Trio Trinita auch Alternativen wie zum Beispiel Pöring vorgeschlagen, „was aber nicht immer angenommen worden ist. Des Weiteren hatte ich sie dann auch auf die Klosterkirche verwiesen.“
Diese Ausweichmöglichkeit hatte sich für Trinita zerschlagen. Dazu äußert sich Angelika Urbach, Pressesprecherin der Stadt Landsberg, auf Nachfrage. „Die Ursulinenkirche kann aus Gründen der Verkehrssicherheit aktuell nicht genutzt werden. In der Vergangenheit brachen kleinere Teile der Stuckdecke ab. Um jegliches Gefährdungsrisiko auszuschließen, wurde die Kirche bis auf Weiteres gesperrt.“ Momentan ist laut Urbach der Umfang der zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit erforderlichen Sanierungsarbeiten noch nicht abschätzbar. Ein Statikgutachten sei in Auftrag gegeben. „Bis zu ihrer Sperrung wurde die Kirche angemessen in Inhalt und Umfang sowie in Abstimmung mit der Stadtpfarrei an Kulturschaffende vergeben. Änderungen hierzu sind aktuell nicht geplant.“
Schließlich stand die Aussegnungshalle des Waldfriedhofs als Auftrittsort für das Adventskonzert am Sonntag, 15. Dezember, im Raum. Laut Klein-Schild kam es jedoch nach Missverständnissen zu einer Absage durch das zuständige Referat der Stadt. Trinita erachtete daraufhin St. Benedikt Sandau als „letzten Ausweg“. Doch auch dafür bekam das Gesangstrio keine Erlaubnis. „Es ist bei uns nichts offiziell angefragt worden“, sagt Stadtpfarrer Michael Zeitler. Er verweist darauf, dass im Vorfeld von Konzerten aus Haftungsgründen immer eine Nutzungsvereinbarung zu schließen sei. Und auch die Reinigung im Anschluss sei ein großes Thema. Die drei Frauen werden damit am dritten Adventswochenende lediglich am Samstag, 14. Dezember, ab 16 Uhr in der Kapelle St. Franziskus in Mering singen. Das für Freitag, 13. Dezember, geplante Adventskonzert in der Kirche St. Ulrich in Pestenacker entfällt krankheitsbedingt.
Die Stellungnahme von Sara Klein-Schild im Wortlaut:
„Eigentlich ist der Advent die Zeit offener Tore, Türen und Herzen. Offen für Besinnung, für Zuwendung und für Gemeinschaft im Hören und Erleben vorweihnachtlicher Botschaft. Letzteres war viele Jahre lang ein Anliegen der Landsberger Vokalformation Trinita. Alljährlich war das Adventskonzert in der Johanniskirche ein stiller, aber in seiner Schlichtheit (drei Frauenstimmen, Kerzenlicht) berührender und nachgefragter Termin bei einem Publikum, das Alte Musik und klare Stimmen zu schätzen weiß. Leider ist diese Form adventlicher Abendmusik dort nun dauerhaft gestrichen, von kirchlicher Seite. Der Ausweichort, Landsbergs Ursulinenklosterkirche, ist ebenfalls dauerhaft geschlossen, von städtischer Seite. Hier ist nicht die Ablehnung einer kirchenmusikalischen Darbietung der Grund für den Ausschluss, sondern die Tatsache, dass diese seit Langem vernachlässigte Kirche in der Schlüsselgewalt der Stadt inzwischen so baufällig ist, dass der herabfallende Stuck ein Sicherheitsrisiko darstellt. In Anbetracht geschlossener Kirchentüren und -tore im Herzen der Altstadt Landsberg plante Trinita, in diesem Jahr 2024 in der Aussegnungshalle des Waldfriedhofs zu singen. So stand es auf allen Plakaten. Doch hier kam es nach Missverständnissen zu einer Absage durch das zuständige Referat der Stadt Landsberg. Die Aussegnungshalle sei ausschließlich zur Nutzung für Trauerfeiern vorgesehen. In letzter Minute bot sich St. Benedikt in Sandau für das Adventssingen von Trinita an. Diese Kirche ist als sakraler Ort derzeit bis in die Abendstunden ohnehin geöffnet für die Öffentlichkeit. Als Pfarrer Zeitler davon erfuhr, untersagte er aus reinigungs- und versicherungstechnischen Gründen die abendliche Adventsmusik auch dort.“
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